Kindermund – Glückchen

Unser dreijähriger Signorino bereitet uns, neben der aktuellen Problematik, auch viele tolle Momente. Seit er sprechen kann, ist es wunderbar, welche Wortkompositionen er erschafft. Doch schauen Sie selbst:

Der Römer erwärmt Milch für das Kind, gibt Cornflakes hinein und bringt sie zum Esstisch. Das Kind guckt pikiert. Seeehr pikiert. Nein, Signorino hatte sich anscheinend etwas anderes unter Frühstück vorgestellt.

Energisch schüttelt er den Kopf und sagt laut protestierend: „Nein, ohne Glückchen! Nur Milch! Keine Glückchen!“

Es dauerte etwas bis wir verstanden, dass er mit Glückchen Klümpchen meinte und sich damit auf die Cornflakes bezog.

Ich hoffe, Sie haben einen guten Start in diese Woche – mit dem ein oder anderen Glückchen (und nicht Klümpchen)!

Ich war am Wochenende in Ruhpolding. Das war nicht nur ein Glückchen, sondern ein riesen Glück!

Kindermund #2

Signorino ist immer noch angeschlagen, kommt aber langsam wieder zu Kräften. Gestern aß er bereits ein ganzes Pain au chocolat, das ihm der Römer mitbrachte, nachdem er tagelang keinen richtigen Hunger hatte.

Das ganze Kind ist danach voller Brösel und ich frage: „Und, Signorino, hat’s dir geschmeckt?“

Signorino: „Ja, bin papa-satt!“

Ich: „Papa-satt? Na, dann bist du ja richtig, richtig satt. In so einen Papa geht ja viel mehr rein als in einen Signorino.😉”

Signorino: “JA! Papa-satt.”

Von Pain au chocolat wird selbst der Papa papasatt.

SALAT!

Heute Morgen rief der Sohn nach uns, um uns mitzuteilen, dass er soeben erwacht sei. Ich, die bereits vor ihm wach war und meinen Espresso ganz in Ruhe genießen wollte, stürzte den Espresso eilig herunter, als würde es sich um Schnaps handeln und nicht um heißen Espresso. Dann eilte ich zum krakeelenden Kind.

Signorino war sehr erfreut, dass ich in sein Zimmer kam und nicht wie sonst üblich der Mann. Wir kuschelten ausgiebig und ich stellte ihm meine beliebte Frage nach seinem Vornamen*:

„Signorino, wie heißt du?“, wollte ich also von ihm wissen.

Es muss wohl an der selten dämlichen Fragestellung gelegen haben, in der ich bereits seinen Vornamen nannte, dass er mir eine doch sehr kecke Antwort gab.

„SALAT!!!“, antwortete das Kind frech.

Ja, nun. Was frag ich auch so dumm?

Salat mit Geburtstagsdeko

P.S.: Für uns geht es morgen nach Bayern und nach einem einwöchigen Stop ins Land der Adlersöhne. Wünschen Sie mir Glück, gute Nerven und den Mut, über mich selbst zu lachen.

*Tatsächlich befrage ich ihn oft nach seinem Namen, weil ich eine unbegründete Angst habe, wir könnten das Kind irgendwann in einer überfüllten Fußgängerzone verlieren und er würde nicht einmal seinen Namen nennen können. Selbiges ist mir als Kind passiert – irgendwo an der Nordseeküste. Als ich wieder gefunden wurde, kaufte man mir einen rot-weißen Stofftierwattwurm, den ich sehr gerne mochte.

Oder Joghurt?!

Signorino verfügt mittlerweile über drei Möglichkeiten, uns mitzuteilen, dass ihm etwas schmeckt oder eben auch nicht.

„Mmh! Lecker.“ wird meist für allerhand Süßkram oder Pizza benutzt. Es bedeutet absolute Zustimmung und 10 von 10 Punkten.

