Eva Farniente

Bianco: Unverhofft kommt oft

[Rückblick – Juni letzten Jahres]

Es war sicher nicht meine beste Idee, mal eben im Homeoffice auf ein Stäbchen zu pinkeln, weil meine Periode ein paar Tage zu spät war. Beinahe würde ich sagen, es war eine selten dämliche Idee.

Aber ich suchte nach Gewissheit und erwartete natürlich nur einen Strich. Nicht schwanger! Nur eine hormonelle Schwankung. Alles Gute weiterhin und das Leben rieselt eben so weiter wie bisher.

Als dann der erste Strich auftauchte, der definitiv nicht als Kontrolllinie zu interpretieren war, dicht gefolgt von der eigentlichen Kontrolllinie, hätten Sie meinen Blick sehen sollen. “Das ist doch ein Witz!”, murmelte ich und suchte den Fehler beim Verfallsdatum des Billig-Tests, den ich zur Gewissensberuhigung bei verspäteter Menstruation daheim gestaut hatte. 26.06.2026 stand da. Hm…

“Ding!”, machte mein Laptop und ich spurtete zum Gerät, um mich fürs wöchentliche Arbeitsmeeting einzuwählen.

Natürlich bekam ich von den Themen in diesem Meeting nichts mit. Es war wie ein einziger Buchstabensalat. Also nickte ich fleißig und machte mir unverständliche Notizen. Nur den schönen Schein bewahren, wenn gerade alles in meinem Kopf Achterbahn fährt. Zur Sicherheit googelte ich auch: “Wie vertrauenswürdig ist ein positiver Schwangerschaftstest?”

Im Nachhinein ist die Fragestellung witzig. Wie vertrauenswürdig soll er sein? Es ist ja kein Mensch, der einem “positiv” auf den Test schreibt und sich ins Fäustchen lacht, dass jetzt mal eben die Welt Kopf steht für den armen, schwangeren Tropf, der doch nur die Gewissheit wollte, dass die Menstruation schon noch kommen wird.

Nach dem Meeting machte ich einen zweiten Test. Sicher ist sicher.

Und der war wieder positiv. “Dann kann man hier wohl von keinem Zufall mehr reden.”, dachte ich. ABER eine Chance bestand ja noch: Die beiden Tests waren von der gleichen Firma. Ha! Daran wird es liegen.

Ich holte Signorino vom Kindergarten ab und verkündete, dass wir zum Drogeriemarkt gehen würden (anstatt wie üblich auf den Spielplatz). Schließlich ist tags zuvor Signorinos Luftballon kaputt gegangen und wir könnten ein paar Neue gebrauchen.

Wir trotteten also los und ich dachte nach: Wir hatten unsere Kinderplanung abgeschlossen.

Die Idee gefiel uns schon, nicht nur ein Einzelkind zu haben, aber nach der Schreibabyphase (hier reden wir von 8 Stunden aufwärts am Tag), der Schreikindphase, den vielen, vielen Tränen, dem endlosen Gekreische (Signorino war sehr ausdauernd) und den noch immer währenden Herausforderungen, die ein Kind mit sich bringt, das nicht so einfach mitläuft wie andere Kindergartenkinder, ja, da waren wir uns sicher, dass mehr Kind(er) einfach nicht mehr drin sind.

Eines war genau perfekt für uns. Und wie einfach alles mit dem 4. Geburtstag wurde. Und wie viele Freiheiten wir Eltern wieder zurückbekamen.

Aber das Schicksal weiß es eben manchmal besser. Deswegen kreuzten wir jetzt also beim Drogeriemarkt auf. Ich war immer noch etwas kopflos nach zwei positiven Schwangerschaftstests. “Mama! Ein Traktor. Kann ich ihn haben?”, fragte Signorino mit einem schrill scheppernden Traktor, der in allen Elementarfarben leuchtete und blinkte. “Ja ja”, nickte ich ab.

Heute wäre Signorinos Tag gewesen, die ganze Spielzeugabteilung geschenkt zu bekommen. Zum Glück wusste er das nicht.

Ich war so durch den Wind, dass ich ihm vermutlich auch eine Schaukelanlage für den Außenbereich genehmigt hätte, obwohl wir nur zwei Balkone haben.

“So, Mama braucht noch was.”, murmelte ich und ging zu den Binden und Tampons. Da, wo man eben die Schwangerschaftstests sucht, wenn man jetzt erstmal keine Binden und Tampons mehr braucht. Ich nahm einen einfachen Test in rosa und weiß. Dann kamen wir bei den Ballons vorbei. Der 50er Pack sollte es sein. “Passt.”, sagte ich mit dem rosanen Test in der Hand.

Folsäure! Brauche ich jetzt schon Folsäure? “Na ja, haben ist besser als brauchen. Es schadet ja nicht.” Ich nahm eine verflixt teure Packung Folsäure und zusätzlich Omega-3-Kapseln aus dem Regal und ging zur Kasse.

