Neues vom Giardino Romano*

Prolog: Dieses Jahr wird es leider nichts mit dem Balkongärtnern, denn Baby Bianco braucht viel Zuwendung. Als wir beim örtlichen Supermarkt vorbeigekommen sind, wollte der Römer Tomatenpflänzchen kaufen. Ich winkte ab, bevor er die Pflänzchen in den Einkaufswagen packen konnte. Offiziell will er natürlich nichts mit meinem Balkongarten zu tun haben. Wie das letztes Jahr war, können Sie hier nachlesen.

„Ci serve un giardino.[Wir brauchen einen Garten.]“, spricht der Mann und streicht über die Tomatenblätter. „Veramente.[Wirklich.]“, setzt er nach und zupft dabei ein paar gelbe Blätter von den Tomatenstauden. „Was noch viel wichtiger wäre, wäre eine Gießkanne.“, stöhne ich und schleppe den dritten Zehn-Liter-Eimer von der Badewanne zum Balkon. „Se vuoi, ti dò una mano.[Wenn du willst, helfe ich dir.]“, bietet der Mann an und ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch. „Danke, jetzt bin ich schon fertig.“, antworte ich und mache mich ans Werk das Wasser vom Zehn-Liter-Eimer in die Ein-Liter-Gießkanne umzufüllen.

Die verschwundene Gießkanne

Vermutlich hat ein Sturm unbemerkt unsere Zehn-Liter-Gießkanne weggeweht. Irgendwann im Frühjahr muss das gewesen sein. Auf alle Fälle haben wir nur noch eine kleine Zimmerpflanzengießkanne, was ein ziemliches Problem darstellt. Aber mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn er keine Idee zum Ersatz der großen Gießkanne gehabt hätte.

Endlich frei – so muss es unserer ehemaligen Gießkanne gegangen sein. (Bild erstellt mit MS Designer) Der italienische Hintergrund hat mir richtig gut gefallen übrigens.

Die Eimermethode – ein Notbehelf

Ein Putzeimer und die Ein-Liter-Gießkanne vom Möbelschweden sollen das Problem beheben. Und so befüllen wir in der Badewanne den Zehn-Liter-Eimer, um ihn auf den Balkon zu schleppen. Von dort füllen wir dann das Wasser in die Zimmerpflanzen-Gießkanne um und bewässern die üppig wuchernden Tomaten.

Also ich.

Der passive Helfer

Der Mann möchte ja nichts damit zu tun haben, sagt er.

Aber für jemanden, der nichts damit zu tun haben will, gibt er ziemlich viele Ratschläge und engagiert sich außerordentlich.

Beispielsweise hat er sich soeben den Orchideen-Sprüher geschnappt und sprüht die Tomatenblätter sanft ein, damit sie nicht so schnell gelb werden. Außerdem wurde ich angewiesen, dass ich Dünger bestellen soll. Den Guten*. Schließlich seien Tomaten Starkzehrer und brauchen in ihren Kübeln ordentlich Nährstoffe.

Streit um die Gießkanne

„Und eine Gießkanne* bestelle ich auch mit.“, murmle ich. Der Mann hört davon und legt mir seine Hand auf die Schulter: „Aber Amore, wir kommen doch gut zurecht mit der Eimermethode!“, spricht er.

Ich protestiere heftig. „ICH komme nicht gut damit zurecht. Das ist vielleicht eine Ersatzlösung, aber doch keine Dauerlösung!“, moniere ich, die schon Rückenschmerzen vom Schleppen und Umfüllen hat.

„Ob du nun zehn Liter im Eimer oder zehn Liter in der Gießkanne schleppst, ist doch egal.“, spricht er. „Ja, aber ich muss dann den Zehn-Liter-Eimer zehn Mal in eine Ein-Liter-Gießkanne füllen.“, motze ich. „Tel‘ho sembra detto [Ich habe dir das immer gesagt]: Ein begrünter Balkon macht viel Arbeit. Ich würde mir das nie antun.“, redet mein Mann klug daher, schnappt sich wieder den Orchideen-Sprüher und befeuchtet sanft die kleineren, etwas gedrungeneren Strauchtomaten. Ich schnaube und bestelle eine Gießkanne.

Ein Balkon ist kein Garten – oder doch?

