Vorschnelles urteilen

Wenn man nur die halbe Wahrheit kennt, ist man schnell dabei sich eine Meinung zu bilden.

Ich wusste von meiner Mutter, dass sie Ski fahren war als ich noch gut verpackt in ihrem Bauch gewohnt habe. Dieser Fakt belastete mich nicht weiter und ich dachte nie intensiv über die Gefahr nach. Erst als ich es Freundinnen erzählte, die bereits Kinder hatten, merkte ich die Verwunderung in ihrem Gesicht: „Sie war Ski fahren? Schwanger? Weißt du eigentlich wie gefährlich das ist?“

Öhm. Nein. Wenn man keine Kinder hat oder gerade plant, macht man sich darüber keine Gedanken.

Nach dem Grund für ihren Skiausflug fragte ich sie nie.

Bis sie gestern erzählte: „Als ich mit dir schwanger war, wusste ich am Anfang nicht, dass ich schwanger bin. Wir hatten unsere Kinderplanung weitgehend abgeschlossen. Es dauerte etwas bis ich es bemerkte. Also gingen wir Ski fahren – die ganze Familie. Der tiefe, glitzernde Pulverschnee in dem Jahr lud mich förmlich dazu ein auch etwas riskantere Abfahrten zu nehmen. Ein paar Tage später, ich wunderte mich wo meine Monatsblutung blieb, macht ich einen Test. Schwanger! Als ich dann nach zwei Tagen anfing heftig zu bluten machte ich mir solche Vorwürfe, dass ich Ski fahren gegangen bin. Angekommen beim Frauenarzt versuchte er mich zu beruhigen. <<Schonen Sie sich! Heben Sie nicht schwer! Und alles andere regelt die Natur>> sagte er. Ich weinte auf der kompletten Rückfahrt. Diesen kleinen, unschuldigen Menschen wollte ich nicht verlieren aufgrund meiner Unwissenheit. Nach ein paar Tagen hörte die Blutung auf. Ich hatte wieder einen Frauenarzttermin und siehe da: Ein kleines Gummibärchen mit einem kräftigen Herzschlag. Das warst du! Ich hätte nicht glücklicher sein können.“

Das war also die ganze Geschichte. Sie wusste nicht, dass sie schwanger war und machte sich Vorwürfe. Auch nach drei Jahrzehnten schien sie dieses Gefühl immer noch mitzunehmen. „Aber es ging ja alles gut. Und es wäre doch nicht deine Schuld gewesen.“ versuchte ich sie aufzumuntern. „Doch, doch. Es wäre meine Schuld gewesen.“ antwortete sie nach all den Jahren immer noch überzeugt von ihrem Verschulden.

Mütter – in Gänze schätzen lernt man sie erst, wenn man selber zum Elter wird.

Andere Zeiten, andere Sitten. Andere Länder, andere Sitten.

„Jeder Jeck ist anders.“ sagt man so schön in Köln. Aber nicht nur jeder Jeck, auch ganze Kulturen sind anders.

Es geht mal wieder um das beliebte Thema Schwangerschaft. Sie sehen es mir nach, liebe Leser, aber mein Kosmos ist klein geworden. Seit sechs Monaten bin ich von der Arbeit befreit und außer dem beliebten Babythema und ab und an Themen des Römers, die ich an mich reiße, passiert hier nicht mehr viel.

In einem Kommentar hierzu erzählte ich, dass meine Mutter damals, nach jeder der vier Geburten, ein schönes Glas Sekt angeboten bekommen hat und natürlich, wie es damals Usus war, dankend angenommen hat. „Das erklärt einiges.“ sagte Turtle und knuffte mich in die Seite. „Ja, bei dir!!“ konterte ich zurück und knuffte sie zurück. Wir mussten kichern und sie streckte ihre Zunge raus. „Kinder, Kinder! Ich erklär euch auch warum: 1. Fällt man in ein hormonelles Tief nach der Geburt. Man hat es als Prävention zur Postnatalen Depression benutzt. 2. Es ist sehr nett, nach der harten Abend ein wohlverdientes Gläschen Sekt zu trinken. Auch zum Anstoßen mit eurem Papa war das nett. 3. Sekt steigert die Milchproduktion. So hat es uns die Hebamme gesagt. Sie wies uns sogar an, dass wir daheim öfter einmal ein Sektchen aufmachen. Denn letztens: Sekt beruhigt Nerven und Geist.“ Turtle musste lachen: „Na, wenn das so ist. Nun mal her mit dem guten Tropfen. Wir stoßen an.“ Unsere Mutter guckte empört: „Bist du wahnsinnig! Heute ist das nicht mehr denkbar.“

