Kein Warmduscher!

Ha! Gestern erzählte ich Ihnen noch etwas schamerfüllt, dass ich ein eingefleischter Warmduscher bin. Doch ist die Not erst noch so groß, dann werden selbst verwöhnte Großstadtkatzen zu wilden Luchsen. Gut, das war jetzt etwas bildlich gesprochen und biologisch eher wenig bis gar nicht korrekt formuliert, denn eine Katze wird nicht einfach zu einem Luchs, selbst wenn sie sich das noch so sehr wünschen möge. Aber Sie verstehen mein Beispiel schon!

Als ich dem Römer heute sagte, dass ich in den Ring, respektiv die Dusche, steige, wollte er mich abhalten, indem er Geschichten aus seiner Jugend auspackte. Nein, sagte er, das würde er mir nicht raten. Als Jugendlicher habe er sich einmal in den Bergen Albaniens im eiskalten Gebirgsbach gewaschen, mit dem Ergebnis, dass seine Gaumenmandeln und Lymphknoten vier Tage lang angeschwollen waren. “Warmduscher!”, sprach ich und schnappte mir entschlossen ein Handtuch. Dann murmelte ich etwas von Russ*innen, die sich in die sibirische Taiga flüchteten und dort, fernab der Zivilisation und dem dazugehörigen Warmwasser, lebten. “Du bist in Oberbayern groß geworden und nicht in der sibirischen Taiga. Warmwasser gab es in Bayern vermutlich en masse. Dein Körper ist das kalte Wasser doch gar nicht gewohnt.”, frotzelte der Römer. Pff! Wenn der wüsste, wie kalt und hart so mancher, oberbayerische Winter war, dann würde er aber ganz schnell, ganz bescheiden werden.

Mutig zog ich in den Kampf. Noch motivierter dem Römer zu beweisen, dass ich hart wie eine alte Brotkruste bin. Erst wusch ich meine Haare. Das ging ganz gut, da Haare, außer an der Wurzel, über keinerlei Kälte- oder Wärmeempfinden verfügen. Dann kam der Körper an die Reihe. In 0,487 Millisekunden pflegte ich meinen Körper, so gut er eben in dieser kurzen Zeitspanne zu pflegen war. Es war kalt, eiskalt und für eine Sekunde entwich mir ein kurzer, spitzer Schrei. Doch dann erinnerte ich mich wieder an mein Mantra: Ich bin kein Warmduscher!

Beim Abtrocknen wickelte ich mich in drei Schichten Handtücher und einen Bademantel ein. Ich sah aus wie eine vollschlanke Matrone. Der Römer lachte, als er mich in meinem Aufzug, noch etwas bibbernd vor Kälte, ins Wohnzimmer tapsen sah. „Hai finito? [Bist du fertig?]“, wollte er wissen und grinste schelmisch. Ich nickte, hob das Kinn ein bisschen mehr und stolzierte an ihm vorbei, um mir einen warmen Tee zu machen. Als ich in der Küche strandete, sah ich einen halb vollen Eimer kochenden Wassers und einen Topf, der gerade damit beschäftigt war, kaltes Wasser auf dem Herd zum Kochen zu bringen. „Was ist das denn?“, schrie ich ins Wohnzimmer. „Mein Duschwasser!„, dröhnte es zurück aus dem Wohnzimmer. Wenige Augenblicke später stand der Römer hinter mir. „Und das soll WIE funktionieren?„, wollte ich von ihm wissen. „Man mischt das heiße Wasser mit dem kalten und so übergießt man sich piano piano [nach und nach].“, erklärte mir der römische Bademeister. „Na dann…„, kommentierte ich sein Vorhaben. Indessen kochte das Wasser und er schüttete den zweiten Topf in den blauen Eimer. „Io me ne vado. [Ich geh‘ dann mal.]“, ließ der Römer mich wissen und schleppte den Eimer in unsere Nasszelle. Was seine und meine Dusche gemeinsam hatten, war der eine kurze Schrei, der durch die Wohnung hallte. Er schüttete sich aus Versehen einen Teil des heißen Wassers über den großen Zeh, berichtete er mir später. Danach gab es keine größeren Unfälle mehr. Fröhliche Platsch- und Spritzlaute, sowie ein beschwingt gesummtes Lied konnte man aus dem Badezimmer vernehmen. 20 Minuten später kam der zufriedene Römer aus der Dusche. Im Gegensatz zu mir, zitterte er nicht.

Es war 12:41 Uhr und irgendwie hatten wir beide den Waschvorgang überlebt. Auch, wenn ich offiziell bewiesen hatte, kein Warmduscher zu sein.

Seit 15:25 Uhr gibt es wieder heißes Wasser, so viel man tragen und verbrauchen kann. Beim nächsten Mal warte ich vielleicht noch etwas länger ab, ob das Warmwasser nicht doch noch zurückkehrt. Oder noch bessser: Ich friere für den nächsten Heißwasserstreik eines ein, damit wir es beim nächsten Mal nur noch auftauen müssen. 😉

Gekritzel an der S-Bahn Station Konstablerwache “Mambo Mambo Mambo”. Und ja, das war es auch unter der Dusche. Bei den Temperaturen kam es einem Mambo sehr nahe.