“Interessenkonflinkt in der Familie Farniente.”, schreibt mein Schwager und stellt einen Screenshot in unsere Familiengruppe. Darauf sind die Flaggen von Albanien und Italien zu sehen. Ein kurzer Text ist angerissen: “Titelverteidiger Italien beginnt seine Euro 2024 in Dortmund und hofft angesichts der schweren Gruppe B auf einen Sieg gegen Außenseiter Albanien,…”
“Außenseiter!”, liest der Römer und guckt verächtlich. “Ma che articolo è? [Was ist das denn für ein Artikel?]”, will der Mann wissen und erwartet nicht wirklich eine Antwort.
Dabei bezieht sich die indirekte Frage, die mit den Bildern meines Schwagers einher geht, natürlich auf die Fußball-Europameisterschaft: Ja, für wen ist er denn nun, der albanische Römer?
Seit Wochen fragen ihn seine (hauptsächlich männlichen) Patienten, zu manchen er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, für welches Nationalteam denn nun sein Herz schlägt. Seine Antwort ist gewohnt diplomatisch. “Ich bin für die, die besser spielen.”, grinst er und die Patienten müssen unweigerlich grinsen. “Na, dann kannst du am Samstag ja nur gewinnen.”, antworten sie und der Römer nickt vielsagend.
So ganz korrekt ist die Antwort jedoch nicht. Wenn man etwas in die Tiefe forscht, kommt schnell zum Vorschein, dass Blut eben dicker als Wasser Pasta ist. So sehr mein Mann Italien schätzt, so sehr weiß er auch, woher seine Familie kommt. Und für dieses Land schlägt eben sein (Fußballer-)Herz, wenn man ihm schon (wie heute) das Messer auf die Brust setzt.
So oder so: Es wird heute ein Spektakel auf der Frankfurter Fan-Meile. Mein Mann wird dort das Spiel mit zwei italienischen Freunden gucken. Davor gehen sie Pizza essen und dann wird vor den großen Leinwänden angefeuert, was das Zeug hält. Es wird ein schönes Miteinander – und darum geht’s doch bei dieser Fußball-EM, oder?
P.S.: Signorino und ich machen uns einen gemütlichen Abend zu Hause. Der Kleine, weil er noch nicht Fußball begeistert ist. Und ich, weil mir Fußball total egal ist. Lieber gucken wir beide eine Folge seiner Zeichentrickserie und essen Knabberkram dazu. Es ist ja schließlich Samstag und so muss unser Eulenkind nicht besonders früh ins Bett. Das ist heute unser Highlight.
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