Wie oft geben der Römer und ich 250€ für Quatsch aus (Quatsch, der sich summiert wie Salatschleudern, die verstauben, Wassersprudler, die die Dame des Hauses unbedingt braucht, etc…).
Warum also nicht einmal 250€ für was sinnvolles ausgeben und Menschen in Not helfen? Von 250€ kann eine albanische Familie einen Monat lang mit Lebensmitteln versorgt werden.
Ein bekannter, albanischer Imam, Elvis Naçi, der sich seit jeher für Wohltätigkeitszwecke einsetzt, sammelt hier:
Das Geld versiegt nicht einfach so, sondern kommt da an, wo es gebraucht wird. Im letzten Jahr hat er beispielsweise ein Krankenhaus gebaut.
Dies ist keine Werbung, kein Betteln um Spenden und keine Aufforderung. Wer möchte, der darf. Und wer nicht möchte, der muss nicht. Ich wollte nur auf ein seriöses Projekt aufmerksam machen, bei dem sich keiner bereichern will.
„Wenn es um euch Kinder geht, wird eure Mama zu einer Löwin.“ sagte meine Mama vor vielen Jahren zu uns. Ich belächelte sie damals. Aber eigentlich hätte sie mich belächeln sollen wegen meiner Torheit.
Es fehlen nur noch wenige Tage, vielleicht auch noch 1-2 Wochen bis der Bambino uns, den Römer und mich , zu Eltern macht. Und ich merke, dass ich immer gereizter werde.
Jemand stößt aus Versehen auf dem noch leeren Weihnachtsmarkt gegen meinen Bauch, weil er nicht geguckt hat? Den knöpf ich mir vor und zwar lautstark. Früher ganz schüchternes Küken – heute angehende Löwenmama. Niemand stößt gegen meinen Bauch – auch nicht aus Versehen.
Das ist auch der Grund, warum ich öffentliche Plätze mittlerweile meide oder sie nur besuche, wenn kaum Menschen dort sind. Im Weihnachtstrubel haben alle Scheuklappen auf und gucken nicht. Nein, danke! Dann geh‘ ich lieber alleine auf einen langen Spaziergang oder bleibe daheim.
Das gleiche gilt für meine Privatsphäre: Ich ziehe mich immer mehr zurück und ertrage nur noch den Römer und einmal die Woche Turtle. Der Eine hat dafür vollstes Verständnis. Der invasive Andere nicht. „Was machst du am Wochenende?“ fragt er. „Ich bin zu Hause und ruhe mich aus. Ich schlafe kaum mehr als 2 Stunden und brauche meine Ruhe.“ ist meine ehrliche Antwort. „Ah, ok. Wollen wir was am Wochenende machen? Vielleicht auf den Weihnachtsmarkt?“ bohrt er nach und ignoriert offensichtlich alles, was ich davor geschrieben habe. „Nein, danke. Ich möchte wirklich meine Ruhe.“ antworte ich knapp. „Dann komm ich einfach bei dir vorbei, okay? Ich hab nämlich am Wochenende nichts zu tun.“ schreitet er mit Scheuklappen voran. „Ich möchte meine Ruhe und mich ausruhen. Aber danke für’s Angebot.“ versuche ich es ein letztes Mal. „Okay, kein Problem. Soll ich Kuchen mitbringen?“ antwortet er.
Ich ignoriere seine Nachrichten von nun an. Wer nicht verstehen will, der wird ignoriert. Meine Nerven sind dünn – sehr, sehr dünn.
Mit Ova schrieb ich heute auch – auch wegen dem Anderen: „Dann kann er sich wenigstens auf die Zeit im Wochenbett einstellen. Da wirst du auch keine Zeit für ihn haben. Da kann er tun, was er will. Jede Stunde, die du dir zum Ausruhen gönnen kannst, ist Gold wert. Und wer kein Verständnis für schwangere Frauen oder Frauen im Wochenbett hat, der hat Pech gehabt. Das kannst du ihm von mir stellvertretend so sagen. Es geht am Anfang in erster Linie um die Bedürfnisse von Mutter und Kind. Eine gute Freundschaft hält das aus.“ erklärt sie mir.