„Wenn wir einen Garten haben, mache ich gerne mit.“, ruft er vom Balkon ins Wohnzimmer, während ich zu kleine Kinderleggings in Streifen schneide. Der Römer schnappt sich die Stoffstreifen und beginnt, die frischen Seitentriebe der Tomaten hochzubinden.

„Mir wäre es einfach zu viel Arbeit, auf so einem kleinen Balkon Tomaten anzupflanzen!“, führt er weiter aus. Dann zupft er abermals einige gelbe Blätter von den Stauden. „Und was das Zeit kostet! Stunden steht man auf dem Südbalkon und kümmert sich. Mir würde das gar keinen Spaß machen.“, erklärt er mir, während er etwas zusätzliche Erde auf die Wurzelballen der Tomaten kippt. „Schön ist das schon, aber auch sehr aufwendig.“, gibt er an.

Das Wunder des Feigenbaums

Dann bemerkt er hocherfreut, dass der Feigenbaum wieder austreibt.

Er ist von meiner überaus geschätzten Schwägerin und ich war sehr stolz, dass wir vor ein paar Jahren einen Trieb aus ihrem Garten bekommen hatten. Der Römer freute sich ebenso, aber war der festen Überzeugung, dass ein Feigenbaum nichts sei für unseren Balkon. Mir war das egal. Letztes Jahr trug der Feigenbaum – dank meiner guten Pflege – ganze sieben Feigen, die der Mann alleine und mit größtem Genuss verspeiste. Dann trugen wir den Topf mit der Feige zum Überwintern in den Keller und vergaßen ihn dort blöderweise. Ende April fiel uns ein, dass der Feigenbaum noch in seinem dunklen, trockenen Winterquartier war. Wir versuchten alles, aber er trieb nicht mehr aus. Als stummes, vertrocknetes Mahnmal der Schande stand er auf unserem Balkon. Bis sich gestern ein kleiner, grüner Trieb an die Oberfläche kämpfte.

Unser Feigenbaum lebte!! „Oh che bello! Il fico vive! [Oh wie schön! Der Feigenbaum lebt!]“, bemerkte der Römer überglücklich.

Liebe, Wasser und ein bisschen Dünger

„Dai! Mach Platz!! Er braucht Wasser!“, wies mich mein Mann harsch an und raste mit dem Putzeimer ins Bad. Ich verschränkte die Arme ob des rabiaten Tons und setzte mich schmollend und mit verschränkten Armen auf eine Balkonbox.

Der Baum bekam von meinem Gatten großzügig Wasser und ich wurde angewiesen, in der Zwischenzeit den Feigendünger anzurühren. „Er braucht jetzt viel Liebe und Zuneigung.“, schwafelte der Römer und ich verdrehte die Augen. Als ich den Feigenbaum mit dem Düngergemisch goß, sprach der Römer: „Vorsichtig! Ganz vorsichtig! Nicht zu viel!“

Jetzt wurde es mir zu bunt.

„Willst du das nicht einfach selber machen?“, motzte ich. „ICH?! Aber ich will mit deinem Balkongarten doch überhaupt nichts zu tun haben!“, antwortete der Römer überrascht. Dann nahm er mir die Gießkanne aus der Hand und goß vorsichtig den Feigenbaum.

Der Mann macht mich fertig.

*giardino romano = römischer Garten

Transparenz: Bei denen mit * gekennzeichneten Verlinkungen handelt es sich um einen Affiliate Link

26 Kommentare

  1. Der Römer hat Recht: Ihr braucht einen Garten 😉

    Ich würde dir übrigens eine 5 l Kanne vorschlagen. Ist nicht so schwer und spart gegenüber der Eimerlösung eine Menge Arbeit.

    Mach dir einen schönen Sonntag mit deinem persönlichen Balkongärtner.
    Trude

    Gefällt 3 Personen

    • So sehe ich das auch! 😉

      Die hatten wir früher, bevor sie sich im stürmischen Frankfurt auf und davon machte. Mittlerweile ist die 10L Kanne angekommen, aber ich fülle sie meist nur bis 7L. Das klappt super! 😃
      Hab einen feinen Wochenanfang und liebe Grüße, Eva

      Gefällt 3 Personen

  2. Was bin ich froh, dass wir auf dem (Nord-)balkon Wasseranschluss haben. Und auf dem Südbalkon nur eine Tomatenpflanze. 😉 Danke für die anschauliche Beschreibung all der Mühe, vor allem des Wassers wegen. Nicht, dass ich auch noch auf balkongartenexpansive Gedanken kommen. Meinen Mann interessiert das ganze eh erst, wenn es ans Ernten geht. Habt einen schönen Restsonntag, du und dein Gartenexperte!

