Oster-Panettone statt Osterlamm: Wie wir (unfreiwillig) italienische Ostern feierten

Dieses Jahr feiern wir also italienische Ostern. Pasqua, um genau zu sein.

Es war natürlich anders geplant, aber ich war – wie jedes Jahr – auf den letzten Drücker unterwegs.

Die Suche nach dem Osterlamm

Es fing alles damit an, dass ich am Samstag vor Ostern einen Friseurtermin ergatterte. Und da ich eh schon in der Innenstadt war, dachte ich, ich würde mich dann – Samstagnachmittag! – auf die Suche nach einem Osterlamm machen.

Sie merken es bereits am Wort „Samstagnachmittag“: Die Bäckerindustrie verkauft zu dieser Zeit kein Kuchenlamm mehr. Was nicht bis dahin verkauft wird, ist wohl Überhang. Und Überhang bedeutet: Jemand hat zu viel produziert und schlecht geplant.

Drücken wir es positiv aus: Alle Bäcker und Supermärkte haben super geplant. Es wurde nicht ein Osterlamm zu viel produziert. Nicht eines!

Schlecht geplant hatte nur ich, die darauf spekulierte, dass es Samstagnachmittag noch irgendwo Osterlämmer aus Teig geben würde.

Ostern mit zwei Kindern – und ohne Kuchenlamm?

Da ich aber dieses Jahr unbedingt ein ordentliches Osterfest organisieren wollte, musste irgendetwas Osterliches aufgetischt werden.

Zum Glück hatte ich die Osternester bereits letzte Woche zusammengestellt. Für den zwei Monate alten Bianco war es ein bisschen sinnfrei, ein Nest zu organisieren. Was will er auch damit?

Aber ich erwartete quälende Fragen von Signorino à la: „War Bianco nicht brav? Warum kam der Osterhase nicht zu Bianco?“

Und so bekam Bianco auch ein Osternest.

„Back doch einfach eins!“

Doch zurück zum fehlenden Osterlamm.

Ich bekam den Tipp aus dem Freundeskreis, doch einfach eines zu backen – von einem Übervater.

Wo ich schon keine Zeit für nichts habe, sollte ich noch eines backen?

„Eine Lamm-Kuchenform ist vermutlich einfacher zu bekommen als ein fertig gebackenes Osterlamm – so knapp vor Ostern.“, fügte er an.

Und recht hat er natürlich. Die Wahrscheinlichkeit, die Lamm-Backform in der Haushaltswarenabteilung zu erwerben, war hoch.

Aber – Sie wissen es bereits – wir haben eine kleine Wohnung. Wenn ich dort noch Backformen, die nur einmal im Jahr benutzt werden, stauen müsste … Nein, danke!

Die Dreizimmerwohnung platzt bereits aus allen Nähten.

Also kam die Backform nicht in Frage.

Rettung per Onlineshop: Colomba!

Was aber infrage kam, war der regionale Online-Supermarkt.

Das italienische Oster-Colomba war um 50 % reduziert. Zum immer noch sportlichen Preis von 19,99€ wurde es angeboten.

Klar, Colomba pasquale funktioniert in Deutschland vermutlich eher schlecht.

Wer kauft auch als Deutscher einen Oster-Panettone, wenn er auch Osterbrot und Osterlamm haben kann? Hier sprechen wir gar nicht von Tradition, sondern von Gewohnheit.

Übrigens: Bei dem Wort Oster-Panettone wurde ich von meinem Gatten mit Blicken getötet.

„È simile, ma non uguale.“ [Es ist ähnlich, aber nicht gleich], protestierte er vehement.

Für mich ist das der gleiche Teig in einer anderen Form.

Mich erinnert die Tradition des Panettones und der Colombas an die Geschichte der übrig gebliebene Schoko-Weihnachtsmänner, die zu Osterhasen umgegoßen werden. Und so wird übriggebliebener Panettone-Teig vielleicht auch einfach zu einer Colomba umgeformt?

Italienisches Design und deutsche Gelassenheit

Nun denn, zwei aufwendig produzierte Tüten voll Oster-Panettone – also Colomba pasquale – wurden uns Samstagabend um 19:30 Uhr geliefert. Es mussten genau zwei sein, denn der Mindestbestellwert lag bei 39 Euro.

Mein Geldbeutel ächzte! Ein Lamm hätte einen Bruchteil davon gekostet.

Der Römer, der mit den Tüten ins Wohnzimmer kam, erinnerte mich an einen schwer bepackten Mann, der die edle Shoppingausbeute der Ehefrau die römische Via del Corso entlang schleppen darf.