Eigentlich wollte ich heute das gestrige Macho-Gespräch des Römers veröffentlichen. Doch dann kam das heftige Erdbeben in Albanien mit unzähligen Toten und Verletzten.
Und mit dem Erdbeben kam eine Frage bei mir hoch: Warum liest man dazu nichts in unseren deutschen Zeitungen, aber in sämtlichen griechischen, italienischen, englischen und US-amerikanischen Zeitungen kann man davon lesen? Die Krankenhäuser sind voll, ein Großteil der Hafenstadt Durazzo (Durres) ist unbewohnbar.
Wäre die gleiche Sache in Griechenland passiert, hätte es einen riesen Aufschrei gegeben. Hilfe wäre geschickt worden. Aber in Albanien? Nichts. Der deutsche Staat schweigt. Die Zeitungen ebenso.
Italien reagierte sofort und schickte das technische Hilfswerk nach Albanien. Der Kosovo mobilisierte sofort seine Bundeswehr um zu helfen. Auch Griechenland schickte sofort Helfer nach Albanien.
Und hier liest man nicht einmal etwas von diesem Erdbeben. Irgendwie erschreckend.
P.S.: Allen Familienmitgliedern geht es gut. Es gab nur ein paar Risse in den Häusern, aber das Epizentrum war zu weit weg. Die Mutter einer albanischen Freundin, die in Durres wohnt, musste die ganze Nacht draußen schlafen. Es sieht aus wie im Krieg, sagte sie. Ihr Haus blieb dennoch unversehrt. Das kann man von den Häusern der Nachbarn nicht sagen. Die meisten sind zerstört.
Ich liege in der Badewanne. Warmes Wasser plätschert aus dem Hahn, der Badeschaum türmt sich zu monströsen Gebilden auf, die wie Eisschollen an mir vorbeiziehen. Ein Duft von „Lavendel-Deluxe“ lullt mich ein. Zu hören ist nur das leise summen der Belüftung. Ich schließe meine Augen, atme tief ein und noch bevor ich ausatmen kann, zerschneidet ein lautes „Prontoooo“ die Stille wie ein warmes Messer das noch tiefgefrorene Zimtstern-Eis.
„Ma che?! Giovannino! Marco! Dove state?!“ [Ach was?! Giovannino! Marco! Wo seid ihr?!] ruft der Römer. Er sitzt im Wohnzimmer. Seine sonst so angenehme Stimme dröhnt nun bis ins sieben Meter entfernte Bad. Selbst dort hallt sie noch und überdeckt das leise Rauschen der Lüftung.
Ich vermute in diesem Moment, er telefoniert mit seinem Handy – und nicht, wie es die Lautstärke vermuten lässt, mit einem Dosentelefon, das mühsam aus Faden und alten Blechdosen zusammengeschustert wurde. Er schreit förmlich über den Brenner, der Schall trägt seine Stimme wohl weiter über die colli albani, die Albaner Berge, bis sie in Trastevere ankommt. Anders kann ich mir die Lautstärke nicht erklären.
„Si, si! Aspettate! Vi faccio vedere: Questo e‘ il salotto…“ [Ja, ja! Wartet! Ich zeig‘s euch mal kurz: Das ist das Wohnzimmer…] Der Römer erklärt ausführlich unsere Wohnung wie es scheint – per Videotelefonat. „Diese Dosentelefone werden auch immer moderner – sogar mit Video gibt’s die jetzt.“ denke ich und muss über meinen eigenen Witz lachen.
„Maaaa che!“ [Ach was!] donnert es nun aus dem Schlafzimmer. „No, viviamo in una delle città più care di Germania. Non abbiamo una stanza per il bambino!“ [Nein, wir leben in einer der teuersten Städte Deutschlands. Wir haben kein Kinderzimmer!] erklärt er lautstark. Dann hört man ein Lachen.
Nachdem er seine Hausbegehung beendet hat, gehen die zwei echten Römer und der Exilrömer nun dazu über sich gegenseitig zu beteuern wie sehr sie sich vermissen.