Doch kommen wir zu einem anderen Land und seinen Sitten – Italien. Meine Schwägerin, die Schwester der Römers, ist eine gertenschlanke Erscheinung. Hochgewachsen, dunkelblond und sportlich. Als sie ihrem Frauenarzt erzählte, dass sie plant schwanger zu werden, wies dieser sie an, dass sie jetzt nochmal im Fitnessstudio eine Schippe drauf legen soll. Sie sollte aktiv ihre Muskeln trainieren, damit sich der Körper (oder vielmehr sie) nach der Schwangerschaft an ihre alte Form erinnert. Als wir sie besuchten, als sie dann schwanger war, konnte ich beobachten wie sie ungefähr 3-4 Tassen Espresso am Tag trank. Ich fragte den Römer abends, ob das normal sei. „Klar, Espresso ist kein Problem. Du kannst soviel trinken wie du möchtest.“ Ich guckte irritiert und erklärte ihm wie es in Deutschland gehandhabt wird. „Aber bei uns trinken doch schon 3-jährige Cappuccino.“ Das stimmt! Ich erinnerte mich an die Zeit als Au Pair als der kleine Ricchi mit seinen 3 Jahren am Frühstückstisch saß und nach einem Cappuccino verlangte. Ich prustete damals los und schüttelte den Kopf. Er guckte mich empört an und ging zu seinem Vater – petzen. Der machte ihm – ganz selbstverständlich – einen Cappuccino. Ich guckte ihn entgeistert an. „Meno caffé, ma più latte per i bambini.“ [Weniger Espresso, aber mehr Milch für die Kinder] Ja, ja. Das hatte ich schon verstanden. Aber in meinem Kopf machte es immer noch keinen Sinn. Das sah er mir auch an. „Non fa nulla! I bambini si abituano piano piano. Con 6 anni può bere un cappuccino normale.“ [Das macht gar nichts! Die Kinder gewöhnen sich langsam daran. Mit 6 Jahren kann er einen richtigen Cappuccino trinken] Na, das beruhigte mich jetzt aber ungemein. Und es erklärt die ganze Kultur in einem Getränk.

Doch zurück zu meiner Schwägerin: Ich sah sie jeden Tag Salat essen. Auch Brot verbot sie sich. Etwas irritiert fragte ich den Römer auch hier nach. „Du wirst bei jeder Untersuchung gewogen. Und die Obergrenze sind 12 kg – je nach Größe. Sollte die Gewichtskurve zu einer höheren Zahl tendieren, dann werden die Mütter auf Diät gesetzt. Und bei meiner Schwester ist das wohl so.“ erklärte er. „Auf Diät? Na klar sollte man nicht 25 kg zunehmen, das verstehe ich. Aber 12 kg als Obergrenze?! Das kommt doch auch darauf an, was dein Ausgangsgewicht war. Sie wog ja vorher schon kaum was, da würden ihr ein paar Pfunde extra doch ganz gut tun.“ wendete ich ein. „Offiziell heißt es: Wegen der Gesundheit von Mutter und Kind. Aber wenn man sich einmal in das Thema einliest, dann geht es darum, dass die Frau auch nach der Geburt noch attraktiv wie zuvor sein soll. Und eben kein camion [LKW].“ gab er zu. Mein Unverständnis stand mir ins Gesicht geschrieben.

Doch nun zu einem anderen Land: Albanien. Hier gibt es nicht viel zu erzählen. Die meisten der römischen Geschwister wurden per Hausgeburt auf die Welt gebracht. Ultraschall gab es nicht und Vorsorgeuntersuchungen auch nicht. „Es wird schon gut gehen.“ und das traf bei meiner Schwiegermutter in sieben von sieben Fällen zu. Sie hatte Glück – und Gottvertrauen. Als wir ihr die Ultraschallbilder zeigten, war sie ganz entzückt. Von ihren Töchtern und Schwiegertöchtern war ich die einzige, die eine ganze Kollektion hatte. Sie streichelte die Bilder und murmelte: „So ein schöner Junge.“ Zugegeben, mehr als seine Silhouette konnte man nicht erkennen, aber sie war blitzverliebt.

Als ich wenig später Wasser mit Kohlensäure bestellte, hefteten sich drei irritierte Augenpaare an mich. Meine Schwiegereltern und der Kellner guckten als hätte ich sie mit dem Tod bedroht. „Aber sie sind doch schwanger.“ stammelte der Kellner. „Ähm ja…“ ich guckte den Römer hilfesuchend an. Vielleicht war meine Aussprache doch nicht so gut wie ich dachte und ich hatte versehentlich etwas alkoholisches bestellt. Aber dem war nicht so. Der Römer bestellte mir stilles Wasser um diese unangenehme Situation zu beenden. Er flüsterte mir ins Ohr: „Erklär ich dir später.“ Na, auf die Erklärung war ich gespannt! Nach dem Essen erzählte er, dass schwangere Frauen in Albanien kein Wasser mit Kohlensäure trinken sollten. Das könnte zu Fehlbildungen, Abgängen oder einer schwierigen Geburt führen. Aha. Aber es ist doch nur Wasser. „Ich bestell dir nächstes Mal einfach heimlich Wasser mit Kohlensäure.“ sagte er und zwinkerte mir zu. „Ich kann’s kaum erwarten.“ gab ich zurück und musste lachen.

