Ja, wie war die heutige Uni-Prüfung? Es war sicher nicht die größte Leistung in der Geschichte der „Mediengeschichte und -ethik“. So ehrlich muss man sein.
Es war eine solide Leistung. Nur bei der Frage nach den Wesensmerkmalen einer Zeitung, wollte und wollte mir die Universalität nicht einfallen. Ich schrieb Komplexität und Vielseitigkeit, als ob das das Gleiche wäre. Immerhin wusste ich Periodizität, Publizität und Aktualität. Bei der Erklärung haperte es auch ein wenig, aber es ist wie es ist.
Ordentlich durchgereinigt wurden meine Adern noch vor Beginn des Tests, denn bei der Teilnahme zur Online-Prüfung braucht man einen Laptop, eine im Laptop verbaute Kamera, eine externe Kamera (ich habe eine Webcam, andere nehmen das Tablet oder Handy) und – jetzt kommt’s – Zoom*. Zum Glück meldete ich mich 10 Minuten zu früh zur Prüfung an und so sprach Zoom: „Scheinbar haben Sie eine veraltete Version. Ihr Gesprächspartner kann sich nicht mit Ihnen verbinden. Bitte machen Sie ein Update!“
Dass mein Herz ordentlich pumpte und arbeitete, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, denn in aller Seelenruhe startete das Update und ich blickte panisch auf die Uhr. Noch 4 Minuten, noch 3,… „Eva, es ist jetzt einfach so. Wir müssen jetzt das Beste daraus machen.“, redete ich mir gut zu.
Derweil pumpte mein Herz in doppelter Geschwindigkeit. Bu-bum-bu-bum-bu-bum!
Pünktlich um 11 Uhr war das Update fertig und Pradeep stellte sich mir vor. Er war mein „Proctor“, wie es so schön heißt. Meine Aufsichtsperson also. Er sprach sehr schnell und ein sehr indisch-gefärbtes Englisch. Aus meiner Unigruppe weiß ich, dass die meisten keinen englischen Proctor wollen, weil sie ihn nicht verstehen. Den deutschen Proctor müssen sie allerdings einen Monat im Voraus buchen und so geduldig bin ich nicht. Der englische ist eigentlich immer und sofort verfügbar.
Mein Glück ist sicherlich, dass ich jobbedingt ein ganz gutes Gehör für verschiedene sprachliche Färbungen im Englischen habe. So verstand ich 75% von dem, was Pradeep mir erzählte. Ich hielt brav meinen Personalausweis in die Kamera, die Kamera zoomte ordnungsgemäß heran, dann filmte ich mein Zimmer, in dem ich meine Prüfung schreibe: Die Bilder an den Wänden (eine Giraffe und unser Hochzeitsbild) habe ich vorab abgenommen. Generell habe ich alles entfernt, was nicht niet- und nagelfest war. Dann filmte ich unter dem Tisch und tadaaa – ich wurde zugelassen zur Prüfung. So einfach geht es manchmal.
Meine Prüfung wurde freigeschalten und ich klickte mich eine gute Stunde durch den Test. 20 Fragen warteten sehnsüchtig darauf, von mir beantwortet zu werden. Manche Punkte waren geschenkt (meiner Meinung nach), andere waren hart verdient. Ich führte das duale Rundfunksystem aus, ich führte aus, welche Vor- und Nachteile sich aus der Kriegsberichtserstattung vor Ort ergeben, ich schrieb über die Meilensteine der Mediengeschichte und dann hing ich 20 Minuten bei dieser dämlichen Frage nach den Wesensmerkmalen der Zeitung. Es wird nicht kriegsentscheidend sein, aber glücklich machte es mich nicht, dass mir der letzte Punkt nicht einfallen wollte. Dementsprechend wortkarg war ich dann auch bei der Beschreibung.
Dann gab ich ab, wünschte Pradeep noch einen schönen Tag und beendete das Zoom-Meeting. In ungefähr 6 Wochen erhalte ich die Ergebnisse und schreibe dann schon, In schāʾa llāh, die nächste Prüfung. Wobei die Imponderabilien des Lebens an jeder Ecke lauern und aus 6 Wochen Vorbereitung ganz schnell 12 werden, wenn das Kind erkrankt, die Welt untergeht oder was auch immer.
Dennoch: Medienpsychologie als nächste Teildisziplin schwebte mir vor, denn ich habe keine Lust auf das Projekt Schreibwerkstatt. Es ist eine Aufgabe, in die man sich reinfuchsen muss und ich habe aktuell keine Lust, mich irgendwo reinzufuchsen. Stupides Lernen spielt mir ganz gut in die Karten.
Nun denn, es ist geschafft und dann gucken wir mal, was es wird.
P.S. Witzigerweise schrieb Herr Iberty auch eine Prüfung. Vor Ort, nicht online.
*Werbung, unbezahlt und unbeauftragt
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