„Si, si! Aspetto un mese dopo la nascita del bambino, ma poi vengo subito a Roma. Senza dubbi!“ [Ja, ja! Ich warte ein Monat nach der Geburt des Kindes ab und dann komme ich sofort nach Rom. Ohne Zweifel!] brüllt er weiter ins Telefon. Meine linke Augenbraue huscht nach oben. Anscheinend fragt man in Rom nach, warum er nicht schon früher kommen kann. Doch unser Römer hat sofort eine Antwort parat: „Nooo, guardate: Io devo stare almeno 4 settimane con lei. Devo un po‘ aiutare. Sarà pesante per lei con un neonato!“ [Neeeein, schaut: Ich muss mindestens 4 Wochen bei ihr bleiben. Ich muss ein bisschen helfen. Das wird anstrengend für sie (also mich) mit einem Neugeborenen.]
Aha, anscheinend wir das nur anstrengend für mich. Wie gut, dass ich den Römer habe, der mir unter die Arme greifen kann. Ich verdrehe die Augen und schiebe einen Schaumberg nach links um das Quietsche-Entchen zu erreichen.
Meine Gedanken flüstern mir zu: „Nach vier Wochen will er nach Rom abhauen. Wovon träumt der nachts? Hihi, ich sag’s dir: Bald träumt er von gar nichts mehr, weil unser Bambino ihn nachts wach hält.“ Ich lache. Meine Gedanken beglückwünschen sich für diesen genialen Spruch.
„Non lo faccio piú qui! Devo venire per forza. Guardate, qui in Germania si va al letto alle 22!“ [Ich halt es hier nicht mehr aus! Ich muss unbedingt kommen. Schaut, hier in Deutschland geht man z.B. um 22 Uhr ins Bett.] schallendes Gelächter auf beiden Seiten des Brenners. Schallendes Gelächter aus der Badewanne. „Loooo so!“ [Ich weiß] prustet der Römer. „Poi praticamente la città e‘ morta. La sera non esce mai nessuno.“ [Dann ist die Stadt quasi tot. Abends geht niemand aus.] erklärt der Römer den anderen Römern die verfahrene Situation in „Germania“.
Ich frage mich zwischenzeitlich, ob er in den letzten drei Jahren hier gewohnt hat oder aber in einem kleinen, verlassenen Dorf im Rheingau. Hier geht man aus, hier ist man gesellig und es gibt genug Anlässe NICHT um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Doch um mir diese Frage ausführlich zu beantworten reicht die Zeit nicht. Es geht schon wieder weiter im römisch-germanischen Gespräch.
„Noooo! Ascoltate: La vita non e‘ solo moglie, bambino e lavoro. Io ho bisogno di aria! Devo rispirare l‘aria di Roma, l‘aria d‘Italia. No, no, loro possono stare a casa. Io ho bisogno di passare un po‘ di tempo con voi!“ [Neeein! Hört mal: Das Leben besteht nicht nur aus Frau, Kind und Arbeit. Ich brauche Luft! Ich muss die Luft Roms atmen, die Luft Italiens. Nein, nein, die können daheim bleiben. Ich muss etwas Zeit mit euch verbringen!] röhrt der Römer weiter ins Telefon.
Aha. Macho-Modus an, denke ich – viel zu spät. Jetzt ist bis zum Ende des Gesprächs Hopfen und Malz verloren. Da geht er dahin: In die ewigen Jagdgründe des Sprücheklopfers, der daheim (schwangerschaftsbedingt) nicht mehr als „Si, amore mio. Subito, amore mio.“ [Ja, mein Schatz. Sofort, mein Schatz.] rausbringt. Hier sind also seine 15 Minuten „Alpha Tier“. Es sei ihm gegönnt.
„Hahaha!!!“ lacht es laut. „Ma cheeeee! Certo che mi ricordo. I tempi meravigliosi al campo (de‘ fiori). Con tutti i miei amori… e cuori.“ [Aber was! Natürlich erinnere ich mich. Wunderbare Zeiten auf dem Campo de‘ Fiori. Mit all meinen Lieben… und Herzen/Liebschaften.]
Ich lasse mich tiefer ins Badewasser sinken – nicht ohne meine Augen abermals zu verdrehen. Mein kugelrunder Bauch thront dabei erhaben aus dem Wasser wie ein toskanischer Hügel.
