Kochen mit Baby – geht das? Ein Trainingsbericht

Kochen mit Baby: Eine olympische Disziplin?

Sollte das Einhändig-Kochen jemals eine olympische Disziplin werden, dann bewerbe ich mich. So viel ist sicher!

Aktuell trainiere ich mit einem Sechs-Kilo-Gewicht, das permanent den Schwerpunkt verlagert – durch spontanes Herumstrampeln. Das ist ganz besonders effektiv, weil dadurch verschiedene Muskelgruppen angesprochen werden.

Das Sechs-Kilo-Gewicht lässt sich auch nicht ablegen. Man kommt demnach mehrmals und dauerhaft über den Schmerzpunkt hinaus. Unnötig zu rufen “Komm schon! Noch zwei!”, denn ich weiß, wenn hier jemand (also ich) etwas Warmes essen möchte, dann spannt man besser den Bizeps an und hält durch.

Das Sechs-Kilo-Gewicht, nennen wir es der Einfachheit halber Bianco, war für meinen Kochvorgang nicht vorgesehen.

Er hätte eigentlich ein Mittagsschläfchen machen sollen. Alternativ hätte Bianco auch entspannt das Drehen auf der Krabbeldecke üben dürfen.

Heute Morgen, zum Beispiel, hat das Drehen vorzüglich auf dem Badvorleger funktioniert. Währenddessen schäumte ich unter “Ja, Bianco. Mama ist hier! Bin gleich fertig!” das Shampoo in meinen Haaren auf und fürchtete, das Baby könnte mir vom Badvorleger auf den Fliesenboden kullern.

Wie dem auch sei: Herrn Bianco waren weder Schläfchen, noch Sport um 12:30 Uhr genehm.

12:30 Uhr ist die Zeit, in der man sich als Baby Bianco die müden Äuglein reibt und lautstark verkündet, dass man gerne diese witzige Kochsendung, mit Mama in der Hauptrolle, sehen möchte.

Wenn der Baby-Chef mitkocht

Die erste Station für Bianco ist sein Chefsessel – ein Kinderstuhl, der einen passenden Babyschalenaufsatz hat. Gemacht für Babys, die noch nicht sitzen können.

Furchtbar praktisch, so ein Ding. Gerade wenn man Gemüse schälen muss und dazu definitiv zwei Hände braucht.

Während des Schälvorgangs war der Chefsessel noch aushaltbar für Baby Bianco.

Gerade so, aber es ging.

Als das Gemüse dann in den Multi-Zerkleinerer* (ein tolles, aber nicht leises Teil!) wanderte, war bei Bianco sprichwörtlich der Ofen aus, um beim Küchen-Jargon zu bleiben. In meiner Verzweiflung begann ich zu singen, während ich das Ding zuschraubte. Denn dazu brauchte ich beide Hände.

Am Anfang fand Bianco meine Darbietung noch ganz gut. Sogar unterhaltsam, möchte ich seinem Gesichtsausdruck unterstellen.

Doch rasch bemerkte er, dass ich gar nicht singen kann. Mit dieser Erkenntnis fing er an zu schreien. Ich befreite ihn aus seinem Chefsessel und nahm ihn auf den Arm, um ihn zu beruhigen. Er schniefte noch eine Weile.

Mit einer Hand, den Multi-Zerkleiner gegen meine Hüfte gepresst, zerkleinerte ich das Gemüse. Das Baby, alias die Sechs-Kilo-Hantel, hatte ich in der anderen. Als der Multizerkleiner fertig war, versuchte ich ihn irgendwie einhändig aufzuschrauben. Schließlich gelang es mir und das Teil sprang auf.

Auf Höhe der linken Hüfte war mein T-Shirt nun mit lauter kleinen Karottenstückchen bedeckt.

Da mir immer noch die zweite Hand fehlte, begann ich, Löffel für Löffel, das gehäckselte Gemüse in die Schüssel zu schaufeln. Dazu kamen noch Haferflocken, Eier, Gewürze und zu viel Salz.

Das fiel mir erst hinterher auf, aber da war die Frikadelle schon sprichwörtlich in die Pfanne gefallen.

Natürlich hätte ich mir den einhändigen Kochvorgang auch sparen können. Dann hätte ich ein Brot gegessen oder Haferschleim, also Overnight-Oats, wie es etwas schöner heißt.

Aber das habe ich schon die letzten Wochen gemacht. Irgendwann möchte man dann doch etwas anderes zu Mittag essen, als immer die gleiche, kalte Küche.

