Autofahren in Albanien – (k)ein Abenteuer für Anfänger

Wer beim Stichwort Autofahren in Albanien direkt Schnappatmung bekommt, dem sei gesagt: Keine Sorge – niemand erwartet hier Perfektion am Steuer. Fahrpraxis? Nice to have. Ein schnelles Reaktionsvermögen? Absolute Pflicht!

Warum in Albanien viele fahren, als hätten sie den Führerschein erst seit fünf Minuten

Im Buch „Lügen auf Albanisch„* von Francine Prose beschreibt die Protagonistin Lula wie und warum ihre Landsmänner so Auto fahren wie sie es eben tun: Unter Enver Hoxha gab es keine Privatautos. Nur „Parteibonzen“ sei es erlaubt gewesen, Auto zu fahren. Nachdem das Land geöffnet wurde, stürzten sich alle gierigst darauf, ebenfalls ein Auto zu besitzen. „Erst einmal besitzen – das Fahren kommt von allein.“ so dachte und denkt man – bis heute. Das Problem ist: Alle fahren als hätten sie den Führerschein erst seit fünf Minuten.

Verkehrsregeln in Albanien? Eher Richtlinien

Der Blinker wird grundsätzlich nicht benutzt. Das ist etwas für Ausländer. Man wird schon am Bremsverhalten merken, dass das Auto vor einem abbiegen möchte.

Als Ausgleich zum fehlenden Blinker wird gerne die Warnblinkanlage benutzt. Leidenschaftlich und oft – meist ohne ersichtlichen Grund. Man fährt einfach gerne mit dieser diskoähnlichen Lichtinstallation durch die Dörfer.

Dazu kommt: Das Fernlicht ist meistens an. Komme was wolle. Man möchte auch was sehen.

Einzige Ausnahme: Wenn man die Lichthupe benutzen muss. Dann setzt man das Fernlicht für ein paar Sekunden aus. Man verdeutlicht gerne, dass man als größeres Auto das Vorrecht auf der linken Spur hat. Der Kleinwagen hat hier wirklich nichts zu suchen.

Hindernisse auf Albaniens Straßen: Esel, Omas, Schlaglöcher

Hindernisse gibt es ebenfalls unzählige: Diese reichen vom betrunkenen Großvater auf dem Rad (mit einem sehr großen und fantasievollen Wendekreis) über streunende Hunde, die das Prinzip Auto noch nicht verstanden haben, bis hin zu Schlaglöchern, groß wie bayerische Seen. Natürlich taucht alles aus dem Nichts aus – plötzlich und unerwartet.

Rechnen Sie immer mit allem!

Dazu gibt es noch die Bonusversion, die aus albanischen Hochzeiten, waghalsigen Überholmanövern, plötzlich bremsenden und anhaltenden Autos auf der rechten Spur der Autobahn und Obst, das von den Obstständen in die Straße kullert, besteht. Auch Esel- und Pferdekarren (ja, ich dachte auch, es ist ein Klischee – aber fahren Sie mal auf ruraleren Straßen) und Müttchen, die in Trauben auf der Autobahn spazierengehen sind keine Seltenheit.

Es gibt kein – und zwar wirklich kein Verkehrshindernis – das es nicht gibt. Seien Sie auf alles gefasst! Wirklich auf alles!

Albanien mit dem Auto: Reaktionsschnell, nicht nervenschwach

Und falls Sie wenig Erfahrung am Steuer haben? Kein Problem. Regeln sind dehnbar. Sie sollten lediglich über eine schnelle und ungetrübte Reaktionsfähigkeit verfügen. Der Rest wird sich finden!

Und schonen Sie Ihre Stimme! Sie werden die Fahrweise der Albaner nicht ändern. Die Albaner werden aber wiederum Ihre Fahrweise ändern: Man wird nachlässiger, mutiger, man wendet, wo es gerade passt oder man zieht in letzter Sekunde raus, wenn man doch noch abbiegen muss.

Und wie immer gilt: Der Größere gewinnt. Also mieten Sie den größte Mietwagen, den Sie finden können. Denn Kleinwagen unterliegen dem Gesetz des Schwächeren und haben eine verdammt geringe Knautschzone. Im besten Fall brauchen Sie die nicht. Stichwort: Reaktionsfähigkeit.

Tipp für Mutige: Die besten Restaurants finden Sie auf Schotterpisten

Die besten Restaurants finden Sie in den entlegensten Gegenden. Wundern Sie sich nicht, wenn plötzlich die Straße aufhört und nur noch eine bergige Schotterstraße den kläglichen Weg weißt. Sie werden belohnt – hier zum Beispiel:

(Verzeihen Sie mir meine kläglichen Fotokünste – ich war mit Essen und Genießen beschäftigt)

Das Restaurant ist – wie sollte es auch anders sein – auf Fisch spezialisiert. Etwas unterhalb gibt es eine kleine Badebucht mit Liegen. Ach, und wenn Sie genervt sind von den zwei kleinen Kätzchen, die auf der Terrasse rumschleichen und um ein Stück Fisch miauen: Geben Sie nach! Danach beruhigen Sie sich. Glauben Sie mir, eine andere Möglichkeit haben Sie nicht. Auch nicht beim Autofahren.Literaturempfehlung: Albanien: Aus der Isolation in eine europäische Zukunft

Noch Fragen zu Albanien und den Albanern: Na, dann schauen Sie doch in diese Kategorie: Albanien – Ganz familiär!

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