„Allora, ragazzi. Vi prometto di venire a Roma prima possibile, ma adesso devo andare – mia moglie si lamenta.“ [So, Jungs. Ich verspreche euch, dass ich schnellstmöglich nach Rom komme, aber jetzt muss ich los – meine Frau beschwert sich.]
Anscheinend leben der Römer und ich auf zwei verschiedenen Kontinenten der Wahrnehmung. Ich liege selig schweigend in der Badewanne und mache keinen Murks und er behauptet, ich würde mich beschweren, dass er so lange telefoniert. Interessant!
Er grölt seine Verabschiedung über die Alpen und legt auf. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür des Badezimmers einen Spalt breit. „Amooooore, vuoi anche tu un té?!“ [Schatz, willst du auch einen Tee?] fragt er. Ich gucke ihn irritiert an. „Das ist aber nett von dir, wo ich mich doch so beschwert habe, dass du telefoniert hast.“ gebe ich schlagfertig zurück.
Er läuft rot an.
„Das war doch nur, weil ich keine bessere Ausrede wusste um das Telefonat zu beenden.“ gibt er kleinlaut zurück. „Na, wenn das so ist und du mich schon als garstige Ehefrau benutzt, dann hätte ich zum Tee auch gerne Vanille-Kipferl.“ gebe ich spielerisch-gekränkt zurück. „Si, amore mio. Subito, amore mio.“ [Ja, mein Schatz. Sofort, mein Schatz.] kommt zurück und der Römer eilt in die Küche.
Na, solange er nur ein scheinbarer Macho am Telefon ist, ist das schon ok.
Manchmal, ganz selten, aber doch ab und zu, habe ich Lust, folgendes in einem Elternforum zu posten:
“Hallo zusammen, ich habe eine Frage, die mich schon seit längerem beschäftigt. Ich bin schwanger und trinke gerne selbst gemachten Eierlikör. Jetzt hat mir eine Freundin erzählt, dass ich mit dem Verzehr von Eiern aufpassen muss. Was meint ihr? Die Eier sind (theoretisch) nicht roh, aber ich bin doch etwas besorgt. Kann ich weiter meinen Eierlikör trinken oder sollte ich besser auf etwas anderes umsteigen? Ich freue mich auf hilfreiche Antworten.”
Es ist schon etwas her, dass mir ein lieber Kollege diese Geschichte erzählte. Heute ist sie mir wieder eingefallen und ich musste herzlich lachen.
Die Mutter des Kollegen ist Deutsche, der Vater Niederländer. Sie wohnen alle zusammen in Deutschland und der Vater spricht seit vielen Jahren ganz ohne Probleme Deutsch. Doch manchmal macht auch er noch Fehler.
So zum Beispiel, als Vater und Sohn (der Kollege) in einer fremden Stadt im Supermarkt waren. Sie hatten beide Hunger und der Vater, ganz unkomplizierter Holländer, wollte die Kassiererin des Supermarktes nach einem Restauranttipp fragen.
[Um sich die Kassiererin besser vorstellen zu können, gab der Kollege an, dass sie ca. Ende 20, Anfang 30 war, blauen Lidschatten mit rosa Lippenstift und bronzefarbenen Rougebalken kombinierte. Ihre künstlichen Wimpern, so die Vermutung des Kollegen, hatten den Modellnamen “Kehrbesen Deluxe”. Dazu hatte sie lange, pinke und (höchstwahrscheinlich) künstliche Nägel, die ihr gerade noch so erlaubten die Ware über das Band zu ziehen. Das blondierte und gewellte Haar trug sie offen, unterstrichen von Extensions, die über ihre Schultern bis fast zum Steißbein fielen.]
Der Vater, der nun endlich an der Kasse an der Reihe war, fing an sie mit seinem charmanten Akzent zu fragen: „Hallooo junge Frau, eine Frage: Sind Sie hier im Ort bekannt?!“
Die Verkäuferin guckte irriert, lief rot an und verstand nicht, dass der Vater danach fragen wollte, ob sie sich im Ort auskenne. „Also… kennen Sie hier ein Restaurant für uns zwei?“ fragte der Vater weiter. Für ihn war klar, dass sich die Frage auf seinen Sohn und sich bezog. Für die Verkäuferin wirkte es so, als würde der Vater sie anbaggern.