Frikadellen-Finale unter Babygeschrei

Beim Formen fehlte mir natürlich die rechte Hand, denn Bianco ließ sich partour nicht ablegen. Somit schichtete ich die Masse mit einem Löffel in die Pfanne. Das war ganz gut, denn der Teig war dermaßen flüssig, dass man auch gar nichts formen konnte.

Langsam buken die Gemüse-Puffer aus. Es roch gar nicht mal so schlecht.

Derweil fand Bianco alles doof. Es ging sogar bis zu seinem berühmten Ausruf “GIIIIING”. „GIIING“ benutzte witzigerweiße schon sein Bruder Signorino, wenn er sauer war. Vielleicht ist das auch eine gewisse, Farniente‘sche Babysprache.

Denn wenn das Baby “giiiingt”, wissen die Eltern, dass die Hütte brennt. Dessen kann man sich sicher sein. Alarmstufe rot! Das Fass ist übergelaufen.

Also schaltete ich den Herd aus, rettete die vier halbgaren Gemüsetaler auf einen Teller, schob mir einen in den Mund (gar nicht mal so schlecht, aber doch recht salzig!) und versuchte, das Kind zum Schlafen zu bewegen. Doch es war nichts zu machen.

Baby in den Schlaf geföhnt

Ich schuckelte, ich stillte, ich wippte durch die Wohnung. Bianco ließ nicht mit sich reden!

Er ließ mir keine Wahl mehr. Ich griff zum Äußersten: Das Baby wurde in die Babywiege gelegt und ich föhnte den Fußboden neben ihm.

Was mag das irre klingen für Menschen ohne Kinder!

Aber glauben Sie mir, Sie würden auch mit einem Hasenkostüm auf rohen Eiern Samba tanzen, wenn das der Schlüssel zum Schlaf Ihres übermüdeten Kindes wäre.

Nach zwölf Minuten schaltete ich den Föhn ab. Das Kind war im Träumeland angekommen.

Zur Belohnung aß ich eine kalte Salz-Gemüse-Frikadelle und machte mir einen warmen Espresso.

Und nächstes Mal bediene ich mich wieder der kalten Küche. So viel ist sicher.

P.S.: Ja ja, natürlich habe ich versucht, das Baby in die Trage zu packen. Die findet er beim Kochen blöd, weil er nichts sehen kann.

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10 Kommentare

      • Mitlaufen…meine Schwestern sind 11 und 12 Jahre älter als Ich.
        Ich glaub nich mal neu anfangen war damals für die Familie eher das.
        Aber bei den großen haste recht.
        Die sind irgendwie so mit gelaufen.
        Meine Mutter hat als die so alt wie dein Bianco waren abgestillt und gearbeitet. Und sie hatte 2 zur gleichen Zeit.
        Eines ein Jahr alt, eines 2 Jahre alt.
        Meine Schwestern sind Novemberkinder mein Vater im Winter als Maurer zu Hause.
        Papa hat sich gekümmert.
        Mama war arbeiten.
        Dann wurde Mama Hausfrau.
        Bei mir dann eh Hausfrau mit 2 Halbwüchsigen und nem Baby, Haus, Garten.
        Ich glaub ich war zwar das schwierigste Kind, trotzdem für Mama vermutlich besser zu handhaben.

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      • Danke für deine Einblicke! Ich finde es spannend, wie unterschiedlich Familien damit umgehen. Deine Mama hat echt viel geschafft:
        Erst arbeiten, dann Hausfrau mit drei Kindern. Es ist beeindruckend, wie sie das alles gemeistert hat. Jede Familie ist besonders, danke fürs Teilen! 💛

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  1. Ja, so in etwa… aber bei der Föngeschichte fällt mir jemand ganz anderer ein. Die Vorgängerin unserer jetzigen Hündin – der einzige Hund, bei dem wir das je erlebt haben – duldete den Fön nicht, nein, sie liebte ihn! Fönte sich jemand im Bad, so kam sie angetrabt und wollte ebenfalls etwas abbekommen.
    Ach so, ja, Nummer eins macht inzwischen problemlos mit? Ich denke nur grad… also gut, was harmloses. Ich lese gern. Was oder noch viel besser wie liest man mit 3 Kindern? Ganz einfach! Wenn sie groß genug sind: links und rechts die Zwillinge, die kleine im Genick… Bilderbücher, Tierbücher. (es war aber meine Nichte, die die Geschichte aufbrachte. Mit der Tante, die ihr das Bild zeigte: „Schau mal, die schöne Ente!“ „Aber Tante, das ist doch ein Haubentaucher°)

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    • Haha, das mit dem Fön klingt genial! 😄 Ich sehe die Hündin förmlich vor mir wie sie den Kopf Richtung Fön streckt und reckt.
      😄😄 Na klar! Den Unterschied muss man doch kennen. 😃

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