Tipps zwischen Müttern

Wie die Zeit und die Distanz so spielen wurde aus einer guten Freundin eine gute Bekannte. Ab und zu schreiben wir uns, alle paar Jahre sehen wir uns, aber es ist immer noch ein überaus herzlicher Kontakt zwischen uns vorhanden. Das bedeutet auch, dass wir über die wichtigsten Lebensabschnitte der jeweils anderen informiert sind. Vielleicht nicht mehr so schnell wie damals als wir uns jedes kleine Detail haarklein und brühwarm erzählen mussten, sondern manchmal mit einer gewissen Zeitspanne, aber dennoch: Man weiß Bescheid über das Leben der anderen.

So schrieb sie mir letzte Woche, dass sie und ihr Mann ein Baby planen und fragte wie lange es beim Römer und mir gedauert hat. Es entstand ein nettes und offenes Gespräch und ich erzählte ihr von meinen Erfahrungen und meinen damaligen Gefühlen. Ich thematisierte mein Mitfiebern – jeden Monat aufs Neue – meine Vorfreude, meine Enttäuschung und dann irgendwann meine Resignation bei der es mir egal war wie lange es dauert bis sich der kleine Bambino auf den Weg macht. Und tadaaaa! Genau da klappte es.

Ich drückte ihr die Daumen, dass es diesen Monat klappt und gab ihr einen Tipp, den ich mir damals von meinen Mitmenschen gewünscht hätte: Iss nochmal Sushi! Geh nochmal Carpaccio essen, erfreu dich an Parmaschinken, an Bresaola, an Thunfisch Ceviche. Iss nochmal ein 5-Minuten Ei. Genieße poached eggs mit flüssigem Kern. Denn all das geht mir am meisten ab.

Ihre Antwort kam prompt: Das finde ich lächerlich darauf zu verzichten. Japaner essen doch auch rohen Fisch und rohes Fleisch. Das heißt, wenn mein Körper darauf besteht, dass ich Sushi esse oder Carpaccio, dann tue ich das einfach.

Grundsätzlich bin ich so, dass ich niemanden überzeugen möchte, wenn es um ihre oder seine Angelegenheiten geht. Wenn ich nach Tipps gefragt werde, gebe ich sie gerne, aber ich verteufel keine Ansicht.

Ich schrieb: Ich für mich habe mir gesagt: 9 Monate darauf zu verzichten kriege ich hin. Denn wenn es dann zu einem Abgang oder zu einer Fehlbildung kommen würde, würde ich mir persönlich Vorwürfe machen. Wenn ich aber für mich jedes Risiko ausgeschlossen habe und es trotzdem dazu kommt, dann ist es Schicksal und ich hatte es nicht in der Hand. Das habe ich am Anfang der Schwangerschaft für mich so entschieden. Jede Frau ist anders und jede Frau entscheidet für sich und für ihr Kind, das was sie am Besten findet. Also mach ganz entspannt!

Ich bin nicht dazu da, andere Menschen zu belehren, weil jeder den für sich richtigen Weg findet. Ich verurteile auch niemanden. Für mich habe ich den richtigen Weg gefunden und ich bin mir sicher, dass sie für sich auch den richtigen Weg findet.

Sie bedankte sich für meinen Erfahrungsbericht und das weitere Gespräch verlief im Sand…

Briefe ans Bambino (Teil 2)

CTG, Ultraschall und Doppler sind absolut nicht dein Fall. Da lässt du auch keine Zweifel daran.

Als du noch ganz klein warst, ja, noch kleiner als heute, ca. in der 17. Schwangerschaftswoche, hast du Rosi, der Hebamme, erst einmal gezeigt wie sehr dir der Doppler missfällt. Um Herztöne von dir zu erhaschen, musste sie sich ganz schön anstrengen. Als sie dich dann endlich gefunden hatte, in der hintersten Ecke, hast du darauf eingetreten als gäbe es keinen Morgen mehr.

Genauso heute: Das erste CTG stand an. Neben mir in der anderen CTG Kabine lag eine andere Mami. Gleichmäßig blubbernd hörte man den Herzschlag bei ihrem Baby. Und bei dir? Erst einmal nichts. Die Arzthelferin musste ganz schön suchen um deinen Rücken zu erhaschen. Aber leider ist die Zeit des Versteckens vorbei. Mit deinen 1200g und deinen 36cm bist du auch einfach zu groß um dich zu verstecken.

Als sie dich dann gefunden hatte, gingst du sofort in die Verteidigungsposition. Mit aller Wucht tratst du gegen das CTG Gerät, dass deine Herztöne erfassen sollte. 10 Minuten war gar nicht daran zu denken, irgendetwas von dir zu messen. Entweder du hast dich weggedreht (wahrscheinlich um Anlauf zu nehmen) oder du hast mit voller Kraft zugeschlagen.

Dein Papa, der Römer, ist deswegen sehr stolz auf dich. 😉 Ist er doch damaliger Olympiateilnehmer im Taekwando gewesen. „Lui diventa un campione.“ [Er wird ein Weltmeister] verkündete er stolz als ich ihm nach dem CTG verkündet habe, was du gemacht hast.

