„La Merkel era qui.“ [Frau Merkel war hier.], erzählt mir der Römer beim Frühstück und beißt in sein Lieblingscroisssant „miele e sesamo“, Honig und Sesam. „Aha… ich hab‘ sie gar nicht in unserem Flugzeug gesehen. Aber vielleicht war ich mit Signorino auch zu beschäftigt während des Fluges.“, antworte ich und lache ein bisschen über meinen eigenen Witz. Frau Merkel fliegt natürlich Regierungsflieger und keine Linienmaschine.
Doch der Römer kennt meinen seichten Humor bereits und lacht ein bisschen mit.
„Mauro, der Polizei-Freund von Cristian Poliziotto** war dabei als auf sie aufgepasst wurde. 400 Poliziotti! 400 Polizisten waren im Einsatz.“
Ich nicke und versuche meine Hamsterbacken voller Brioche zu leeren, um etwas sinnvolles antworten zu können. Als mir das gelingt, frage ich, was sie überhaupt in Rom gemacht hat.
„Urlaub!“, lacht der Römer. „Neeeein!“, winke ich ab. „Frau Merkel fährt seit jeher nach Südtirol in den Urlaub. Rom wäre ihr viel zu laut und aufregend.“
Der Römer grinst: „Dann wird sie kräftig im La Rinascente* Einkaufspalazzo zugeschlagen haben. Ein Shopping-Trip sozusagen.“ Er lacht wieder. Dann noch ein bisschen mehr als er an ihre stets schlichten, aber eleganten Kostüme denkt. „Vielleicht kauft sie schon einmal ein für die Zeit danach. Sie trägt dann viel Versace*, viel bunt Gemustertes mit großen Logo-Prints und zieht nach Rom. Dazu eine neue Haarfarbe und eine flotte Außenwelle, wie die Italienerinnen sie gerne tragen. Scarpe con i tacchi, Schuhe mit Absatz, und knallroter Lippenstift.“ Der Römer lacht Tränen bei der Vorstellung aus Frau Merkel eine römische Signora zu machen. „Niente più Funktionskleidung! [Nichts mehr mit Funktionskleidung!] Die Amtszeit ist vorbei. Jetzt wird High Fashion ausgepackt und die Designermeile Via Condotti entlang gestöckelt. Im Caffé Greco gönnt sie sich dann noch ein Cannolo für 15 Euro, um danach mit ihrem Mann Joachim, den sie fortan nur noch Gio oder Amore nennt, von ihrer Dachterrassen-Wohnung auf die Piazza Navona zu glotzen. Gönnen würde ich es ihr!“
Ich ihr auch! Nach einer so langen Amtszeit hätte sie sich das Leben in Rom verdient.
**Cristian Poliziotto heißt nicht wirklich „Poliziotto“ [Polizist] mit Nachnamen, aber der Römer speicherte ihn vor Jahren so in seinem Handy ab und nennt ihn auch weiterhin so.
*Werbung, unbezahlt und unbeauftragt
P.S.: An all die wunderbaren Leser, die uns in der Kategorie „un caffé a Roma“ unterstützten. Heute tranken wir einen römischen Espresso auf Ihr Wohl. Er war ganz wunderbar, nach Schokolade und Nuss schmeckend.
Hinterlasse einen Kommentar