Frankfurt, c’est moi!

“Frankfurt, c’est moi!”, scheint das absolutistische Motto des Frankfurter Königs Oberbürgermeisters Peter Feldmann zu sein. Und obwohl ihn die wenigsten im Amt haben wollen, mutet es an, dass er gekommen ist, um zu bleiben. So wurde am 01.06.2022 ein Antrag gem. § 17 (3) GOS mit der Nummer 408 von den Grünen, der SPD, FDP und der Partei Volt vorgelegt. Dort ist vermerkt, dass der Oberbürgermeister Peter Feldmann kein weiteres Vertrauen mehr für die weitere Amtsausführung genießt. Als Begründung wird unter anderem der AWO-Skandal und sein Fehlverhalten der letzten Wochen genannt. Weiter steht im Antrag geschrieben, dass Peter Feldmann „offenkundig nicht in der Lage ist sein Amt weiter angemessen auszuüben.“ Er wurde aufgefordert, sein Amt niederzulegen oder positiver formuliert „mit sofortiger Wirkung sein Amt zur Verfügung zu stellen“. Andernfalls werde man am 14. Juli 2022 mit der Einleitung des Abwahlverfahrens beginnen. (Quelle: ParlamentsInformationsSystem)

Doch wer ist Peter Feldmann überhaupt? 1958 in Niedersachsen geboren und aufgewachsen in Frankfurt-Bonames machte er sein Abitur an der Ernst-Reuter-Schule in Frankfurt. Nach dem Studium der Politologie und Sozialbetriebswirtschaft, wurde er Leiter der Stabstelle der Arbeiterwohlfahrt. 2012 wurde er als Nachfolger von Petra Roth ins Amt des Oberbürgermeisters gewählt. (Quelle: Magistrat Frankfurt)

Mittlerweile ist er auch bei der Presse in Ungnade gefallen. Die Bild-Zeitung gab ihm beispielsweise die Spitznamen „Pattex-Peter“, da er an seinem Amt klebt wie der bekannte Kraftkleber oder auch, etwas uncharmanter, „Peinlich-Peter“.

„Peinlich-Peter“ (Quelle: Bild-Zeitung) machte unlängst seinem Spitznamen alle Ehre, als er im Flugzeug nach Sevilla eine Ansprache hielt, in der er, wie er dachte, einen lockeren Spruch zum Aufheizen in die hitzige Fußball-Fan-Menge abfeuerte. Die Flugbegleiterinnen wurden damit beschrieben, dass sie ihn „hormonell am Anfang erstmal außer Gefecht gesetzt haben“. Ein kecker Spruch, der sicher für einige Lacher in einer überfüllt-schwitzigen Fußballerumkleide gesorgt hätte. Jedoch war Peter Feldmann nicht in einer Fußballumkleide der Ü60 Gruppe eines hessischen Provinzvereins, sondern als oberster Frankfurter in seiner Rolle als OB in einem Flugzeug nach Sevilla. Der technische Fortschritt ist Fluch und Segen zugleich, wenn jede und jeder von uns zur/m Reporter:in wird und so landete der Clip in Blitzgeschwindigkeit im Internet, wo Feldmanns Kritiker:innen diesen dankend als gefundenes Fressen aufgriffen.

Auch die Bürger:innen Frankfurts wehren sich gegen OB Feldmann. Unlängst entdeckte ich diesen Aufkleber im gediegenen Frankfurter Westend.

Nun lernt man selbst in den einfachsten PR-Fibeln, dass es eine desaströse Strategie ist, sich bei einem von der Öffentlichkeit deklarierten Skandal, als Opfer der Umstände darzustellen und die Schuld für sein eigenes Fehlverhalten bei anderen zu suchen. Vielmehr kann man am Anfang eines Skandals das Ruder noch einmal herumreißen, in dem man als Sünder zu Kreuze kriecht und absolute Besserung gelobt. Irgendwann wird die Welle der Schmach schon absinken und man kann geschickt seine eigens dafür konzipierten „White-Washing-Strategien“ positionieren. Doch in diesem Fall möchte ich mir den Hinweis erlauben, dass ein mit einem Minimum an Restwürde gewählter, freiwilliger Abgang ein weitaus besserer Ausgangspunkt für die Zukunft Peter Feldmanns wäre als eine erzwungene Abwahl.

Oder wie der deutsche Politiker Haluk Yildiz dem Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der gestrigen Stadtverordnetensitzung nahe legte: „Gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie.“