Kindergeld-Antrag mit Bürokratie-Chaos: Wie wir die Familienkasse Hessen meisterten

Sie wissen es ja bereits: Ab und an pflege ich Brieffreundschaften. Absolut unfreiwillig, denn nicht ich suche sie, sondern sie finden mich.

Kurz nach Biancos Geburt stellte der Römer einen Kindergeldantrag. Also ich stellte ihn – im Namen des Römers. Dies geschah aus dem einfachen Grund, dass wir seine Steueridentifikationsnummer schneller zur Hand hatten. Außerdem bezieht er das Elterngeld. Da schien es mir nur logisch, dass auch er das Kindergeld beziehen wird.

Signorinos Kindergeld hingegen geht auf meinen Namen. Genau wie die damalige Elternzeit.

Letztendlich ist es aber auch zweitrangig, denn die Bankverbindung fürs Kindergeld ist die ewig gleiche: Unser Haushalts-Gemeinschaftskonto, von dem alle Kosten abgehen.

Nachdem wir den Antrag abgeschickt hatten, bekamen wir nach zwei Tagen bereits eine Antwort der Familienkasse. Erstaunlich schnell, denn wenn Sie „Dauer Antwort Familienkasse Hessen“ googeln, wird Ihnen eine durchschnittliche Wartezeit von sechs Wochen angezeigt.

Ich betrachtete den Fall bereits als abgeschlossen und wähnte mich mit einem Kindergeldbescheid von aktuell 255,- Euro in Sicherheit, als mir klar wurde : Das ist kein Kindergeldbescheid. Das ist eine Rückfrage.

Und so sollte es der Beginn einer wunderbaren Brieffreundschaft werden. Wenn Sie es ganz genau nehmen wollen, wäre dies eine anvisierte Brieffreundschaft zwischen der Familienkasse und dem Römer gewesen. Aber er kümmert sich administrativ um nichts in unserem Haushalt. Das haben wir damals so beschlossen und damit fahren wir gut.

Frau Dingens von der Familienkasse schrieb meinem Gatten, er möge doch bitte die Schulbescheinigung des Kindes Bianco einsenden, beginnend ab Februar 2025. Erst dann könne man eine fundierte Entscheidung über das Kindergeld treffen.

Nun ist es so, dass Bianco den halben Februar schulisch verpasst hat, weil er schlussendlich die Dreistigkeit besaß, erst am 14.02.2025 geboren worden zu sein. Ich schrieb also auf dem mitgeschickten Antwortbogen „Kind ist erst ab 2031/32 schulpflichtig. Geburtsurkunde anbei.“ und ließ den Römer unterschreiben.

Da war die Stimmung schon am Kippen bei der Frage nach der Schulbescheinigung des jungen Herrn Farnientes.

Hätte Frau Dingens sich Biancos Geburtsdatum, das ihr Amt bereits für uns vorausgefüllt hatte, angeguckt, wäre der Groschen der aktuell unmöglichen Schulbescheinigung vielleicht vorab gefallen.

4,15 Euro für eine Briefmarke (Großbrief, Einschreiben Einwurf) später, stopfte ich den Brief in den gelben Briefkasten am Ende der Straße.

Zwei Tage später kam erneut eine Antwort von Frau Dingens. Schnell ist sie ja, diese Frau Dingens von der Familienkasse Hessen. Das muss man ihr lassen. Auch wenn die Brieffreundschaft immer absurder wird.

Ah ja – vielen Dank für die Zusendung, schrieb sie. Man habe jetzt aber festgestellt, es lebe schon das Kind Signorino in unserem Haushalt. Eva Farniente, also ich, beziehe für besagten Signorino bereits Kindergeld.

Ob sich der Römer sicher wäre, dass er nun das Kindergeld für Bianco Farniente beziehen wolle. Man möchte bemerken, dass man potentielle Umzüge, Trennungen, Änderungen der Lebenssituation mühselig und einzeln melden müsse – und zwar FALLNUMMER FÜR FALLNUMMER (es war groß und dick geschrieben als würde Frau Dingens uns damit drohen). Denn sollte der Römer das Kindergeld für Bianco beziehen und ich das für Signorino, gäbe es ZWEI Fallnummern! Zwei!

Es klang empört.

Manche machen Latte-Art. Ich auch. Unbeabsichtigt. Meine Stimmung dargestellt als Cappuccino.

Angehängt an den Brief waren vier Seiten feinstes Öko-Amtspapier. Ein Antwortbogen mit vorgegebenen Optionen und ein ellenlanger Antrag.