„Wenn er sich jetzt nicht beruhigt, dann versuchen wir es später noch einmal. Eine Chance haben wir aber noch. Legen Sie sich mal auf den Rücken.“ sagte die nette Arzthelferin. Gesagt, getan. Und siehe da: Du hast dich beruhigt. Klar hast du ab und zu noch zu getreten und geboxt, aber bei weitem nicht mehr so schlimm wie vorher. „Noch drei Minuten – genauso bleiben und wir haben’s geschafft.“ munterte sie uns auf. Und du hast dich wunderbar betragen.

Danach stand der dritte, große Ultraschall an. Du bist zeitgerecht entwickelt, sehr groß, aber schlank. Und wie sollte es anders sein -getreten hast du auch wieder. Der Ultraschall gefällt dir eben auch nicht. Die Frauenärztin wollte uns auch dein Gesichtchen zeigen, aber du bist schüchtern. Das heißt, dass du brav deine Händchen und Füßchen vor’s Gesicht gehalten hast. Genau wie beim letzten Mal. Aber warte mal ab! In wenigen Monaten musst du Mama und Papa wohl oder übel dein Gesichtchen zeigen.

Doch eins ist klar: Du hast keine Probleme dich zu wehren. Und das ist auch gut so. Aber nächstes Mal könnten wir das CTG abkürzen, wenn du, mein Schatz, nur fünf klitzekleine Minuten still hältst. Abgemacht?

Krankenhaus Besichtigung

Liebe Leser, meine Albanien-Berichterstattung wird unterbrochen für einen anderen Beitrag aus der Serie „Schwangerschaftsgedanken“. Nicht, dass Sie sich noch langweilen. Aber keine Sorge, immer Mittwochs (oder Dienstags 😄) kommen meine Albanien Artikel weiterhin raus. 😉

Bin ich die coolere oder die naivere Mutter? Das ist die große Frage. Und die wurde mir bewusst bei der Krankenhaus Besichtigung letzte Woche.

Vorab: Es gibt einige Krankenhäuser in unserer Stadt. Man findet hier die kleinen, heimeligen oder aber die großen, hochspezialisierten Krankenhäuser. Bei uns ums Eck, Luftlinie 500 Meter, ist ein kleines, heimeliges. Entbinden kann man dort ab der 36. Schwangerschaftswoche, da es keine Baby-Intensivstation gibt.

Wir kennen das Krankenhaus schon. Der Römer wurde dort operiert und ich wurde dort mit meinem gebrochen Fuß behandelt.

So trug es sich also zu, dass ein Grüppchen Schwangere sich zusammen mit den jeweiligen Partnern in der Lobby des Krankenhauses traf. Man konnte 40 Babybäuche in allen Größen und Formen bewundern. „L’incontro delle balene“ [Das Treffen der Wale] flüsterte mir der Römer wenig charmant zu. Ich musste trotzdem grinsen. Ja, es sah tatsächlich so aus.

Wir wurden in die Cafeteria des Krankenhauses geführt und der Vortrag des Chefarztes und der leitenden Hebamme begann. Mir gefiel er sehr gut, weil freundlich aber bestimmt gesagt wurde, was geht und was nicht. Der Chefarzt sagte – eine für mich logische Sache – die aber viele erstaunte Gesichter hervorrief: „Wenn wir eine brenzlige Situation haben, dann haben wir keine Zeit in genau dieser Sekunde mit Ihnen ausführlich darüber zu diskutieren. Wir machen unseren Job und sorgen für Sicherheit für Sie und Ihr Kind. Gerne sprechen wir danach ausführlich über die Situation, wir erklären und machen verständlich. Aber in dieser Situation bitten wir Sie, dass wir unseren Job machen dürfen.““

Das saß. Mindestens zwei Elternpaare erhoben sich und gingen. Ich grinste. Der Römer nickte begeistert. „Giusto quello che dice! Assolutamente giusto!“ [Das ist richtig was er sagt! Absolut richtig!] flüsterte er in mein rechtes Ohr. Zu sehr kannte er es aus seinem medizinischen Beruf, dass gerne der medizinische Laie mitredet. „Dr. Google sagt aber, dass….“

Eine Mutter fiel mir ganz besonders auf. Sie stellte trölfzigtausend Fragen und hatte sehr genau im Kopf wie die Geburt ihres ersten Kindes ablaufen muss. „Ich möchte es so und so. Aber ohne Dammschnitt. Wie ist das mit einem Kaiserschnitt? Wie wird das bei Ihnen mit Bonding gehandhabt? Wie kann ich ein Familienzimmer buchen? Kann sich mein Mann direkt nach der Geburt auf meine Liege legen?“ Ich rollte genervt mit den Augen.

Vielleicht bin ich naiv, vielleicht ignorant, aber seit Jahrtausenden von Jahren existiert die Menschheit und die Medizin ist weiter als jemals zuvor. Frühchen, die früher keine Chance hatten, bekommen die beste, medizinische Hilfe, die man sich vorstellen kann. Aber, und da bin ich mir sicher, eine Geburt folgt keinem Drehbuch. Wenn es so wäre, wäre die Geburt vom Bambino nämlich ein Kurzfilm und endet nach 6 Minuten mit einem Happy End. 😉

Von Wehen geplagt ist mir wahrscheinlich egal, ob die Hebamme eine homöopathische Lösung für mich bereit hält. Ich möchte nur keine Schmerzen mehr haben. In den Presswehen sind mir Akkupunktur Nadeln in meinen Ohren egal. Ich möchte auch meine Plazenta nicht mit nach Hause nehmen und sie einfrieren.

