Geburtsvorbereitungskurs

Vorab: Die Hebamme (die Kollegin von Rosi) in der Funktion der Lehrerin ist klasse. Sie hat Humor, sie scherzt und lacht auch einmal über witzige Situationen, die es während der Geburt geben kann.

ABER: Für uns, den Römer und mich, ist der Kurs nichts.

Warum? Der Römer hat drei erfolgreich abgeschlossene Studiengänge, alle im medizinischen Bereich. Wenn er nicht weiß, wo er wie anpacken muss bei einer Geburt um es erträglicher zu machen, na, dann weiß ich auch nicht.

Ich wiederum mache mir wenig Gedanken. Das – anscheinend – beliebte Spiel bei werdenden Eltern „Was wäre wenn…?“ nervt mich, denn ich bin gerne realistisch beziehungsweise mir reicht es, mir dann – in dieser Situation – Gedanken darüber zu machen.

Auch beim Thema Geburtsposition und Atemtechniken bin ich mir sicher, dass Mutter Natur uns instinktiv leitet. Und falls das nicht klappen sollte: Das medizinische Fachpersonal hat lange genug dafür studiert und genug Geburten begleitet, so dass ich mich in sichere Hände begeben kann.

Deswegen muss ich nicht noch 15 Minuten den Kurs überziehen um über Plazentafarben zu diskutieren. Mir persönlich bringt es auch nichts Ammenmärchen à la „Der Mann kann beim Abnabeln die Form des Bauchnabels bestimmen, wenn er es nur richtig tut.“ Es ist eine Narbe. Nichts anderes.

Ich finde auch einen (optimalen) Geburtsvorgang von „nur“ 10 Stunden nicht besonders lang. Und hier spreche ich nicht vom Schmerzaspekt, sondern vom rein zeitlichen Aspekt. Aber ich hatte auch nie acht Stunden Arbeitstage, sondern gut und gerne 15-16 Stunden Arbeitstage. Man merkt recht schnell, dass man das Gefühl für Zeit und Raum verliert, wenn man sich auf eine Tätigkeit konzentriert.

Davon abgesehen habe ich keinerlei Vorstellung wie meine „perfekte Geburt“ aussieht. Ich lasse es auch mich zukommen, denn ich kann diesbezüglich eh nichts planen. Es kommt wie es kommt. Vielleicht finde ich eine PDA unglaublich dumm, vielleicht finde ich eine PDA unglaublich sinnvoll. Wer weiß das schon?

Es gibt so viele unterschiedliche Mütter auf der Welt und alle haben es irgendwie geschafft ihr Baby auf die Welt zu bringen. Als große Vorbilder nehme ich hier meine Mutter (mit 4 Kindern), aber besonders des Römers Mutter mit 7 Kindern. Letztere brachte ihre Kinder alle zu Hause, begleitet von Schwiegermutter und Schwester, zu Welt. Klar hätte es Komplikationen geben können. Aber daran dachte sie nicht. Das Krankenhaus wäre auch viel zu weit weg gewesen, der Weg zu beschwerlich, Autos (bei dem Großteil der Geburten) gab es nicht. Es herrschte tiefster Kommunismus. Sicherlich hatte sie Glück (und Gottvertrauen) – alle sieben Kinder sind absolut gesund und quietschfidel zur Welt gekommen. Es gab kein „risk management“ wie man heute so schön sagen würde.

Deswegen würde ich es anders machen als die Menschen in meinem direkten Umfeld: Ich würde niemanden überzeugen UNBEDINGT, aber GANZ UNBEDINGT einen Geburtsvorbereitungskurs zu machen. Wenn man sich und dem Partner zutraut, dass man das auch so schafft, wenn man informiert ist, wenn der Partner medizinisches Fachwissen vorweisen kann oder einfach eine resolute Persönlichkeit ist und besonders wenn die innere Stimme sagt: „Du kriegst das auch so hin.“, dann kann man sich getrost den Kurs sparen.

Ich bin übrigens die, die als Erste des Kurses ihr Kind gebärt. Alle anderen bekommen ihres im Januar oder Februar. Dazu gab es dann den panischen Kommentar einer Mutter: „Oh Gott! Und wenn dir hier die Fruchtblase platzt?“ Dann hätte ich wenigstens sofort eine Hebamme zur Hand. Optimaler könnte es doch gar nicht sein.

Aber es gibt auch immer einen Vorteil: Dem Römer kam eine Idee für seine Doktorarbeit im Kurs. Immerhin etwas!

P.S.: Wie immer ist es meine persönliche Meinung. Wer wie was macht – es sei jedem gegönnt seinen persönlichen Weg zum Glück zu finden.

P.P.S.: Heute früh war mein persönlicher Weg zum Glück abzusagen und mir weitere 5 Stunden zu sparen und für den Römer und mich war es die absolut richtige Entscheidung.

Rosi – die e’bamma – Folgetermin

Heute war ich bei Rosi, meiner e’bamma – wie der Römer sagt. Wir sprachen über Wehwehchen (etwas Sodbrennen, aber sonst nichts) und tauschten uns über die letzten Wochen aus. Rosi gibt einem immer das Gefühl absolut willkommen zu sein und das schätze ich sehr.

„Und jetzt such ma mal nach den Herztönen, gell? Aber nicht erschrecken, wenn ich’s nicht gleich find.“ sagt sie und ich legt mich auf die Liege. Fünf Minuten sucht sie. Ich – ganz ruhig. Weiß ich doch, dass unser bambino sich gerne versteckt und auch gerne seine Ruhe hat. Hat er wohl von Mama.

Nach fünf Minuten fragt sie: „Sag amal, du hast gsagt, dass du as Baby scho spürst. Wo spürst des denn immer?“

Ich zeige auf eine Region sehr weit unten. Sie sucht und wird sofort fündig. „Was machst du kleiner Zwuckl denn da unten? Versteckst du dich?“ erkundigt sie sich lachend. „Zwuckl“ antwortet prompt und gibt einen kräftigen Schlag ab. Der Herzton-Doppler antwortet mit einem lauten knacken. „Bist du aufgeregt?“ versucht sie beim bambino nachzufragen und prompt kommt die Antwort – ein weiterer, kräftiger Schlag trifft den Herzton-Doppler-Kopf. „Dann lass ma dich in Ruhe, Mausi!“ sagt sie und lacht wieder. Ich muss auch laut lachen.

Ich bin froh, dass ich Rosi gefunden habe. Sie strahlt so eine Wärme aus, ist einfühlsam, unterhält sich mit dem noch ungeborenen Leben, ist keine von den Hebammen, die einen stressen mit ihren Tipps.

Sie fragte mich nach dem Krankenhaus, in dem ich entbinden will. 900m von uns entfernt ist ein kleines mit Geburtsstation, wo der Römer und ich bereits das Vergnügen hatten. Ich fand es optimal. Und sie? Sie sagte, sie findet es toll, dass wir da entbinden möchten. Kleine Krankenhäuser soll man unterstützen und das hat einen super Ruf. „Außerdem kannst nochmal heim bei Fehlalarm und versuchst dich nochmal hinzulegen! Des is Gold wert!“ rät sie mir.

„Weißt, was des schlimmste als junge Mama ist? Jeder hat einen Tipp und versucht dir reinzureden. Hör da gar net drauf! Hör auf dein Bauchgefühl. Das hat die Natur schon so eingerichtet, dass das nicht lügt.“ gibt sie mir bei der Verabschiedung mit auf den Weg.

Im September sehen wir uns wieder – und ich freue mich schon sehr.