WMDEDGT – Juni 21

Es ist mal wieder soweit: Wie jeden 5. des Monats will Frau Brüllen wissen: „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ oder, etwas knapper, WMDEDGT?

10:00 Uhr Die Nacht war holprig. Aber das Kind fiebert nicht mehr und das finde ich nach aufregenden Tagen (und noch aufregenderen Nächten) ziemlich gut, auch wenn unser Ableger heute Nacht im Halbstundentakt aufwachte und jedes Mal spitz schrie. Ich wische etwas auf dem Telefon hin und her und war froh, dass die samstägliche Kategorie „Anderswo“ bei Geschichten und Meer | La Mère Griotte bereits veröffentlicht wurde. Dort entdecke ich auch den aufklärenden und überaus interessanten Artikel zum Thema Gendern. Dann beschließe ich, aufzustehen. Der eigentlich noch dösende Signorino findet das aber so blöd, dass er laut schreit. Nun gut. Dann bleibe ich eben noch liegen.

10:40 Uhr Der römische Gatte schwingt sich aus dem Bett und steuert in Richtung Bad. Dabei lässt er die Schlafzimmertür offen. Eine gigantische Wolke Knoblauchgestank zieht ins Schlafzimmer und mir wird blümerant. Wenig später schimpfe ich leicht mit dem römischen Gatten. Er solle sein (knoblauchiges Koch-)Zeug zeitnah wegräumen, erkläre ich ihm. Der römische Gatte führt aus, dass er aufgrund der schwierigen Lage mit dem Kind keine anderen Möglichkeit hatte abzuspülen und nicht einmal seinen liebevoll zubereiteten, albanischen Knoblauch-Joghurt (total erfrischend im Sommer; die deutsche Gattin stößt auch kaum auf) verspeisen konnte. Immerhin: Auch das Kind ist wach aufgrund des penetranten Geruchs. Wir stehen endgültig auf!

11:00 Uhr Wie gewohnt will ich mein Handy an unserem quasi einzigen Ladegerät anstecken, bis ich sehe: Huch! Das Kabel ist abgeknickt und damit kaputt. Ich informiere den Römer gewohnt aufgeregt, der ebenso gewohnt lässig reagiert. Er sei sich sicher, da müsse noch ein weiteres Ladekabel sein. Auch ich erinnere mich jetzt dunkel. Es scheitert allein am Auffinden dieses Kabels. Da wir hungrig und aufgrund der letzten Tage unansehnlich sind, beschließe ich die Vorzüge der Großstadt zu nutzen und Frühstück mit den letzten 4% meines Akkus zu organisieren. Das kommt bei allen Familienmitgliedern gut an. Sie machen sich hungrig über eine Vielzahl an rasch gelieferten Franzbrötchen her.

12:00 Uhr Der hohe Zuckeranteil des Franzbrötchens beflügelte anscheinend meinen Geist. Blitzartig schießt mir der mögliche Aufenthaltsort des Handy-Ladekabels in den Kopf. Noch ehe ich den Satz mit dem vermeintlichen Verbleib des Kabels fertig ausgesprochen habe, ist der Römer bereits in seinen „Ciabatte“ [Hausschuhen] aus dem Haus gehechtet, um sein lebensnotwendiges Mobiltelefon wieder in Betrieb zu nehmen. Es ist nur noch bei 4% Akku. Er wird fündig und kehrt triumphierend in die Wohnung zurück. Dann verbindet er das Telefon mit dem nun wieder kompletten Ladegerät. Das Telefon piepst bestätigend. Der Römer atmet erleichtert auf. Ich schlage vor, dass wir beim örtlichen Drogeriemarkt vorbeischauen, um ein zweites Ladekabel zu kaufen.

13:00 Uhr Pädiatrische, mütterliche Konsultation via Videotelefonie. Unser Ableger hat zwar kein Fieber mehr, aber ist immer noch schlapp. Ich schreibe mir eine Liste für die Apotheke. Ein Glück liegt diese neben dem Drogeriemarkt. Dreißig Minuten später sind wir alle ausgehfein und trotten bei T-Shirt Temperaturen zum Einkauf. Nach etwas längerer Suche finden wir ein Ladekabel für das Telefon, fehlkaufen beinahe Kinder-OP-Masken (sie waren für 5 Euro am Wühltisch und ich missdeutete sie als Erwachsenenmasken) und traben weiter zur Apotheke. Dort bekamen wir von der netten Apothekerin Kinder-Sonnencreme Pröbchen geschenkt. Auf nach Hause! Ich versuche den Knirps ins Bett zu bringen – ohne Erfolg. Der Römer kocht – wie immer mit großem Erfolg. Er produziert eine verboten cremige pasta rosa*. Wir vertagen das Mittagsschläfchen des Nachwuchses und essen. Danach zwei schnelle caffè. Der Römer bietet an, den Kleinen ins Bett zu bringen, da ich noch etwas erledigen muss.