Es gibt keine 100% Sicherheit für eine Geburt. Es gibt ja nun auch keine 100% Sicherheit für dasLeben. Leben heißt Überraschung. Vieles ist planbar, so denken wir. Manches ist gesteuert. Man hat es nicht in der Hand. Egal wie sehr man sich bemüht.

Und dazu zähle ich auch die Geburt. Bis jetzt habe ich keine Angst. Wenn es anfängt, fängt es an. Ob es am Ende ein medizinisch notwendiger Kaiserschnitt, eine Traumgeburt oder 36 Stunden Wehen wird – ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, ich werde es in den nächsten Monaten herausfinden.

Aufgenommen vom Einen auf den Galapagosinseln. So fühle ich mich! Müde und dickbauchig im Sand.

Eine albanische Tradition

Eine albanische Tradition

Es gibt sie wohl in jedem Land: die kleinen, feinen Traditionen und Verhaltensweisen, die andere Kulturen zum Kopfschütteln, Schmunzeln oder zum Stirn kräuseln bringen. So auch hier!

Als mein Pinkeltest noch nicht einmal trocken war, war die erste Anweisung des werdenden Vaters (nachdem er realisiert hat, dass er einen kleinen Nachfahren gezeugt hat): „Wir müssen es meiner Mutter sagen.“ Da ich noch etwas unsicher war, bat ich ihn darum, noch mindestens ein oder besser zwei Frauenarzttermine abzuwarten. Meine Angst war, dass unser kleines, binationales Liebesprodukt nur ein Windei sein könnte. In der achten Schwangerschaftswoche hielt er es nicht mehr aus. Er müsse es JETZT seiner Mutter sagen. Und zwar sofort!

[Dazu vielleicht ein kleiner Exkurs, warum die Nachricht so überraschend und freudig ist. In Albanien bekommt man Kinder mit Anfang 20. Alle aus seiner Familie hielten sich daran, außer der Römer. Er studierte lieber, genoß, mal mit, mal ohne Beziehung, sein Leben in Rom. Als er Mitte 30 war, traf er mich. Nun, mit fast 40, wird er endlich Vater. Nichts ungewöhnliches in unserem Kulturkreis. In Albanien aber schon. Seine nur zwei Jahre ältere Schwester ist nämlich schon Großmutter. So dachte man also in Albanien, der Römer wird nie Vater. Deswegen ist die Nachricht über seine Vaterschaft wie Weihnachten und Bayram an einem Tag – nicht die Normalität, aber kommt vor. Nun aber zurück zur Geschichte:]

Wenn es denn so wichtig ist, dann lassen wir die Bombe platzen. Ohne weiteres hätte man den Freudenschrei meiner Schwiegermutter – auch ganz ohne Telefon – von Albanien nach Deutschland hören können. Als sie sich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, die ersten Freudentränen getrocknet waren und sie wieder sicher auf den Beinen stand, senkte sich ihre Stimme mysteriös: „Mein liebes Kind, wem, außer mir, hast du es schon gesagt? Doch nicht etwa deinen Brüdern?“ Ihre Stimme bebte beim letzten Satz.

Der Römer verneinte. Sie sei die erste, die von dieser glücklichen Fügung wüsste. „Aaaah! Shumë mirë! [sehr gut!] Bitte sag es niemanden. Ich möchte persönlich die frohe Botschaft an die Familie überbringen.“ Er versprach hoch und heilig, dass er es niemanden sagen wird.

Nachdem Telefongespräch erklärte er mir alles. Sichtlich irritiert fragte ich ihn: „Warum sollst du denn niemanden davon erzählen? Ist das wieder so ein albanischer Aberglaube?“ Er grinste. „Nein, also jein… also ja. Schon irgendwie.“ fing er an. „Also, das ist so: In Albanien wird derjenige reich beschenkt, der sehr, SEHR gute Nachrichten überbringt. Meine Mutter geht also nun von Haus zu Haus und erzählt es meinen Geschwistern, ihren Geschwistern, den Geschwistern meines Vaters, sämtlichen Cousins und Cousinen. Und jede Familie muss ihr eine Kleinigkeit schenken um die gute Nachricht zu erfahren.“ Ich musste laut lachen. Meine Schwiegermutter, der Fuchs.

Wie es schien, machte sie sich sofort an die Arbeit. Mein Schwiegervater berichtete später, dass sie zum Friseur ging, ihre Haare frisch ondulieren lies, ihre besten Kleider anzog und ihn sofort als Fahrer einspannte – natürlich in seinem besten Anzug. Vorher musste er den alten, dunklen Mercedes noch gründlichst waschen und polieren lassen. Währendessen setzte sie sich ans Telefon und informierte schon einmal alle, dass sie gleich vorbeikommen würde. Es würde außerordentlich gute Nachrichten geben. Das Telefon diente natürlich nur dazu, dass die Sippschaft genug Zeit hätte sich um ein ordentliches Geschenk zu bemühen. Denn nichts anderes erwartete meine Schwiegermutter von ihrer Verwandtschaft.

