Ich dachte damals in den ersten Wochen der Schwangerschaft, dass du ein eher ruhiges Kind wirst. Aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher.
Seit drei Wochen spüre ich dich. Du trittst. Und zwar manches Mal mit richtig Spaß am Spiel. Das musst du wohl von deinem Papa haben. Der machte das aber profimäßig im Kampfsport. Du machst das um mir zu zeigen, dass du „Beine überschlagen“ total doof findest. Und nicht nur das: Nach vorne lehnen beim Essen findest du auch ziemlich blöd. Gerne holst du dann richtig aus um mal zu zeigen, wer der Boss ist.
Selbst dein Papa konnte dich schon spüren, als du so richtig rumgeturnt bist. Nur einmal, aber das saß.
Beim Herztöne abhören verziehst du dich gerne in die hinterste Ecke. Und wenn man dich dann doch findet, trittst du solange gegen den Fetal-Doppler bis man aufgibt. Danach bist du auch gar nicht mehr zu beruhigen. Im weiteren Verlauf des Vormittages hampelst du so rum, dass dich auch das Schaukeln in meinem Bauch, während ich gehe, nicht mehr beruhigt.
Du bist einfach ein kleines Zappellieschen oder ein Zappelphilipp. Obwohl Papa und ich vermuten, dass du eher ein Lieschen wirst. Ich, weil ich vor Jahren davon geträumt habe. Papa, weil er es von Anfang an gesagt hat. Bei mir ging das sogar schon soweit, dass ich einen gebrauchten, rosa Babyschlafsack gekauft habe. Solltest du ein Philipp werden, musst du nachts halt ab und zu rosa tragen. Das schadet ja nicht. 😉 Diese Woche werden wir er herausfinden (wenn du dich zeigst und nicht so wild herumhampelst).
Ansonsten machst du uns unglaublich viel Freude. Papa ist immer ganz eifersüchtig, dass ich natürlich jede Bewegung spüren kann, Papa aber nur sehr selten das Vergnügen hat. Jeden morgen sagt er dir gesondert guten Morgen und jeden Abend wünscht er dir eine gute Nacht. Nur, dass du dann nicht immer schlafen willst.
Wir freuen uns schon sehr auf dich. Und nicht nur wir: Seit Wochen werden wir von beiden Großeltern Paaren zu erst gefragt, wie’s dir geht, gefolgt von „Wird es nun ein Mädchen oder ein Junge?“. Aber Papa und Mama sind gemein: die sagen nix! Bis zu deiner Geburt. 😉
Im August fliegen wir nochmal zu deiner Familie väterlicherseits. Die können es kaum erwarten dich zu sehen. Und morgen kommt meine Mama, deine Oma, vorbei. Die kann es auch kaum erwarten dich wiederzusehen. Oder vielmehr: Mir über den Bauch zu streicheln.
Vielleicht klingt es paranoid, aber Mama hat in letzter Zeit viel gelesen und sich viele Gedanken gemacht, was mit dir passieren sollte, wenn sowohl Papa als auch ich sterben sollten. „Turtle“ war sowohl Papas als auch meine erste Antwort auf die Frage. Also haben wir deine Tante Turtle gefragt, ob sie dich in diesem Fall nehmen würde. Sonst ein sehr überlegter Mensch, der sich bei schwerwiegenden Entscheidungen nicht leicht entscheiden kann, sagte sie sofort – ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken – ja. Mir fiel ein Stein von Herzen – und Papa auch. Aber wir versprechen dir, dass wir alles tun um möglichst lange zu leben. Keine Sorge!
Wer soll dich denn auch sonst mit Sätzen wie: „Und? Wie sieht’s mit Enkelkindern aus?“ nerven?
Mein lieber Schatz, bleib noch ein paar Monate in Mamas Bauch, wachse und gedeihe. Aber dann komm ganz schnell zu uns, denn Mama und Papa können es kaum erwarten dich in die Arme zu schließen.