Ich seufzte. Ja, dann laufen halt beide Kinder auf mich. Ist ja egal. Das Konto ist das gleiche. Und wenn ich uns allen einen Gefallen tue mit nur einer Fallnummer, na, dann mache ich das eben.

Ich kreuzte also an, dass das Kindergeld auf Eva Farniente laufen solle. Gleichzeitig stellte ich fest, dass es damit nicht getan ist.

Der Römer musste jetzt nämlich Formular X ausfüllen, dass er seinen Kindergeldantrag schnellstens zurückziehen wolle. Ich musste dafür Formular Y ausfüllen, dass ich das Kindergeld für Bianco beantragen will.

Drei Unterschriften später und 4,15 Euro ärmer für ein weiteres Einschreiben Einwurf und schon ging der Brief wieder an die Kindergeldstelle.

Ich bin gespannt, ob sie sich wieder etwas neues einfallen lassen oder ob wir uns über das Kindergeld für Bianco freuen dürfen.

Mensch! So viel Bürokratie für nichts.

Nachtrag: Nach zwei Wochen Wartezeit ging der Antrag durch – ganz ohne Schul-, Ausbildungs- oder Universitätsnachweis und – ACHTUNG – mit nur einer Fallnummer. 😉

25 Kommentare

  1. Na, so blöd war die schnelle Frau von der Kasse ja gar nicht. Wenngleich ein Telefonat vorab… Na ja. Schließlich muß ja jemand Briefmarken kaufen. Aber so nett wie das begonnen hat würde ich diese Brieffreundschaft nicht einfach enden lassen! Bestimmt möchte Frau Dingens mehr über die Kinder erfahren, sie ist doch fast schon so etwas wie eine Patentante. Ich würde immer einmal wieder diese Beiträge hier ausdrucken und ihr zusenden. Mit Grüßen von den lieben KLeinen.

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    • Herrlich! 😄😄
      Die große Frage dabei ist ja: Kann sie für beide Kinder eine gute Patentante sein, wenn wir nur eine Fallnummer haben? Gibt es Geburtstags- und Weihnachtsgrüße nur pro Fallnummer – also genau ein Mal für beide Kinder? 😄 Und woher bekomme ich das Behörden-Ökopapier, um ihr all die Geschichten korrekt auszudrucken? Und gibt es dafür ein Formular?
      Viele, überfragte Grüße zurück!

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      • Das wären doch schon mal Inhalte für einen ersten, lieben Brief. Woher bekomme ich das Papier, wer ist euer Großhändler? Beliefert der auch Abnehmer, die nicht ganz die Margen ordern oder muß man beim örtlichen Fachhandel nachfragen? Ist sie gewillt, pro Kind einen Geburtstagsgruß zu schreiben oder gilt als Grußtag hinfort der Tag der Antragstellung auf eine gemeinsame Nummer, der Gruß geht dann natürlich auch an die, gilt der Nummer? Daran müssen sich Kindern heutzutage eh gewöhnen. Die erste offizielle Bestätigung, dass ihr erster Schrei gehört wurde, heißt Steueridentifikationsnummer.

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      • Das stimmt! Und fragen kostet bekanntlich nichts. Auch, um zu sehen, ob diese Freundschaft/Patenschaft ein festes Fundament hat, ist ein weiterer Brief sicher sinnvoll. Vielleicht gehen unsere Erwartungen ja auseinander?

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  2. was haben wir für die köstliche Unterhaltung zu entrichten? Du kannst das was einen sonst schier in den Wahnsinn treiben kann, so nett verpacken! Die Dame weiß vermutlich gar nichts von ihrer unfreiwilligen Hauptrolle in der von ihr eigens angerichteten Posse. Das Talent zur Unterhaltung ist jedoch ausschließlich auf Deiner Seite!

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    • “Aufgrund des neuen Leser-Schutzgesetzes teilen wir Ihnen mit, dass wir auf einen Gebührenbescheid verzichten. Aber eine aktuelle Schulbescheinigung wäre nett!”😄😄
      Spaß beiseite: Das freut mich sehr, liebe Ira. Dann war dieses skurrile Erlebnis immerhin dazu gut, andere zum Schmunzeln zu bringen. Und das ist doch eine ganze Menge! 😄

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  3. Late to the party, aber ich muss noch was beitragen: Nach Ende der Schulzeit reicht eine Studienbescheinigung NICHT, um weiter Kindergeld zu beziehen. Man muss auch noch eine Bescheinigung über das Ende des Schulbesuchs einreichen. Warum auch immer!

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