Dann ging die wilde Fahrt los. Sie fingen bei ihrem ältesten Sohn, dem großen Bruder des Römers, an und klapperten alle in Albanien lebenden Verwandten ab. Auf der Rücksitzbank, so erzählte mein Schwiegervater später, häuften sich die Geschenke. Meine Schwiegermutter lächelte zufrieden. Als sie ihre „tour de cadeaux“ [Geschenketour] beendet hatten, war meine Schwiegermutter längst noch nicht fertig. Nun galt es alle Verwandten in Italien, Griechenland, der Schweiz und den USA zu informieren. Sie machte sich sofort ans Werk. Denjenigen, die nicht via Telefon erreicht werden konnten, schickte sie eine Email oder wies ihren Enkel an, er solle eine Sprachnachricht schicken mit der Bitte zurückzurufen. Es sei dringend!

Noch Wochen später trudelten Pakete in verschiedenen Größen und von verschiedenen Werten ein. Es wurden liebevoll bestickte Tischwaren und teure Kristallserviettenringe geschickt. Man besorgte teure, Schweizer Schokolade, man stellte liebevolle Pakete aus exquisiten Pastasorten und selbstgemachten Nudelsaucen zusammen. Es war ein Fest!

Als wir Wochen später in Albanien ankamen, wurden wir in ihre private Kammer geführt. Sie glich einem Showroom von Macy’s. Mit Bedacht wurden uns all die Geschenke und Glückwünsche präsentiert. Hier verstand ich auch, warum meine Schwiegermutter so erpicht darauf war, dass sie die guten Nachrichten verbreiten konnte. Und man bloß nichts verraten sollte. Denn gute Nachrichten werden teuer bezahlt. Nicht etwa an uns, die werdenden Eltern. Wir spielen hier keine Rolle. Sondern an die oder den glücklichen, der diese überbringt.

In die Knie gezwungen

Da schaukelt man nichts ahnend vom Supermarkt zurück, eine kleine Einkaufstüte in der Hand, schon wird man in die Knie gezwungen.

Zack, da war ich – eben noch aufrecht stehend – schon auf meinen Knien. Erst dotzte das linke Knie unsanft auf, dann das rechte, etwas sanfter. Außer ein paar Kiesel, die sich durch den Stoff gebohrt haben, ist nichts festzustellen.

Ganz panische Mutter, die ich bin (😉), machte ich mir natürlich Sorgen um den kleinen Bambino in seiner Fruchtblase. Der Römer half mir auf, besorgt, und wir stiegen die 3 Stockwerke hoch ins Feriendomizil am Meer. Schummrig war mir nicht.

Sogleich wurde ich von meinem ganz persönlichen medizinischen Fachpersonal (alias der Römer) auf die Couch verfrachtet und er fing an, mich an den Knien mit Desinfektionsmittel abzutupfen. „Hast du Schmerzen?“ fragte er immer wieder. „Nein, nein, ich bin egal. Aber meinst du dem Baby geht’s gut?“ fragte ich immer wieder. „Non ti preoccupare [Keine Sorge]. Dem Baby ist nichts passiert. Du bist in Zeitlupe auf die Knie. Das schüttelte das kleine Wesen in dir vielleicht etwas durch, mehr aber auch nicht.“

Ich tat das, was man nicht tun sollte: Ich googelte. Plazentaablösung! Fehlgeburt! Sofort ins Krankenhaus! waren die ersten Schlagwörter, die da auftauchten. Der Römer versuchte mich zu beruhigen. Während ich auf der Couch nach weiteren, schrecklichen Forumsbeiträgen suchte, ging bei Bambino die Post ab. Er zappelte und drehte sich, boxte und knuffte. „Alles gut, er bewegt sich!“ teilte ich dem Römer mit. „Solange du keine Schmerzen hast, keine Flüssigkeit oder Blut verlierst, dir nicht schwindelig, schlecht oder sonst irgendwas wird, ist alles in Ordnung. Wirklich!“ versuchte es der Römer weiter.

„Na gut, ich glaube dir.“ sagte ich schließlich. „Sei einfach ein bisschen vorsichtiger. Sonst müssen wir dich in Luftpolsterfolie einschweißen.“ sagte der Römer lachend. „Na gut… ich versuch’s.“

Und ich dachte, die Autofahrt ans Meer ist das gefährlichste in diesem Land. Ne, ne, meine Tollpatschigkeit ist das Risiko hier.

Na dann, auf fröhliche 10 Tage am Meer.

Fiktives Highlife im Beruf

Der Andere und ich waren heute auf unserem Betriebsgelände. Mittlerweile arbeitet er aufgrund eines Karrieresprungs für dieselbe Firma, aber in einer anderen Stadt. Ich hingegen bin seit März im Beschäftigungsverbot und war seitdem ein einziges Mal dort – um ihn zu begleiten. Das dauerte geschätzte 5 Minuten.

