Scharade als Eltern: Wie das Baby uns lehrte, wortlos zu kommunizieren

Nachwuchs zu haben lässt einen natürlich nicht nur die Haare raufen. Es gibt auch viele, wunderbare Momente. Und nicht nur das Baby lernt stetig neue Fähigkeiten. Nein, auch die Eltern. Das ist ja das Schöne!

Scharade im Elternalltag: Wenn Worte zu laut wären

Der Römer und ich sind beispielsweise ein Scharade-Dream-Team. Wenn das Baby schlafen soll, die Geräusche auf ein Minimum beschränkt werden, erweitern wir stetig unsere Scharadefähigkeiten.

Von Mal zu Mal werden wir besser. Und Trainingsmöglichkeiten gibt es viele am Tag!

Kommunikation im Flüstermodus: So geht Elternsprache ohne Worte

Nach nur vier Monaten können wir ganze Dialoge pantomimisch darstellen. Gestern, um die Mittagszeit zum Beispiel, fragte ich, ob ich uns zwei Espressos machen soll.

Natürlich fragte ich das nicht mit Worten, sondern alleine mit meiner Gestik und Mimik:

Zuerst hielt ich zwei Finger hoch. Ich tat es so, dass der Römer gleich verstand, dass es hier um etwas Wichtiges ging.

Bild: KI generiert.

Sofort hatte ich seine volle Aufmerksamkeit, denn er fragte sich sicher: “Zwei? Aber wovon zwei? Äpfel? Birnen?”

Sogleich lieferte ich pantomimisch die Erklärung mit Hilfe einer geschickten Tassen-Schlürf-Bewegung. Die virtuelle Espressotasse hält man natürlich anders, als eine Teetasse. Schließlich ist sie sehr klein.

Ich führte Daumen, Zeige- und Mittelfinger zusammen. Den Ringfinger und den kleinen Finger streckte ich locker aus. In etwa so, wie das “Ma che dici?”-Zeichen auf Italienisch.

Es ist sicher ein Leichtes, zwischen beiden Gesten hin-und herzuspringen. Schließlich liegt nur eine Neigung von 90 Grad zwischen beiden.

Bild: KI generiert.

Das brachte mich übrigens zur Überlegung, ob die eine Geste vielleicht mit der anderen verwandt ist? Naheliegend wäre es…

Der Römer antwortete indessen auf Scharadisch: „Ja, gerne (Daumen hoch!), aber bitte mach die Küchentür zu, sonst wacht das Baby auf, wenn du die Kaffeemaschine bedienst.“

Ja, so schwierige Sätze können wir mittlerweile wortlos darstellen.

Er zeigte auf die Tür und machte eine schwungvolle Bewegung. So, als würde er sie zu drücken. Dann zeigte er aufs Baby und machte das internationale Zeichen für Schlaf. Die beiden Hände waren dabei fein säuberlich unter den geneigten Kopf gefaltet. Dazu schloss er die Augen und lächelte im Schlaf.

Schließlich riss er die Augen weit auf und tat so, als würde er lautlos weinen.

Ja, ja! Bloß nicht das Baby aufwecken, sonst gibt’s Rabatz. Ich verstand.

Ich gab ihm ein “Daumen hoch”, machte die Tür wirklich leise zu und ließ uns zwei Espressos aus der Maschine.

Wenn das Baby schläft: Wie wir nonverbal alles klären

Nachdem wir den Espresso getrunken hatten, scharadierte der Römer, dass er jetzt duschen werde und der Teil mit dem Sport für ihn heute ausfallen werde.

Dazu machte er eine Rennbewegung mit den Armen, gefolgt von einem X, das er ebenfalls mit den Armen formte. Um das X zu untermauern, schüttelte er vehement mit dem Kopf und presste die Lippen aufeinander.

Schließlich hielt er mit der einen Hand einen imaginären Duschschlauch über seinen Kopf. Mit der anderen schäumte er sich die Haare ein.

Insgeheim hoffte ich, dass er sich nicht wirklich so die Haare wusch, denn es wirkte unheimlich ineffektiv.

Abermals gab ich meinem Gatten ein “Daumen hoch”. Ja, das könne er gerne machen. Ich werde derweil die Waschmaschine ausräumen. Mit den Händen formte ich die Silhouette der Waschmaschine, machte das virtuelle Bullauge der Maschine auf, entnahm die Wäsche, schüttelte ein imaginäres Wäschestück aus und klippte es an meinen imaginären Wäscheständer.

Sie sehen: Mittlerweile können wir sehr gut einfache und auch komplexere Themen des Alltags pantomimisch darstellen.

Und wer weiß? Vermutlich schaffen wir es – bei unserem Übungspensum – auch die Steuererklärung pantomimisch abzuhandeln. Ich hätte da schon eine Idee, wie man Werbekosten darstellen könnte.

Wenn es so weit ist, werde ich Sie darüber informieren. Vielleicht sogar pantomimisch. Wer weiß?

6 Kommentare

  1. Wer weiß liebe Eva,

    evtl. tretet ihr mit eurer frisch erlernten Kunst nächstens auch im Varieté auf?

    Ich wünsche euch einen schönen Feiertag, mit möglichst wenig Geschrei.
    Trude

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    • Genau so! Dich hätte ich gar nicht fragen brauchen, lieber Tom. 😉 Wobei, bei deinem
      Kaffeewissen, hätte ich Cold Brew, Espresso, Espresso Tonic, Griechischen Frappé (mitrio) und, und, und, erstmal pantomimisch darstellen müssen. 😄

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  2. Kinder sind sehr gute Erzieher. Im Allgemeinen schaffen sie es in kürzester Zeit, ihre Eltern durch den Feuerring springen oder andere zirkusreife Kunststücke ausführen zu lassen. (Hund und Katz sind in der Hinsicht auch nicht ohne, insbesondere Letztere haben einen gewissen Ruf)
    Schreibt ihr eine Anleitung zu Eurer Performance? Denn ich gehe doch davon aus, dass man Euch beide in naher Zukunft im Varieté zu sehen bekommt! Erster Auftritt: „Das schlafende Baby!“

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    • Aber Hallo! Die Termine gebe ich noch bekannt. Es wird ein Mitmach-Varieté, bei dem die Zuschauer dem darstellenden Teil Begriffe oder Sätze zustecken, die der oder die andere erraten darf. 😉

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