Krankenhaus Besichtigung

Liebe Leser, meine Albanien-Berichterstattung wird unterbrochen für einen anderen Beitrag aus der Serie „Schwangerschaftsgedanken“. Nicht, dass Sie sich noch langweilen. Aber keine Sorge, immer Mittwochs (oder Dienstags 😄) kommen meine Albanien Artikel weiterhin raus. 😉

Bin ich die coolere oder die naivere Mutter? Das ist die große Frage. Und die wurde mir bewusst bei der Krankenhaus Besichtigung letzte Woche.

Vorab: Es gibt einige Krankenhäuser in unserer Stadt. Man findet hier die kleinen, heimeligen oder aber die großen, hochspezialisierten Krankenhäuser. Bei uns ums Eck, Luftlinie 500 Meter, ist ein kleines, heimeliges. Entbinden kann man dort ab der 36. Schwangerschaftswoche, da es keine Baby-Intensivstation gibt.

Wir kennen das Krankenhaus schon. Der Römer wurde dort operiert und ich wurde dort mit meinem gebrochen Fuß behandelt.

So trug es sich also zu, dass ein Grüppchen Schwangere sich zusammen mit den jeweiligen Partnern in der Lobby des Krankenhauses traf. Man konnte 40 Babybäuche in allen Größen und Formen bewundern. „L’incontro delle balene“ [Das Treffen der Wale] flüsterte mir der Römer wenig charmant zu. Ich musste trotzdem grinsen. Ja, es sah tatsächlich so aus.

Wir wurden in die Cafeteria des Krankenhauses geführt und der Vortrag des Chefarztes und der leitenden Hebamme begann. Mir gefiel er sehr gut, weil freundlich aber bestimmt gesagt wurde, was geht und was nicht. Der Chefarzt sagte – eine für mich logische Sache – die aber viele erstaunte Gesichter hervorrief: „Wenn wir eine brenzlige Situation haben, dann haben wir keine Zeit in genau dieser Sekunde mit Ihnen ausführlich darüber zu diskutieren. Wir machen unseren Job und sorgen für Sicherheit für Sie und Ihr Kind. Gerne sprechen wir danach ausführlich über die Situation, wir erklären und machen verständlich. Aber in dieser Situation bitten wir Sie, dass wir unseren Job machen dürfen.““

Das saß. Mindestens zwei Elternpaare erhoben sich und gingen. Ich grinste. Der Römer nickte begeistert. „Giusto quello che dice! Assolutamente giusto!“ [Das ist richtig was er sagt! Absolut richtig!] flüsterte er in mein rechtes Ohr. Zu sehr kannte er es aus seinem medizinischen Beruf, dass gerne der medizinische Laie mitredet. „Dr. Google sagt aber, dass….“

Eine Mutter fiel mir ganz besonders auf. Sie stellte trölfzigtausend Fragen und hatte sehr genau im Kopf wie die Geburt ihres ersten Kindes ablaufen muss. „Ich möchte es so und so. Aber ohne Dammschnitt. Wie ist das mit einem Kaiserschnitt? Wie wird das bei Ihnen mit Bonding gehandhabt? Wie kann ich ein Familienzimmer buchen? Kann sich mein Mann direkt nach der Geburt auf meine Liege legen?“ Ich rollte genervt mit den Augen.

Vielleicht bin ich naiv, vielleicht ignorant, aber seit Jahrtausenden von Jahren existiert die Menschheit und die Medizin ist weiter als jemals zuvor. Frühchen, die früher keine Chance hatten, bekommen die beste, medizinische Hilfe, die man sich vorstellen kann. Aber, und da bin ich mir sicher, eine Geburt folgt keinem Drehbuch. Wenn es so wäre, wäre die Geburt vom Bambino nämlich ein Kurzfilm und endet nach 6 Minuten mit einem Happy End. 😉

Von Wehen geplagt ist mir wahrscheinlich egal, ob die Hebamme eine homöopathische Lösung für mich bereit hält. Ich möchte nur keine Schmerzen mehr haben. In den Presswehen sind mir Akkupunktur Nadeln in meinen Ohren egal. Ich möchte auch meine Plazenta nicht mit nach Hause nehmen und sie einfrieren.

Es gibt keine 100% Sicherheit für eine Geburt. Es gibt ja nun auch keine 100% Sicherheit für dasLeben. Leben heißt Überraschung. Vieles ist planbar, so denken wir. Manches ist gesteuert. Man hat es nicht in der Hand. Egal wie sehr man sich bemüht.

Und dazu zähle ich auch die Geburt. Bis jetzt habe ich keine Angst. Wenn es anfängt, fängt es an. Ob es am Ende ein medizinisch notwendiger Kaiserschnitt, eine Traumgeburt oder 36 Stunden Wehen wird – ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, ich werde es in den nächsten Monaten herausfinden.

Aufgenommen vom Einen auf den Galapagosinseln. So fühle ich mich! Müde und dickbauchig im Sand.

7 Kommentare zu „Krankenhaus Besichtigung

  1. Schön, wieder von dir zu lesen. Ich habe mich schon gefragt, wo du bist 😊 ich musste bei den Worten des Römers auch grinsen, und konnte mir euch beide, obgleich wir uns nicht kennen, bildlich vorstellen. War ich doch auch auf so einem Infoelternabend und hab viele Bäuche gesehen.

    Du brauchst wirklich keine Angst zu haben und es ist schön, dass du keine hast. Ich hatte auch so fest das Vertrauen, dass alles gut wird. Es kommt aus dem Inneren.

    Schon mal alles Gute für euch ♥️

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    1. Schön, wieder einen Kommentar von dir zu lesen. 😃 Es war tatsächlich das Treffen der Wale. Treffender hätte er es nicht ausdrücken können.

      Bis jetzt noch nicht. Ich denke gerade, weil es das erste Kind ist und man überhaupt keine Vorstellung hat, wie es wird. Genau, dieses Vertrauen habe ich auch. ❤️

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  2. Bei der Geburt meines zweiten Kindes ist’s ziemlich alles schief gegangen, was nur irgendwie schief gehen konnte, aber auch damit kann man klarkommen. Jede Geburt ist einmalig und immer ein wenig anders als man sie geplant hat. Das Kind kommt allerdings immer. Das ist doch beruhigend. 😂
    Wird schon alles werden.

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      1. Wenn ihr euren Bambino in den Armen haltet, war es jede Anstrengung wert. Das ist ein wunderbares Gefühl, endlich mal das Würmchen zu sehen, daß einen so leidenschaftlich getreten hat. 😄

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