Heute fragte er mich, ob ich ihn wieder begleiten will. Sowohl sein Firmenausweis, als auch mein (noch vorhandener) Firmenausweis verschaffen uns noch Zugang zu dem Firmengelände in unserer Stadt.

Wir betraten das Gelände und geschäftiges Treiben war zu erkennen. Ich guckte nach bekannten Gesichtern und das ein oder andere konnte ich auch sehen. Jedoch war kein Gesicht so bekannt als das ich hätte grüßen müssen.

Wir gingen einen Kaffee in der Cafeteria trinken, er schmeckte scheußlich wie immer. Der Andere traf einen Kollegen, den ich nicht kannte. Sie unterhielten sich über den Job (über was auch sonst?) und sprachen über Neuerungen. Bei einer Neuerung merkte ich an: „Aaaach? Wirklich?! Seit wann ist das denn so?!“ und der Kollege antwortete: „Seit 2-3 Monaten. Du solltest schon gucken, dass du dich up-to-date hältst. Es ist ja alles veröffentlicht im Intranet.“ Dies sagte er aber sehr freundlich und augenzwinkern. Ich grinste, nickte und dachte an meine gute versteckte Babykugel, die unter einem weiten, schwarzen Top ruhte.

Danach trafen wir einen weiteren Kollegen, der den Anderen freudig begrüßte. Auch ich arbeitete mit ihm – zusammen mit dem anderen – an einem Projekt, das nur einige Tage dauerte. Er erkannte mich offensichtlich nicht und nickte mir nur kurz zu. Nach fünf Minuten fragte er mich: „Sag mal… kennen wir uns?“ Ich nickte. „Ja, wir waren in demselben Projekt wie du und der andere!“ antwortete ich gereizt. „Aaaach… das muss aber schon eeeeeewig her sein.“ sagte er. „Hm… 1 1/2-2 Jahre.“ sagte ich. „Ja, siehst du!“ gab er wieder und vertiefte sich wieder mit dem Anderen in sein Gespräch.

Und ich? Ich war einfach nur froh, dass wir heimfuhren. Auf diese Scheinwelt, wie mir heute bewusst wurde, hatte ich keine Lust. Vielleicht ist es etwas anderes, wenn man nur in Teilzeit dort arbeitet und nur sporadisch dort ist. Aber in Vollzeit mit ständig wechselnden Kollegen kann ich es mir nicht mehr vorstellen. Es machte mir Spaß mit dem Einen oder dem Anderen zusammenzuarbeiten, aber die vielen Tage, die man ohne einander mit fremden Kollegen verbrachte, nervten mich oft. Diese Oberflächlichkeit und drei Minuten nach Beendigung des Projekts kennt man sich nicht mehr, macht mich irgendwie sauer.

Daheim bemerkte ich erst wieder, wie wichtig mir der Römer und der kleine, noch in meinem Bauch Krawalle machende Bambino sind. Meine Familie! Meine Freunde! Denn letztendlich ist es das, was mich glücklich macht. Der Rest ist mir relativ egal. Sollen sie doch ihrem fiktiven Highlife nachgehen wie sie möchten. Ich bin froh, dass mein Lebensmittelpunkt nun ein anderer ist und in ein paar Monaten nochmal ein ganz anderer wird.

Mit Tablett und Espressotasse bewaffnet – so war ich im Job

Briefe ans Bambino (Teil 1)

Ich dachte damals in den ersten Wochen der Schwangerschaft, dass du ein eher ruhiges Kind wirst. Aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher.

Seit drei Wochen spüre ich dich. Du trittst. Und zwar manches Mal mit richtig Spaß am Spiel. Das musst du wohl von deinem Papa haben. Der machte das aber profimäßig im Kampfsport. Du machst das um mir zu zeigen, dass du „Beine überschlagen“ total doof findest. Und nicht nur das: Nach vorne lehnen beim Essen findest du auch ziemlich blöd. Gerne holst du dann richtig aus um mal zu zeigen, wer der Boss ist.

Selbst dein Papa konnte dich schon spüren, als du so richtig rumgeturnt bist. Nur einmal, aber das saß.

Beim Herztöne abhören verziehst du dich gerne in die hinterste Ecke. Und wenn man dich dann doch findet, trittst du solange gegen den Fetal-Doppler bis man aufgibt. Danach bist du auch gar nicht mehr zu beruhigen. Im weiteren Verlauf des Vormittages hampelst du so rum, dass dich auch das Schaukeln in meinem Bauch, während ich gehe, nicht mehr beruhigt.

Du bist einfach ein kleines Zappellieschen oder ein Zappelphilipp. Obwohl Papa und ich vermuten, dass du eher ein Lieschen wirst. Ich, weil ich vor Jahren davon geträumt habe. Papa, weil er es von Anfang an gesagt hat. Bei mir ging das sogar schon soweit, dass ich einen gebrauchten, rosa Babyschlafsack gekauft habe. Solltest du ein Philipp werden, musst du nachts halt ab und zu rosa tragen. Das schadet ja nicht. 😉 Diese Woche werden wir er herausfinden (wenn du dich zeigst und nicht so wild herumhampelst).