Knallrot und sichtlich aufgebracht gab sie zurück: „Ne! Ich bin nicht im Ort bekannt und kenne auch kein Restaurant für uns zwei!!“
Der Vater verstand die Welt nicht mehr. Sein Sohn musste laut lachen und konnte die Situation schließlich doch noch klären.
Vielleicht bin ich hormonell – das mag sein – aber ich finde diese Anzeige unglaublich berührend. Jemand, der versteht, wie weh es den Kleinen tun kann, wenn der liebste Spielgefährte plötzlich weg ist. So hat er ihn also mit nach Hause genommen und bei Wasser und Futter wartet er auf seinen rechtmäßigen Eigentümer.
Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. So wie gestern, als ich folgende Geschichte in einem Babyforum laß:
„Ich möchte nicht, dass meine Schwiegermutter unser Baby anfasst oder gar küsst. Das habe ich meinem Mann auch ganz offen kommuniziert. Es ist ihr erstes Enkelkind, aber ich möchte es trotzdem nicht. Daraufhin sagte er, dass dann aber keine „Oma“ das Kind anfassen bzw. küssen darf. Ja, klar. Gleiches Recht für alle! Aber, wenn mein Mann nicht da ist und ich allein mit meiner Mutter bin, darf sie natürlich unsere Tochter knuddeln und küssen. Mama bleibt schließlich Mama. Nur meinem Mann darf sie es nicht sagen. Und überhaupt: mit meiner Schwiegermutter habe ich eh kein gutes Verhältnis.“
Ohne die Vorgeschichte der Verfasserin bzw. das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter zu kennen, tat es mir unheimlich Leid für die Schwiegermutter. Im Forum stimmten der Verfasserin 2/3 der anderen Mütter – unter lautem Gezeter über das eigene Schwiegermonster – zu.
Nur eine Mutter schrieb: „Ich habe drei Söhne. Ohne deine Vorgeschichte zu kennen, hoffe ich, dass keiner meiner Söhne jemals eine Partnerin wie dich anschleppt. Es bricht mir das Herz diese Geschichte zu lesen.“
Die Diskussionen gingen voran, es wurde lamentiert, dass die Schwiegermütter sich gar nicht für die Enkelkinder interessierten und distanziert wären usw. usw..
Mich machte die Geschichte unendlich traurig. Sowohl meine, als auch des Römers Eltern leben mehrere hundert bzw. tausend Kilometer entfernt. Sie können nicht mal eben vorbeikommen. So lernen meine Eltern ihren Enkel Ende Januar (frühestens!) kennen – falls mein Vater reisefähig sein sollte – was wir alle sehr hoffen. Die Eltern des Römers lernen ihren Enkel im März kennen, wenn unser Bambino einigermaßen flugfähig ist und ein Immunsystem hat, dass es ihm erlaubt, den zwei Stunden Flug zu überstehen.
Ich wäre unendlich dankbar, wenn meine Eltern bzw. Schwiegereltern unser Bambino, sobald es da ist, sofort kennen lernen könnten. Seit Monaten fiebern sie auf den Geburtstermin hin, OBWOHL sie schon mehrere Enkel haben. (Das war auch ein Argument – die Schwiegermutter würde sich nicht interessieren, WEIL sie schon so viele Enkelkinder hat) Aber jedes neue Enkelkind ist ein Geschenk für unsere Eltern. Und wir? Wir können es kaum erwarten die glücklichen Gesichter unserer (Schwieger-)Eltern zu sehen. Küssen verboten? Bitte nicht! Es gibt nichts schöneres als Liebe: Die Liebe in der Familie, die Liebe zwischen Großeltern und Enkel, zwischen Geschwistern, Kindern und Eltern. Was wären wir ohne die Liebe?
Selbst meine Schwester Ova, die wahrlich kein großer Fan ihrer slawisch-dickköpfigen Schwiegermutter Sveta ist, schmilzt dahin, wenn sie die Kleinen knuddelt, ihnen bulgarische Geschichten vorliest oder sie ins Bett bringt.
