Wiedereinstieg nach dem Mutterschutz: Arbeiten im Homeoffice mit Baby und Stillkissen

Seit der Geburt sind acht Wochen vergangen. Das heißt, der Mutterschutz ist um. Ich hatte bereits meine ersten beiden Arbeitstage.

Zurück im Job – als wäre ich nie weg gewesen

Nachdem der Wickeltisch wieder für einige Stunden zum Schreibtisch wurde, fühlte es sich erstaunlicherweise wie Fahrradfahren an. So, als wäre ich nie weg gewesen. Vier Monate Abwesenheit – und doch scheint es einem als hätte man erst letzte Woche den Laptop zugeklappt.

Mein Team freute sich, dass ich wieder zurück bin. Meine Vorgesetzte ist gewohnt entspannt und wir treffen uns erstmal virtuell im Video-Call. Bei einem realen Kaffee aus der heimischen Maschine besprechen wir all die Neuerungen der letzten Monate. Und das sind einige! Die wirtschaftliche Lage kam nun auch laut scheppernd bei uns in der Firma an.

Und so bekomme einen Schnelldurchlauf: Es geht um neue Systeme, um neue Abläufe, neue Geschäftsführer, Mitarbeiter-Kündigungen und ein paar wenige Neueinstellungen. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Der Römer übernimmt – und ich lasse los (versuche es zumindest)

Als das Telefonat zu Ende war, mache ich eine kurze Pipi- und Kaffeepause. Im heimischen Wohnzimmer sehe ich den Römer mit Baby-Bianco. Und ja, ehrlicherweise muss ich gegen meinen Mutter-Impuls ankämpfen: Nicht mal eben das schreiende Baby abnehmen. Nicht mal eben eingreifen. Er wird es schon schaffen! Ich vertraue ihm voll und ganz. Die beiden werden ihren Stil schon finden! Und: Ich muss mal absteigen von meinem hohen Mutterross, dass die Mutter immer überall einspringen muss, darf und soll!

Also zwinge ich mich, die Füßchen still zu halten. Denn schließlich arbeite ich. Und Biancos Papa wird es sicherlich hinbekommen.

Und siehe da: Routiniert wärmt er tiefgefrorene Milch auf, macht Fläschchen warm, füttert Bianco und geht mit ihm spazieren. Die beiden machen Ausflüge in die Innenstadt und zu Paolo ins Brixia. Ja, sogar die Zeit, mich während der Arbeit zu verpflegen, findet der Gatte. Ich bekomme einen Espresso an den Platz gebracht, mal ein Glas Wasser und auch mal ein Törtchen von der besagten, italienischen Pasticceria Brixia.

Unter uns: Ich will nie wieder anders arbeiten. 😉 Dabei genieße ich die babyfreie Zeit. Ich mag meine Arbeit, den Austausch mit meinen Kolleginnen und gleichzeitig werde ich vom Römer versorgt… nein… verwöhnt.

An meinem zweiten Arbeitstag bin ich ziemlich müde. Es scheint, als würde sich Bianco nachts alles holen, was es untertags verpasst hat. Das bedeutet, er will im eineinhalb Stundentakt gestillt werden. Effektiv bleibt wenig Schlaf übrig.

Mein zweites Team-Meeting des Tages dauert länger. Ich starre einen Punkt auf dem Bildschirm an. Da das Thema nicht direkt meinen Bereich betrifft, döse ich mit offenen Augen vor mich hin. Mein Fokus verschwimmt. Dann schrecke ich hoch: Das Baby schreit. Es schreit sogar ziemlich laut und erstaunlich lange. Trotz Kopfhörern höre ich diesmal alles.

Das Baby schreit – und ich halte still (äußerlich zumindest)

Sofort meldet sich meine innere Über-Mutter: Wird der Römer das in den Griff bekommen?

Bianco schreit und schreit.

Irgendwie werde ich nervös. Der Agenda-Punkt im Meeting, der mich nicht betraf, wird abgehakt. Jetzt geht es um meinen Fachbereich.

Aber das Baby schreit. Und ich zwinge mich, Ruhe zu bewahren und zuzuhören. Der Römer wird es schon schaffen! Natürlich wird er es schaffen. Angespannt bin ich trotzdem. Dennoch rede ich mir streng ins Gewissen: „Du arbeitest jetzt! Also volle Konzentration auf die Arbeit!“

Wie soll der Vater denn eine enge Bezugsperson werden, wenn ich ständig eingreife? Das mit dem Loslassen, Abgeben und der alleinigen Konzentration auf die Arbeit ist gar nicht mal so einfach wie ich dachte!

