Wenn Sie sich momentan fragen, warum man nichts von mir hört, dann kann ich Ihnen nur ernüchternd antworten: Das frage ich mich auch! Und die Antwort ist: Ich weiß es nicht.
Ich wünschte, ich könnte Ihnen erzählen, dass ich im Weihnachtsstress versinke. Plätzchen backen, dekorieren, Geschenke kaufen, alkoholfreien Glühpunsch brauen,… you name it. Doch nichts dergleichen ist wahr.
Halt! Moment! Ein Punkt stimmt. Dekorieren. Der Römer schmückte meinen HulaHoop Reifen, der im Wohnzimmer vor sich hin staubte mit einer Lichterkette. „Ja, auch wir Moslems haben ein Herz für euer Weihnachtsfest.“ schmunzelte er und wickelte das fröhliche Lichtermeer um meinen längst vergessenen, runden Sportfreund. Es sieht ein wenig seltsam aus, dieser leuchtende Ring neben dem Bügelbrett, ganz hinten im Eck des Wohnzimmers. Doch schon an Tag drei wollte ich ihn nicht mehr missen.
Gerne würde ich auch Signorino als Ausrede benutzen. Sein erster Geburtstag steht bald an. Ausschweifend würde ich Ihnen erzählen wie wir ein Cake Smash Shooting planen, ich Luftballon Girlanden orderte, Horden an Geschenken und Süßigkeiten, doch auch das wäre geflunkert. Einem Baby dabei zuzusehen wie es einen Kuchen kaputt macht und fröhlich auf die Kamera zu drücken ist nicht unser Stil. Meine Erziehung verbietet es mir außerdem. Auch die Geschenkehorden und Luftballon Girlanden sind nicht existent. Er bekommt ein Flitzeauto mit Flüsterreifen, weil das Wort „flüstern“ für mich ein tolles Kaufargument war. Ihnen kann ich es ja sagen: Ich würde gerne ab und zu in einem Stummfilm leben. Allenfalls, wenn das nicht möglich ist, wäre ein beruhigendes Summen denkbar. Aber mit dem südeuropäischen Temperament in dieser Wohnung ist ein Stummfilm undenkbar und absolut unwahrscheinlich.
Dazu wächst der Haushalt und seine Tätigkeiten, die zu erledigen wären, exponentiell. Was für die Wirtschaft gut ist, ist für meinen Privathaushalt eher suboptimal. Wäscheberge stapeln sich, Termine vermehren sich wie Kaninchen (wenn Sie einmal mit Arztterminen anfangen… Sie ahnen es), der Abwasch türmt sich, gesaugt und gewischt wurde hier auch. Mal. Letzte Woche oder so. Der Staub umklammert fest das Bügelbrett. Wie ein sehr leidenschaftlich liebendes Paar sehen sie aus. Also möchte ich das junge Glück nicht trennen. So herzlos bin ich nicht.
Dennoch, um Sie zu beruhigen, für meine Wellnessmomente ist gesorgt. Der Römer brachte letztens vom hiesigen Drogeriemarkt das Spülmittel „Lavendel Rosmarin“ mit. Ein Badesalz wäre mir lieber gewesen, aber ich übe mich gerade darin weniger zu meckern.
Während ich also den Abwasch mache, die gelb-pinken Gummihandschuhe bis zum Ellbogen gezogen, den Spülschwamm in der geballten Faust, lasse ich mich einlullen in den Traum aus Entspannung und Urlaub in der Provence. Meist schließe ich dabei die Augen, summe ein Lied und atme tief durch. Das wiederum hat den großen Vorteil, dass ich die Geschirrstapel nicht sehe, was sehr zu meiner inneren Windstille der rasenden Gedanken beiträgt.
Sie sehen also: Für mich wird und ist gesorgt. Kommen Sie gut durch den Advent – und gönnen Sie sich auch öfter einmal eine Auszeit. Auch ein neues Spülmittel kann schon etwas frischen Wind ins monotone Leben bringen. Fragen Sie den Römer.
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