Als ich dem Römer, der nochmal einen deutlich ausgeprägteren Familiensinn hat als ich, davon erzählte, kam nur ein: „Mazza, che persona di merda!“ [Wahnsinn, was für eine sche** Person] aus ihm raus. „Imagina quanto fa male alla nonna di non avere un rapporto col nipote.“ [Stell dir vor wie weh es der Oma tun muss, wenn sie keine Beziehung zum Enkel aufbauen kann.]
Dann wurde er still und sagte nach ein paar Minuten: „Sono molto felice di averti trovato. [Ich bin sehr glücklich dich gefunden zu haben] Du liebst meine Mutter und meine Mutter liebt dich, aber was noch viel wichtiger ist: Selbst wenn es nicht so wäre, dann wüsste ich, dass du meinen Eltern nie das Enkelkind vorenthalten würdest.“
Wenn ich zurück an meine Großeltern, besonders an meinen Opa, denke, dann kommen mir die Tränen. Ein so großartiger Mensch, ein Schlitzohr, dass mich förmlich mit Liebe überschüttete. Liebe in Form von Milchreis mit extra für mich gekauften Marmeladenherzen. Liebe in Form von warmen Kakao, wenn es draußen stürmt. Liebe in Form von „mich überall hin mitnehmen“. Liebe in Form von Ausflügen in den Zoo. Liebe in Form von Aufmerksamkeit. Liebe in Form von warmen Umarmungen. Liebe in Form von Begrüßungsküsschen. Und Liebe in Form von schrumpliger Hand mit dem eingewachsenen Granatsplitter aus dem Krieg auf warmer, klebriger Kinderhand.
Ich wünsche jedem Kind, dass es so wunderbare Großeltern haben wird wie es bei mir der Fall war. Und ich wünsche jedem Elternteil, dass es seinen Schwiegereltern nicht verwehrt, das Enkelkind zu sehen, zu umarmen und auch mal ein Küsschen zu geben. Denn die wirklich wichtigen Dinge im Leben habe ich u.a. von meinem Opa gelernt. Mein wunderbarer, loyaler, spitzbübischer Opa.
Vorab: Die Hebamme (die Kollegin von Rosi) in der Funktion der Lehrerin ist klasse. Sie hat Humor, sie scherzt und lacht auch einmal über witzige Situationen, die es während der Geburt geben kann.
ABER: Für uns, den Römer und mich, ist der Kurs nichts.
Warum? Der Römer hat drei erfolgreich abgeschlossene Studiengänge, alle im medizinischen Bereich. Wenn er nicht weiß, wo er wie anpacken muss bei einer Geburt um es erträglicher zu machen, na, dann weiß ich auch nicht.
Ich wiederum mache mir wenig Gedanken. Das – anscheinend – beliebte Spiel bei werdenden Eltern „Was wäre wenn…?“ nervt mich, denn ich bin gerne realistisch beziehungsweise mir reicht es, mir dann – in dieser Situation – Gedanken darüber zu machen.
Auch beim Thema Geburtsposition und Atemtechniken bin ich mir sicher, dass Mutter Natur uns instinktiv leitet. Und falls das nicht klappen sollte: Das medizinische Fachpersonal hat lange genug dafür studiert und genug Geburten begleitet, so dass ich mich in sichere Hände begeben kann.
Deswegen muss ich nicht noch 15 Minuten den Kurs überziehen um über Plazentafarben zu diskutieren. Mir persönlich bringt es auch nichts Ammenmärchen à la „Der Mann kann beim Abnabeln die Form des Bauchnabels bestimmen, wenn er es nur richtig tut.“ Es ist eine Narbe. Nichts anderes.
Ich finde auch einen (optimalen) Geburtsvorgang von „nur“ 10 Stunden nicht besonders lang. Und hier spreche ich nicht vom Schmerzaspekt, sondern vom rein zeitlichen Aspekt. Aber ich hatte auch nie acht Stunden Arbeitstage, sondern gut und gerne 15-16 Stunden Arbeitstage. Man merkt recht schnell, dass man das Gefühl für Zeit und Raum verliert, wenn man sich auf eine Tätigkeit konzentriert.
