Die Männer schuften erbärmlich, brüllen an gegen das aufgebrachte Meer. Zug um Zug, Liege um Liege, schleppen sie die schweren, klobigen Holzliegen durch den Sand. Der Wind weht so heftig, dass sie Angst haben, dass selbst die Holzliegen davon schweben wie aufgeschreckte Vögel.
Die Sandkörner wehen in Augen und Nase. Ein aussichtsloser Kampf, scheint es. Und doch zerren, stapfen und rennen sie gegen diesen ersten Herbststurm am Meer an.
Plötzlich weht es eine Sonnenliegen-Auflage weg. Beige und wie Gummi hüpft sie fröhlich über den Sand als würde sie in die langersehnte Freiheit laufen. Weg, nur weg von all den schwitzenden, öligen Körpern, die es sich auf ihr gemütlich machen.
Einer der Männer hechtet hinterher, läuft ärgerlich und rasch über den instabilen, sandigen Untergrund. Er bekommt sie zu fassen – zerrt sie zurück.
Die große Freiheit muss wohl warten.
Das Meer, der Wind, sie sind erbarmungslos heute. Alles, was sich nicht wehren kann, wird zum Spielball der Natur. Alles, was man nicht greifen kann, wird weggefegt.
Wie emsige Ameisen rackern sich die kräftigen Männer, jung und alt, ab. Allesamt haselnussbraun und von kräftiger Statur. Die Haut ist gegerbt von der sonst so gleißenden Sonne Albaniens und der Saisonarbeit am Meer.
Einer, ein Junger, spuckt herablassend ins Meer, als ob er damit seine Verachtung gegenüber diesem ersten Herbststurm deutlich machen möchte, der ihn so viel zerren und schuften lässt.
Ja, der Herbst kommt. Auch hier am Meer.

Die Sonnenschirme des öffentlichen Strandes verneigen sich untertänig vor dem wilden Wind, der aufbrausenden See, der Kraft der Natur, die dieser Frühherbst bereit hält.
Sie wissen, sie haben keine Chance. Sich beugen oder abgeknickt werden. Die Wahl ist schnell getroffen.
Noch ein paar Tage geht die Saison hier an der Adria. Dann verschwinden die Liegestühle. Eingemottet und untergestellt in irgendeinem Verschlag bis der Frühling zurückkehrt.
Solange schuften die Männer noch an den stürmischen letzten Tagen einer sich abkühlenden Saison. Sie schichten die Liegestühle auf als wären sie im Rudel stärker, und tragen sie wieder zurück an ihrem Platz, brav aufgereiht und in Reih und Glied, sobald die Sonne wieder herauskommt und der Wind sich legt.
Bald ist der Spuk vorbei.

Jede Saison hat ein Ende.

Wie gut, dass jede Saison ein Ende hat, oder? So gibt es immer wieder einen Anfang, auf den man sich freuen kann! 🙂
Sehr schön beschrieben, liebe Eva. Ich hatte den Eindruck, dabei gewesen zu sein. 🙂
Viele Grüße Bea
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Absolut, liebe Bea! Immer nur Saison würde die Menschen doch mürbe machen.
Danne dir, liebe Bea und hab’s fein. 🤗 Liebe Grüße, Eva
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Toller Beitrag, liebe Eva. Auch bei uns ist der Sommer unwiederbringlich vorbei …
😊LG
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Danke dir, liebe Lore. Nächstes Jahr kommt der Sommer bestimmt wieder. 😃 LG, Eva
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Ich finde Saisonende hat immer etwas trauriges.
Saisonstart ist da interessanter. Jeden Tag gibt es neues zu entdecken und auszuprobieren.
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Ein bisschen schon, liebe Trude. Die Mitarbeiter schienen erleichtert, dass das Saisonende in Sicht war. Es war wohl ein langer, anstrengender Sommer.
Genau, der Start hat einen Zauber inne. 🤩 Liebe Grüße, Eva
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😅😅 treffender kann man es nicht beschreiben
🙏🙏🙏🙏
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Danke dir, liebe Meggie! 😃
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Eine sehr schöne Momentaufnahme. Ich persönlich bin ein Fan von Vor- und Nachsaison.
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Danke dir, lieber Tom. Dann ist’s auch am schönsten und die Einheimischen haben auch mal Zeit für ein Gespräch. 😃
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