Ansonsten machst du uns unglaublich viel Freude. Papa ist immer ganz eifersüchtig, dass ich natürlich jede Bewegung spüren kann, Papa aber nur sehr selten das Vergnügen hat. Jeden morgen sagt er dir gesondert guten Morgen und jeden Abend wünscht er dir eine gute Nacht. Nur, dass du dann nicht immer schlafen willst.

Wir freuen uns schon sehr auf dich. Und nicht nur wir: Seit Wochen werden wir von beiden Großeltern Paaren zu erst gefragt, wie’s dir geht, gefolgt von „Wird es nun ein Mädchen oder ein Junge?“. Aber Papa und Mama sind gemein: die sagen nix! Bis zu deiner Geburt. 😉

Im August fliegen wir nochmal zu deiner Familie väterlicherseits. Die können es kaum erwarten dich zu sehen. Und morgen kommt meine Mama, deine Oma, vorbei. Die kann es auch kaum erwarten dich wiederzusehen. Oder vielmehr: Mir über den Bauch zu streicheln.

Vielleicht klingt es paranoid, aber Mama hat in letzter Zeit viel gelesen und sich viele Gedanken gemacht, was mit dir passieren sollte, wenn sowohl Papa als auch ich sterben sollten. „Turtle“ war sowohl Papas als auch meine erste Antwort auf die Frage. Also haben wir deine Tante Turtle gefragt, ob sie dich in diesem Fall nehmen würde. Sonst ein sehr überlegter Mensch, der sich bei schwerwiegenden Entscheidungen nicht leicht entscheiden kann, sagte sie sofort – ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken – ja. Mir fiel ein Stein von Herzen – und Papa auch. Aber wir versprechen dir, dass wir alles tun um möglichst lange zu leben. Keine Sorge!

Wer soll dich denn auch sonst mit Sätzen wie: „Und? Wie sieht’s mit Enkelkindern aus?“ nerven?

Mein lieber Schatz, bleib noch ein paar Monate in Mamas Bauch, wachse und gedeihe. Aber dann komm ganz schnell zu uns, denn Mama und Papa können es kaum erwarten dich in die Arme zu schließen.

Die Socken hat uns Oma geschenkt.

Rosi – die e’bamma – Folgetermin

Heute war ich bei Rosi, meiner e’bamma – wie der Römer sagt. Wir sprachen über Wehwehchen (etwas Sodbrennen, aber sonst nichts) und tauschten uns über die letzten Wochen aus. Rosi gibt einem immer das Gefühl absolut willkommen zu sein und das schätze ich sehr.

„Und jetzt such ma mal nach den Herztönen, gell? Aber nicht erschrecken, wenn ich’s nicht gleich find.“ sagt sie und ich legt mich auf die Liege. Fünf Minuten sucht sie. Ich – ganz ruhig. Weiß ich doch, dass unser bambino sich gerne versteckt und auch gerne seine Ruhe hat. Hat er wohl von Mama.

Nach fünf Minuten fragt sie: „Sag amal, du hast gsagt, dass du as Baby scho spürst. Wo spürst des denn immer?“

Ich zeige auf eine Region sehr weit unten. Sie sucht und wird sofort fündig. „Was machst du kleiner Zwuckl denn da unten? Versteckst du dich?“ erkundigt sie sich lachend. „Zwuckl“ antwortet prompt und gibt einen kräftigen Schlag ab. Der Herzton-Doppler antwortet mit einem lauten knacken. „Bist du aufgeregt?“ versucht sie beim bambino nachzufragen und prompt kommt die Antwort – ein weiterer, kräftiger Schlag trifft den Herzton-Doppler-Kopf. „Dann lass ma dich in Ruhe, Mausi!“ sagt sie und lacht wieder. Ich muss auch laut lachen.

Ich bin froh, dass ich Rosi gefunden habe. Sie strahlt so eine Wärme aus, ist einfühlsam, unterhält sich mit dem noch ungeborenen Leben, ist keine von den Hebammen, die einen stressen mit ihren Tipps.

Sie fragte mich nach dem Krankenhaus, in dem ich entbinden will. 900m von uns entfernt ist ein kleines mit Geburtsstation, wo der Römer und ich bereits das Vergnügen hatten. Ich fand es optimal. Und sie? Sie sagte, sie findet es toll, dass wir da entbinden möchten. Kleine Krankenhäuser soll man unterstützen und das hat einen super Ruf. „Außerdem kannst nochmal heim bei Fehlalarm und versuchst dich nochmal hinzulegen! Des is Gold wert!“ rät sie mir.

„Weißt, was des schlimmste als junge Mama ist? Jeder hat einen Tipp und versucht dir reinzureden. Hör da gar net drauf! Hör auf dein Bauchgefühl. Das hat die Natur schon so eingerichtet, dass das nicht lügt.“ gibt sie mir bei der Verabschiedung mit auf den Weg.

Im September sehen wir uns wieder – und ich freue mich schon sehr.