Verwechslung mit Nahverkehrszügen

Am Vorabend

Ich liege neben Signorino im Bett. Wie immer versucht das Kind noch etwas Wach-Zeit herauszupressen. Er fängt also an, all die Kinder aufzuzählen, die mit ihm in der Kita-Gruppe sind.

Signorino: “Ein Henry, eine Camille, eine Emilia, ein Bao, ein S-Bahn….”

Ich: “Die S-Bahn geht aber nicht mit dir in die Kita. Mit der S-Bahn fahren wir zur Kita.”

Das Kind protestiert heftig. Natürlich gehe auch “S-Bahn” mit ihm in die Kita. Ich blicke auf die Uhr an meinem Handgelenk. 22 Uhr. Müde vom Tag knicke ich ein. Ja, aber natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Auch S-Bahn gehe in Signorinos Kindergartengruppe.

Signorino wiederholt noch zwei Mal bekräftigend das Wort „S-Bahn“. Nach weiteren zehn Minuten begibt er sich, müde vom Tag, langsam ins Land der Träume.

Auf dem Weg zur Kita – mit der S-Bahn

Am nächsten Tag

Wir sind gerade an der Gruppen-Garderobe der Kita angekommen. Signorino sitzt auf dem niedrigen Bänkchen unter der bunt bemalten Kinder-Garderobe. Ich ziehe ihm die weißen Straßenschuhe aus und tausche sie gegen ein Paar dunkelblaue Hausschuhe.

Aufgeregt ruft das Kind „Da! S-Bahn!” und zeigt zur Eingangstür unserer Kita-Etage.

Ich drehe mich zur Eingangstür um, doch glaube nicht ernsthaft, dort eine S-Bahn zu erspähen. Und genau so ist es: Dort läuft gerade Signorinos Kita-Kollege Jesper samt Mutter ein. Hand in Hand steuern sie auf die Gruppen-Garderobe zu, bei der Signorino gerade die Schuhe von mir gewechselt bekommt. Ich schließe noch schnell den Klettverschluss der Hausschuhe, um Signorino postwendend zu antworten:

Ich: “Nein, Schatz, das ist doch Jesper und seine Mama. [Es rattert in meinem Kopf. Der Groschen fällt. Kann das Missverständnis tatsächlich an einem Aussprache-Fehler gelegen haben? Ich fange an zu lachen] Ach, Jesper meintest du!!! Nicht S-Bahn.”

Signorino, etwas trotzig: “Ja, ‘esban!”