    Gefällt 2 Personen

    • Recht hast du, liebe Anke! Die eine Südbalkon-Tomatenpflanze ist sicher schnell bewässert. 😃
      Das kann ich verstehen: Die Ernte ist mir auch der liebste Teil. Gestern durfte ich die erste Tomate abpflücken. Danach will man jede Supermarkttomate stehen lassen. 😃
      Komm gut in die Woche und liebe Grüße, Eva

      Gefällt 1 Person

  3. Dein Mann und dein Balkon sind der Hammer…🤪
    Eure Feige ist so wie mein Oleander.
    Hat dein ehrenwerter Gatte vielleicht eine Idee wann ich den gerade wieder austreibenden Oleander umpflanzen soll?
    Jetzt oder im Herbst ,
    wenn ich Ihn rein hole?
    Frag ihn bitte mal.

    Gefällt 1 Person

    • Ja, oder? Nahezu ein Dreamteam sind die beiden. 😄
      Ich habe ihn gefragt: Bei Oleander weiß er leider nicht Bescheid. Im Süden wächst er ja wie Unkraut. Da braucht man nicht viel Pflege und noch weniger Gedanken daran verschwenden. Bei uns sieht das anders ais. 😄
      Komm gut in die Woche und liebe Grüße, Eva

      Gefällt 1 Person

      • Danke, liebe Grüße zurück danke für die Antwort und danke an den Herrn Gemahl.
        Ich glaub ich werde Ihn im Oktober umtopfen bevor Ich Ihn rein stelle, da Er beim letzten mal eh im November blühte und er hier im Wohnzimmer stehen wird. Lass ich mich einfach überraschen.
        Ich finde immer bei Pflanzen die 4,00 € bei Lidl oder Aldi kosten ist es halt Überraschungseffekt und mal gehts gut und wenn nicht ist’s nicht so ärgerlich.
        Euch auch nen schönen Wochenanfang.🍾

        Like

      • Achja, sag deinem Herrn Gemahl mein Oleander hat den Winter draußen überlebt und gedeiht prächtig.
        Dieses Jahr vorm Winter topfe ich den dann um.😉

        Gefällt 1 Person

  4. Na gut. Die nächste Zeit wird ja wohl hoffentlich klar sein, wer die überlebende Feige gießt. Und für die Zukunft heißt es dann auch: „Die Feige braucht Wasser!“ Und dann steht wieder ein 10l – Eimer auf dem Balkon. Mit dem man die dann wieder einmal wachsenden Tomatenpflänzchen begießen kann, nachdem Signorino daraus die kleine Gießkanne befüllt hat.

    Zumindest stelle ich mir das so vor!

    Gefällt 1 Person

    • Ich denke auch! Man muss allerdings mehrmals erwähnen, dass die Feige schon wieder die Blätter hängen lässt.
      Vielleicht klappt es nächstes Jahr mit der großen Tomaten-Balkon-Plantage. Mal sehen… 😃

      Like

  5. Du hast jedes Jahr das gleiche Problem.
    Und ich habe dieses Jahr bus jetzt nich nicht nal eine Tomate.
    Dafür Kartoffeln gepflanzt.
    Ich wollte ja dieses Jahr neue Balkonkästen mit Wasserreservoir kaufen gehen.
    Mach ich noch,
    vorne auf dem Balkon ist eh alles verdorrt hinten alles grün.🤣
    Neue Erde brauche ich auch.
    In die alte steckte ich letzte Woche die treibenden Kartoffeln.🤣

    Gefällt 2 Personen

    • Haha, das klingt nach echtem Balkon-Gartenleben – vorne Wüste, hinten Dschungel! Dieses Jahr sind wir übrigens gar nicht am Balkongärtnern. Bianco hat uns da ein bisschen ausgebremst. Dafür freue ich mich umso mehr über deinen Einsatz! Kartoffeln auf dem Balkon finde ich richtig cool – bin gespannt, wie’s bei dir weitergeht. 😃

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu Lopadistory Antwort abbrechen