Davon abgesehen habe ich keinerlei Vorstellung wie meine „perfekte Geburt“ aussieht. Ich lasse es auch mich zukommen, denn ich kann diesbezüglich eh nichts planen. Es kommt wie es kommt. Vielleicht finde ich eine PDA unglaublich dumm, vielleicht finde ich eine PDA unglaublich sinnvoll. Wer weiß das schon?
Es gibt so viele unterschiedliche Mütter auf der Welt und alle haben es irgendwie geschafft ihr Baby auf die Welt zu bringen. Als große Vorbilder nehme ich hier meine Mutter (mit 4 Kindern), aber besonders des Römers Mutter mit 7 Kindern. Letztere brachte ihre Kinder alle zu Hause, begleitet von Schwiegermutter und Schwester, zu Welt. Klar hätte es Komplikationen geben können. Aber daran dachte sie nicht. Das Krankenhaus wäre auch viel zu weit weg gewesen, der Weg zu beschwerlich, Autos (bei dem Großteil der Geburten) gab es nicht. Es herrschte tiefster Kommunismus. Sicherlich hatte sie Glück (und Gottvertrauen) – alle sieben Kinder sind absolut gesund und quietschfidel zur Welt gekommen. Es gab kein „risk management“ wie man heute so schön sagen würde.
Deswegen würde ich es anders machen als die Menschen in meinem direkten Umfeld: Ich würde niemanden überzeugen UNBEDINGT, aber GANZ UNBEDINGT einen Geburtsvorbereitungskurs zu machen. Wenn man sich und dem Partner zutraut, dass man das auch so schafft, wenn man informiert ist, wenn der Partner medizinisches Fachwissen vorweisen kann oder einfach eine resolute Persönlichkeit ist und besonders wenn die innere Stimme sagt: „Du kriegst das auch so hin.“, dann kann man sich getrost den Kurs sparen.
Ich bin übrigens die, die als Erste des Kurses ihr Kind gebärt. Alle anderen bekommen ihres im Januar oder Februar. Dazu gab es dann den panischen Kommentar einer Mutter: „Oh Gott! Und wenn dir hier die Fruchtblase platzt?“ Dann hätte ich wenigstens sofort eine Hebamme zur Hand. Optimaler könnte es doch gar nicht sein.
Aber es gibt auch immer einen Vorteil: Dem Römer kam eine Idee für seine Doktorarbeit im Kurs. Immerhin etwas!
P.S.: Wie immer ist es meine persönliche Meinung. Wer wie was macht – es sei jedem gegönnt seinen persönlichen Weg zum Glück zu finden.
P.P.S.: Heute früh war mein persönlicher Weg zum Glück abzusagen und mir weitere 5 Stunden zu sparen und für den Römer und mich war es die absolut richtige Entscheidung.
Hier habe ich schon einmal beschrieben, welche Namenskriterien wir hatten. Entschieden haben wir uns schon vor Monaten.
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht kurz vor knapp noch einmal über den Namen nachdenken würde. Schließlich hat der kleine Bambino den Namen sein Leben lang. So diskutierten der Römer und ich am Frühstückstisch über den Namen.
Das Ende vom Lied war: „Non mi viene in mente niente di meglio.“ [mir fällt aber auch nichts besseres ein] Und so bleiben wir bei „unserem“ Namen für den kleinen Bambino.
Es gäbe noch einen anderen Vornamen, aber der passt nicht zum Nachnamen bzw. er würde passen, aber er hätte zweimal den selben Vokal als Initialen und das überzeugt uns nicht wirklich. Zumal ich – durch die Hochzeit – genau dieselben Initialen habe. Das wäre so als würde die Mutter „Melanie Müller“ und der Sohn „Marco Müller“ heißen. Überzeugt bin ich davon nicht wirklich. Was würde als nächstes kommen? Die Tochter „Magda Müller“?
Die liebe Familie (und alle Freunde) können es kaum erwarten, den Namen zu erfahren. „Aber den Namen verratet ihr ja nicht… oooooder?“ fragen sie. Tja, zumindest der Eine könnte darauf kommen. Es ist sein zweiter Vorname. 😉