Signorino legte seine Ballons und den Traktor aufs Kassenband, ich mein Schwangerschaftseinsteigerset. Eine etwa 50jährige Kassiererin mit kurzen Haaren zog meine Waren übers Band. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie den Test sah.

Sie war nun also die zweite Person, die von meiner möglichen Schwangerschaft wusste. Ich zahlte und sie wünschte mir mit sanfter Stimme einen schönen Tag. Ich bedankte mich und wünschte auch ihr einen schönen Tag. Dann gingen wir heim.

Dort angekommen machte ich Signorino eine merenda, also eine Brotzeit, und trank danach drei große Gläser Wasser. Beim letzten Glas nahm ich die neuen Tabletten, Folsäure und Omega-3, ein. Dann wartete ich bis die Blase drückte und verzog mich ins Bad. Neuer Test, neues Glück.

Es dauerte ziemlich lange bis die Flüssigkeit sich bis in die Spitze des Tests gefressen hatte.

Und siehe da: Es erschienen schon wieder zwei Linien.

Ungeplant schwanger mit 33. Ach du liebe Güte!

Wer hätte gedacht, dass sowas passieren kann?

25 Kommentare

  5. Die Überraschungskinder – aus dem Universum mit Liebe und durch die Liebe gesandt – sind wunderbare Kinder, ich selbst hatte auch so ein „Überraschungsei“ geschenkt bekommen, mit fast 39 Jahren und bereits einigen größeren Kindern, und was soll ich sagen:

    Ein tolles Geschenk, hätte ich und würde ich niemals hergeben! Es war eine wunderbare Schwangerschaft, eine leichte Geburt und es ist aus dem Überraschungsei von damals eine wunderbare und lebenstüchtige Persönlichkeit geworden. Also: Nur Mut, alles ist gut so, wie es für uns „von oben“ bestimmt ist. Signorino freut sich, einen kleinen Bianco an seiner Seite zu wissen, die beiden sind bestimmt ein tolles Team.

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  6. Auch wenn ihr eigentlich nicht mehr wolltet. Du bist zum Glück in einem Alter, in dem du noch gut ein Kind bekommen kannst.

    Wer weiß, evtl. geht mit Bianco alles einfacher als mit eurem Erstgeborenen?

    Ich bin übrigens selbst so ein „Unfall“. Und meinen Eltern doch ganz gut geglückt 😉

    😘😎

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    • Aktuell scheint es tatsächlich so. Er ist deutlich ruhiger als Signorino und wir hoffen natürlich, es bleibt so. 😃

      Die „Unfälle“ sind die Würze im Familienleben, liebe Trude. Witzigerweise sind der Römer und ich auch jeweils Unfälle gewesen. 😄
      Ganz liebe Grüße, Eva

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      • Es sind keine Un-Fälle, sondern nur Zu-fälle, also zu-ge-fallen vom oder aus dem Universum, also etwas Einmaliges, was Schöneres gibt es doch eigentlich nicht. Also seid der Römer und Du, ihr beide, zwei wunderbare Zu-fälle! Seht das mal so, zwei Wunder! Dann dürft Ihr auch gerne selbst so ein „Wunder“ in Empfang nehmen, die Zu-fälle kommen immer mit einem ganz bestimmten und wichtigen Auftrag hier auf der Erde an….

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  8. Mit 33 ist das dich genau das richtige Alter.
    Ich wollte bis 30 schwanger werden hat nie geklappt.
    War oft besser so.
    Ich vermisse es nicht.
    Ich glaube sogar es sollte nie sein.
    Es gab in meinem Leben nur einen Mann mit dem ich hätte ein Kind großziehen wollen.
    Dieser Mann starb als ich 33 wurde. Also besser so als anders.
    Euch viel Spaß mit dem Kinder groß werden lassen.💜

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  11. Tja, wer hätte das gedacht? So ziemlich jeder Mediziner und was die Mütter angeht, sie haben es gedacht oder nicht gedacht, aber erfahren. 50 Luftballons sind genau richtig.
    Ich weiß nicht, welche anderen Kindergartenkinder einfach so nebenherlaufen. Was weiß ich, was es alles gibt. Jedenfalls angeberische Eltern, die gibt es. Die immer alles im Griff haben, jederzeit. Meist nicht mal zum Lachen (Humor haben die in der Regel eh keinen). Ich kenne eignentlich nur Kinder, die einen fordern. Die ganze Familie, aber em Ende natürlich immer die ganze Mama. Ob Kleinkinder, Kindergartenkinder, Schulkinder, Jugendliche… Oh. Enkel. Sind ja jetzt auch da.

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    • Das beruhigt mich. Ein paar Übermütter kenne ich, bin mir aber sicher, dass das nicht so einfach läuft wie es dargestellt wird. Der Kreislauf geht mit den Enkeln nahtlos weiter? Na, immerhin kann man nachts schlafen und abends essen gehen, wenn einem danach ist. 😉

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