Nun habe ich das Thema unitechnisch so lange aufgeschoben, dass ich es jetzt wohl oder übel bearbeiten muss: Typografie – Schrift entdecken.

Mein erster Impuls als Gewohnheitstier war natürlich, dass ich gar nichts entdecken möchte, da nicht jede Entdeckung unbedingt positiv ist. Zu oft, vielleicht kennen Sie das, entdeckte ich etwas negatives, weswegen ich gut und gerne auf neue Entdeckungen verzichten kann. Doch leider, leider hilft das ganze Jammern und Lamentieren nichts – diese Schriften möchten von mir entdeckt werden, sagt die Universität.

Und dabei ist mir etwas ganz erstaunliches eingefallen. Mein Kopf neigt (gerade bei diesen heißen Temperaturen) gerne dazu, abzuschweifen und sich selbstständig zu machen, während ich versuche, ihn zu knebeln und Wissen in ihn zu zwängen. Es ging in meinem Skript-Text altägyptische Hieroglyphen, bei denen mir zuerst die Schrift meines Hausarztes in den Sinn kam, wenn er irgendetwas aufschreibt. Vermutlich haben Medizinstudent*innen im Laufe ihrer Universitätskarriere das Modul „Altägyptische Hieroglyphen – Rezepte und Botschaften richtig schreiben mit der Hand“, das eben so beliebt ist wie mein Typografie-Modul. Doch dort lernen sie nicht hieroglyphisch, wie es vom gemeinen Fußvolk gerne angenommen wird, sondern meines Erachtens demotisch.

Denn, und hier kommen wir zum springenden Punkt, es gibt drei verschiedene Hieroglyphen-Stile.

Da wäre der hieroglyphische Stil mit Abbildungen von Pharaonen, Adlern, Sphinx und Co. Er war der erste Stil, der sich entwickelte. Die Anfänge können auf ca. 2900/2800 v. Chr. datiert werden. Um ca. 500 – 100 v. Chr. verschwand die Hieroglyphenmalerei.

Dann gibt es den hieratischen Stil, der sich parallel zum hieroglyphischen Stil ab ca. 1900 v. Chr. entwickelte und als „starrer, monumentaler Repräsentationsstil“ bezeichnet werden kann. Um 400 v. Chr. entwickelte sich der demotische Stil, die Alltagsschrift, welche bis 100 v. Chr. benutzt wurde. (Quelle: Brockhaus 1992, S. 65)

Da ich mir geschriebene Jahreszahlen schlecht vorstellen kann, dachte ich mir, ich bastle uns einen Zeitstrahl.

Aber wie sehen sie aus, diese hieroglyphischen, hieratischen und demotischen Stile? Sehr schön fand ich diese Grafik, in der der Unterschied gut zu erkennen ist. Wenn Sie sich diese genau anschauen, werden Sie merken: Ihr Hausarzt/-ärztin schreibt gar nicht hieroglyphisch, sondern eher demotisch. Manche sicher auch hieratisch, aber hieroglyphisch, nein, so schreibt wirklich kein Arzt/keine Ärztin.

Falls Sie zu diesem Thema etwas ergänzen wollen, weil Sie es ganz genau wissen, zögern Sie nicht und klären Sie mich auf. 🙂 Wie immer bin ich um jeden Impuls dankbar.

Das Beitragsbild zeigt übrigens die gut leserliche „römische“ Schrift. Mein Gatte wünschte mir viel Glück für die Prüfung letzte Woche.

12 Antworten zu „Ihr/e Hausarzt/-ärztin schreibt nicht hieroglyphisch”.

  1. Avatar von wgnaunyn

    Damit wäre das Bildungsprogramm für den heutigen Tag abgearbeitet 🙂 Danke und ein schönes Wochenende

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    1. Avatar von Eva Farniente

      Aber hallo! 😄 Immer gerne und ich wünschen ebenso ein zauberhaftes Wochenende ☀️

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  2. Avatar von Mitzi Irsaj

    Danke für den interessanten Einblick. Für das und kommende Examen schließe ich mich an….viel Glück!!!!

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    1. Avatar von Eva Farniente

      Herzlichen Dank, liebe Mitzi! 🤩

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  3. Avatar von Anke

    Da hast du ein weit verbreitetes Vorurteil eindrucksvoll widerlegt. Super Deal übrigens: Du studierst, und wir werden schlau dabei. 😉
    Zum Glück tippen die Ärzte und Ärztinnen mittlerweile ihre Diagnosen und Rezepte in den Computer. Kürzlich war ich bei einem älteren Mediziner, der schrieb mit der Hand. Ich verstand nicht alle italienischen Fachbegriffe und die andere Hälfte des Gesagten konnte ich mir nicht merken, weil ich noch über die unbekannten Begriffe grübelte. Egal, ich würde mir das Geschriebene vom Mann oder Apotheker später vorlesen lassen. Blöd, dass die auch nicht alles entziffern konnten. Wenn ich das nächste Mal bei einem unbekannten Arzt einen Termin mache, lasse ich mir vorher bestätigen, dass er ein gewisses Alter nicht überschritten hat und/oder einen Computer benutzt. 😀

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    1. Avatar von Eva Farniente

      😄 Ich musste sehr lachen, wobei dir vermutlich eher weniger zu lachen zumute war. Ich erinnere mich an einen deiner Blogbeiträge, in denen du uns die Facharztmisere in Italien mit den laaaaangen Wartezeiten näher brachtest. Wahrscheinlich wäre es auch ok, wenn er etwas in Stein meißeln würde. Hauptsache man hat einen Termin. 😄
      Aber zum Glück tippen die meisten etwas in den PC und drucken es aus. Die Apotheker:innen, die Expert:innen für kryptische Handschriften geworden sind, wird’s freuen. 😄

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  4. Avatar von Myriade

    Aha „Ti auguro in boca al lupo“ hübsche Phrase mit Wolf 🙂 Studierst du Ägyptologie, Geschichte ….. ?

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    1. Avatar von Eva Farniente

      Danke für deinen Kommentar, liebe Myriade. Leider studiere ich nichts dergleichen, sondern Journalismus. Warum ich allerdings die Geschichte der Schrift lernen muss, erschließt sich mir auch nicht. 😄 Hab einen angenehmen, hoffentlich nicht zu warmen Tag! Liebe Grüße, Eva

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      1. Avatar von Myriade

        Ohhh, naja, das sind eben so die Grundlagen des Metiers. Damit du weißt, wie angenehm es ist nicht in Steintafeln ritzen zu müssen wie die ägyptischen Schreiber 🙂

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      2. Avatar von Eva Farniente

        😄😄 Das stimmt, du hast absolut recht. So habe ich es noch gar nicht gesehen. 😃

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  5. Avatar von gerlintpetrazamonesh

    Die chinesisch oder so aussehenden Schriftzeichen so manchen Arztes kommen mir spanisch vor. Aber es ist bekannt, warum. Könnte man seine Schrift auf Rezepturen eindeutig lesen, könnte man ihn womöglich verklagen! Einer der ältesten mir bekannten Arztwitze, ich hab aber noch mehr auf Lager…

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    1. Avatar von Eva Farniente

      😄 Das ist ein super Witz und wie sagt man so schön: “An jedem Witz ist ein Fünkchen Wahrheit dran.”

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