„Bäh!“ benutzt er, Sie ahnen es, für Dinge, die definitiv nicht seinen Geschmack treffen.

„…oder Joghurt?!?“ ist eine höfliche Rückfrage, ob er nicht lieber statt der angebotenen Speise einen Joghurt essen könne. Es widert ihn nicht dermaßen an wie eine „Bäh-Speise“, dennoch würde er bevorzugen, nicht weiter essen zu müssen.

Bakllava und caffé waren „Mmh! Lecker!“

So, morgen schreibe ich die Prüfung (danke für all die gedrückten Daumen!) und dann bin ich gewohnt wieder für Sie da.😉

Papa oder Opa?

Nach langem Überreden, erklärt sich Signorino endlich dazu bereit, dem Spielplatz den Rücken zu kehren. Wir gehen durch die Parkanlage Richtung Wohnung. Auf einer Bank sitzt ein Mann. Er ist in seine Zeitung vertieft. Sein hellblaues, kurzärmliges Poloshirt sitzt locker. Aus seinen beigen Bermudashorts ragen bereits sonnengebräunte Beine. Der Mann hat etwas längere Haare, die ihm bis zu den Ohren reichen. Er ist rasiert und wirkt sehr gepflegt. Neben ihm parkt sein rotes Rennrad. Müsste ich ihm einen Stempel geben, ich würde ihn als “junggebliebenen Mitfünfziger in Führungsposition” beschreiben.

Signorino tapst an dem Mann vorbei. Seinen neuen Sandkasten-Bagger trägt er stolz vor seiner Brust. Er bleibt vor dem Herren stehen, mustert ihn neugierig und fragt, vermutlich mehr sich selbst, als uns:

“Papa oder Opa?”

Der etwa 50jährige Mann blickt von seiner Zeitung auf, lächelt unseren Ableger an und vertieft sich wieder in seine Zeitung.

“OPAAA!!!”, ist sich Signorino sicher und äußert seinen Gedanken überaus lautstark. Dann pflückt er mit der rechten Hand eine Puste(blume) und düst mit seinem Bagger und der Pusteblume davon. Ich lächle entschuldigend, gucke in ein verdutztes, sonnengebräuntes Gesicht eines Mitfünfzigers und laufe dankbar dem schnell flüchtenden Kind hinterher.

Ein innerliches Highfive hat sich Signorino sicher für seinen flotten Kommentar gegeben.

“Hallo zusammen!”

Dienstagmorgen an der S-Bahn Station. Signorino und ich warten darauf, ins Zentrum der Stadt transportiert zu werden. Es regnet und ist ungemütlich kalt. Das Kind erzählt ohne Unterlass. Ich verstehe nur Wortfetzen wie “Seilbahn” (er meint die S-Bahn) und “nass” (er meint den Regen).

Der rote Zug unseres Verkehrsbundes fährt ein. Darin sitzen überwiegend Menschen mit schwarzen Jacken und grauen Gesichtern. Man merkt deutlich, dass einige Arbeitgeber beschlossen haben, dass Homeoffice nicht nur keine Pflicht mehr darstellt, sondern auch keine Option mehr ist. Die Laune ist dementsprechend.

Signorino und ich steigen in die S-Bahn ein. Unser kleiner, blonder Zweijähriger mit blauer Winterjacke und grauer Trainingshose, blickt sich um und spricht inbrünstig mit fester Stimme, laut und deutlich:

“Hallo zusammen!”

Die Leute blicken sich nach dem Besitzer der hellen Kinderstimme um, lachen und lächeln, das Grau verschwindet von ihren Gesichtern.

Was ein einfacher Gruß an einem grauen Dienstag ausmachen kann. Probieren Sie’s doch mal aus und folgen Sie Signorinos Beispiel! 😉

So sähe ein deutlich entspannterer Morgen aus. Lauwarme Marzipancroissants beim Frühstück mit meinem besten Freund, dem Einen.