16:00 Uhr Unser Ableger macht sich immer mal wieder verbal bemerkbar, hat aber dazu beide Augen fest geschlossen. Wir wechseln uns dazulegend ab. Der Römer schreibt in seiner Signorino freien Zeit einen Motivationsbrief. Ich lese etwas über Interdependenzen von Medien, Öffentlichkeit und Gesellschaft. Dann bricht der Himmel auf und ein ganzes Mittlermeer an Regenwasser scheint sich über Frankfurt zu ergießen. Halleluja! Es hört gar nicht mehr auf. Die Rose vorm Fenster weiß nicht, ob sie’s gut oder schlecht finden soll. Der pitschnasse, vorbeispazierende Fußgänger sieht aus als würde er stark unter dieser regenassen Situation leiden. Ein Glück sitze ich im Trocknen, denk ich noch. Dann stoße ich ungeschickt das Wasserglas um. Ja nun.

18:00 Uhr Signorino ist erwacht, während der Römer die Tür ins Schloss zog. Letzterer düste in die Pizzeria, um seinen ehemaligen Chef und guten Freund zu besuchen. Das Kind scheint knatschig und isst zwei Stückchen Brot, zwei Stückchen Banane und drei Kekse, die er sich in einem unbeobachteten Moment selbst organisiert hat. Vermutlich hätte er noch mehr Kekse verspeist, wenn denn mehr Kekse in der Packung gewesen wären. Immerhin: Er isst! Danach spielen wir mit Bausteinen und ich mache mich daran, die katastrophal aussehende Küche in einen Ort der Sauberkeit zu verwandeln. Die Aufgabe erscheint mir so spannend, wie aussichtslos.

19:30 Uhr Der Römer ist zurück von seinem Ausflug in die Pizzeria und hat den Wochenendeinkauf im Arm. Signorino wirft ihm seine Kleinkindschuhe vor die Füße und schnallt sich meine Handtasche um. Er will wohl spazieren gehen. Wir ziehen ihn an und gehen hinaus. Nach dem Gewitter ist die Luft herrlich klar und es ist angenehm warm, aber nicht schwül. Unser Ziel ist die Schaukel am Fluss. Signorino freut sich über 25 Minuten Geschaukel, während wir uns über Erwachsenenkram (Steuererklärung, Aufenthaltstitel,…) unterhalten. Dann setzen wir den laut protestierenden Farniente in den Buggy und schlürfen nach Hause. Dort macht sich der Römer ans Kochen. Der kleine Farniente bekommt Würstchen und Brot. Er isst sehr schlecht. Das war aber schon zu erwarten.

22:00 Uhr Das Kind kann nun in beide Hände klatschen und übt diese neue Fähigkeit bis zum Umfallen. Als ich ihn in den Schlaf singen will, klatscht er dazu mit. Es dauert eine ganze Stunde bis er schließlich ausgeklatscht hat und ins Land der Träume geschwebt ist. Wir hoffen auf eine Nacht ohne Nachtschreck. Aber lassen wir uns überraschen.

Let‘s call it a day! Gute Nacht! 😴

*Es war ein Zwischending aus pasta in bianco, also Nudeln mit Parmesan, und einigen wenigen Tomaten. Die Farbe war tatsächlich zart rosa.

10 Antworten zu „WMDEDGT – Juni 21”.

  1. Avatar von coffeenewstom

    Ja, die kleinen Freuden den Alltags…

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    1. Avatar von signorafarniente

      Das müsste doch deine Kategorie sein! Ein Tag im Leben des einfachen Fußvolkes, your highness. 😄

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      1. Avatar von coffeenewstom

        Wenn sie keine Ladegeräte haben, sollen sie sich halt neues Handys kaufen!

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      2. Avatar von signorafarniente

        😂😂😂 Frei nach Tom Mörpls von Habsburg-Lothringen.

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  2. Avatar von Madame.parmesana

    Das mit dem Mangel an ladekabeln nimmt mittlerweile fast schon Sockenähnliche Zustände an… Bei den Socken ist es die Waschmaschine und ihr Komplize der trockner… Aber die Kabel?! Ich habe gegenwärtig ein ladekabel welches immer unten aus der Buchse rausfällt, sobald ich es in die Hand nehme… Das macht mir auch sehr viel Freude 😵

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    1. Avatar von signorafarniente

      😄 Aber hallo! Die Ladekabel sind die neuen Socken, vermute ich.
      Ach herrje! Das Kabel möchtest du doch am liebsten in die Tonne kloppen, oder? 🤪

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      1. Avatar von Madame.parmesana

        Ja aber dann hab ich ja keins mehr für das tablet, bzw hab ich das ja jetzt für mein Handy, da meine Tochter mein Kabel verschleppt hat für ihr Handy weil ihr Kabel nicht mehr zu finden ist 😵

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      2. Avatar von signorafarniente

        Beziehungsstatus der Ladekabel: Es ist kompliziert. 😄

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  3. Avatar von Owen C

    Thanks foor a great read

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Ich bin Eva

Herzlich Willkommen auf meinem Familienblog zwischen den Kulturen! Hier geht es um all die Themen rund um die täglichen Herausforderungen als germano_it_albanische Kleinfamilie mitten in Frankfurt am Main.

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