Stillen, pumpen, arbeiten – der ganz normale Mama-Wahnsinn

Dazu kommt, dass die Stillen-oder-Flasche-Geschichte während der Arbeit noch mehr Planung bedarf: Manchmal stille ich, weil es schneller geht und ich kein Meeting habe. Na ja, und weil die Milch-Nachfrage eben das Milch-Angebot bestimmt. Stille ich nicht und pumpe wenig ab, weil das Kind die Flasche bekommt, wird auch weniger Milch produziert. Ein heikles System. Also heißt es dran bleiben: Füttern, stillen, pumpen.

So lege ich mir ab und an das Stillkissen auf die Armlehnen des Bürostuhls. Das Kind platziere ich auf eben diesem. Die Laptop- Kamera mache ich – auch ohne Meeting – sicherheitshalber aus. Und so arbeite ich mit einer Hand am Laptop weiter. Am besten eignen sich zum gleichzeitigen Stillen übrigens Recherche-Tätigkeiten.

Es klappt schon irgendwie. Danach holt der Römer das milchkomatöse Kind wieder ab.

Gleichzeitig merke ich, dass bei so kleinen Kindern Freiheit bedeutet, abzupumpen. Viel abzupumpen. Die eingefrorene Milch geht weg wie warme Semmeln.

Arbeit, Freundschaft,Mama sein

Blöderweise treffe ich nachmittags einen sehr guten Freund – und habe vergessen, genug abzupumpen. Dafür ist jetzt auch keine Zeit mehr. Ich bin kurz davor, abzusagen, aber der Römer bekräftigt mich, dass die Milch schon reichen wird. Ich hetze also aus dem Homeoffice in die Stadt zum Frankfurter Café “Mehl, Wasser, Salz”. Es ist anstrengend , aber die guten Gespräche, das Bananenbrot und die hausgemachte Ingwer-Limonade entschädigen mich.

Soziale Kontakte sind wichtig für die mentale Gesundheit. Aber alles an einem Tag – Arbeit und Kaffee in der Stadt brauche ich aktuell nicht nochmal. Es ist furchtbar anstrengend! Dann lieber an meinem freien Tag.

Es tat mir dennoch gut. Ich hatte ein paar Wortfindungsstörungen aufgrund der Müdigkeit, aber der Espresso tut sein Möglichstes, mir darüber hinwegzuhelfen. Es ist schön. Schön mit Wecker. Schließlich hat der Römer nur noch 90 ml Milch. Pünktlich um 17 Uhr bin ich daheim, füttere das Baby, was eine Win-Win-Situation ist, denn gleichzeitig platzt mir fast die Brust.

Dann pumpe ich noch ab. Sicher ist sicher.

Fazit: Irgendwie machbar

Arbeiten nach acht Wochen im Homeoffice ist durchaus machbar. Etwas ungewohnt. Gleichzeitig aber angenehm aufgrund meines tollen Teams. Man ist müde. Man ist zufrieden. Man ist gehetzt und vergisst ab und an zu essen und zu trinken. Aber dafür habe ich ja den Römer, der mich daran erinnert.

Es tut mir gut, wieder zu arbeiten.

In zwei Wochen steigt der Römer nach knapp drei Monaten wieder in Teilzeit ein. Ich bin gespannt wie es dann wird!

10 Kommentare

  1. Es kann eigentlich nur besser werden, liebe Eva – eine Steigerung nach unten ist wohl schwer möglich. Von daher freu dich auf die nahe Zukunft.
    Und je mehr ich von deinen Blogbeiträgen lese, umso glücklicher bin ich darüber, das Thema Nachwuchs weiträumig umschifft zu haben.
    😴🤯😳😵🤕😞🥱🥳
    LG Bea

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    • Ha! Da schreibst du was, liebe Bea. Ich nehm dich beim Wort. 😉
      Das freut mich, wirklich. 😃 Ich empfehle jungen Paaren mit Kinderwunsch meine Berichte über die Neugeborenen-Phase. Wobei, ich wollte es damals auch nicht glauben. „Bei uns wird das mal gaaaanz anders!“, sprach ich zum Römer. 😄
      Hab‘s fein, liebe Bea und liebe Grüße!

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  2. Gut gemacht. Hoffen wir, dass der Mehrfachstreß den Milchfluß nicht negativ beeinflußt. Natürlich ist das eine tolle Sache, wenn man von zu Hause aus arbeiten kann – allerdings mit dem Nachteil, dass man alles mitbekommt, was im Hintergrund, auch bei verschlossener Türe, so abgeht!

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