Colomba auf Sofakissen – eine Signorino’sche Präsentation

Das lag sicherlich auch an der Präsentation der italienischen Ware: Das Verpackungsdesign war einzigartig schön. Man kann den Italienern viel nachsagen, aber sie verstehen es wie keine Zweiten, Dinge schön zu verpacken.

Eine schnöde Zellofan-Verpackung wie beim Osterlamm? Nee, danke!

So haben wir jetzt also zwei Oster-Colombe daheim: “Kandierte Aprikose und Salzkaramell”, sowie “Dreierlei Schokolade”.

Der Römer war beseelt: Hach, das wird ein schönes Osterfest!

Ich freundete mich ebenfalls mit dem Gedanken an: Wer zu spät für deutsche Ostern kommt, der muss eben italienische Ostern feiern.

Mit zwei Kindern nahm ich’s gelassen: Hauptsache Ostern!

Panettone? Oder doch Colomba?

Signorino, verschlafen wie er war, stand heute Morgen auf und tapste zum Esstisch:

„Oh, Panettone! Ist schon wieder Weihnachten?“, fragte er und rieb sich die Augen.

„Ma nooooo! È una colomba! [Aber neeeeein! Es ist Colomba!]“, verzweifelte der Gatte sichtlich.

Es muss nicht einfach sein, mit Deutschen zusammenzuleben. Sie haben keinerlei Ahnung von der italienischen Kultur!

„Okay, Papa!“, antwortete Signorino mit früh-pubertärem Timbre– und dachte sich vermutlich dasselbe wie ich:

„Lass ihn den Kuchen ruhig nennen, wie er will. Es ist und bleibt dennoch ein Oster-Panettone!“

Happy End mit Osternest und Schokoeiern

“Oh, Osternester!!“, freute sich Signorino. „Cool!“

Zusammen schauten wir uns den Inhalt der Osternester an. Und ich aß die Schokoeier des Babys.

Leider, leider kann Bianco ja noch nichts essen – und als voll gestilltes Baby kommen ihm die Eier ja auch irgendwie zugute.

Vielleicht nächstes Jahr wieder deutsch?

Für nächstes Jahr versuche ich, früher dran zu sein, um deutsche Ostern zu feiern. So richtig mit Kuchenlamm und Osterbrot. Und das zu einem humanen Preis!

Und notfalls weiß ich ja:

Um italienische Ostern in Frankfurt zu organisieren, reicht der Samstagnachmittag immer noch dicke!

21 Kommentare

  1. Uuups, ich dachte auch immer, die hauen den Panettone zu Ostern bloß unter einem anderen Namen raus. Jetzt weiss ich Bescheid. Schöne Restostern Euch 4. By the way – ich hätte das Nest für Bianco größer gemacht und mich dann aufopferungsvoll darum gekümmert 😉

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    • Ich hab nochmal nachgelesen, weil es schon sehr nach Panettone schmeckt: “Bei dem Panettone werden Rosinen in dem Teig verarbeitet, bei der Colomba nur kandierte Orangenschalen.” Na ja, potato – potato – tomato – tomato. 😄
      Ha! Das hätte ich mal machen sollen. Nicht, dass Bianco (also ich) noch zu kurz kommt. Das will man ja auch nicht! 😄 Frohe Ostern und liebe Grüße!

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  2. Ah, wir bekamen Osterbrot! Von der einen (auch wenn sich die Jugend mit dem althergebrachten Verehelichen etwas Zeit läßt, nenn ich die Entsprechungen einfach so) Schwiegertochter und jungen Mutter. Allerdings hieß die Grußformel, ich hab’s extra im manchmal ja tatsächlich hilfreichen Internet nach gesehen, „Kriste agsdga!“ Die Erwiederung: „Cheschmaritad!“ Das Osterlamm wurde hier im großelterlichen Haushalt gebacken, hier fand man auch u.a. wegen des Gartens zur Suche zusammen. Und ja, die Kleinen bekamen noch nichts davon ab und auch so gut wie mit. Ok, nicht ganz. Der etwas ältere, entsprechend aktivere half schon mal beim Auspacken seines Geschenks. Wie das so ist bekam er etwas ein wenig größeres, umfangreicheres, nützlicheres Paket. Seinen ersten Topf! Zwecks der notwendigen, entfernt schokoladenähnlichen Ausscheidungen.

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  3. Frohes restliches Osterfest Euch.
    Das einzige was ich zu Ostern immer noch mache ist Eier kochen und färben.
    Ich liebe es, ich habe es als Kind schon geliebt mit Mama…
    Ich mache das heute mit fast 50 immer noch.

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