In welchem außergewöhnlichen Fall ich zum Impfgegner werde

Wenn man bei diesen langen Ohren an der römischen Krankheit leidet, hat man sicher nichts mehr zu lachen.

Bepackt mit einer haushaltsüblichen Menge Toilettenpapier, Shampoo, Haargel, Quetschies und allerhand spontanen Käufen, die stets auf wundersamer Weise den Weg in unseren Einkaufskorb finden, treten wir aus der gläsernen Schiebetür des Drogeriemarktes an die frische Luft. Es ist frühlingshaft, die Temperaturen sind mild und im tristen Grünstreifen vor der Drogerie, der in dieser Jahreszeit eher Braunstreifen heißen sollte, strecken die ersten Krokusse schüchtern ihr buntes Köpfchen in die Luft. Der Römer trabt neben mir her. In der Hand hält er eine faltbare Einkaufstasche in leuchtendem Gelb, aus der keck eine Nachfüllpackung Seife ragt. Ich schiebe den Kinderwagen in dem Signorino sitzt. Sein Krafttier, den grünen Kinderholzhammer, hält er drohend in der Hand und grüßt damit freundlich die entgegenkommenden Kleinkinder in ihren Buggys. Sein zweifelnder Gesichtsausdruck verrät jedoch bei jeder Begegnung eines Gleichaltrigen, dass er ein „Ave Caesar“ eingebracht fände.

Na, wenn aus dem mal kein römischer Imperator wird, dann weiß ich auch nicht.“ bemerke ich mit Blick auf Signorino. Ich muss über meinen eigenen Satz lachen. „Hm….“ antwortet der Römer und wirkt dabei etwas gedankenverloren. Ich beschließe den Römer lieber in Ruhe zu lassen. Er wird wohl gerade in seinem Gedankenlabyrinth lustwandeln. Da will man als verständnisvolle und treusorgende Ehefrau natürlich nicht stören.

An der großen Kreuzung angekommen, bleiben wir an der roten Ampel stehen. Der Römer guckt mich ernst an. Seine Augen lassen sich hinter der dunklen Sonnenbrille nur erahnen, aber seine Mimik gibt mir zu verstehen: Aufgemerkt und mitgeschrieben! Hier kommt eine wichtige Information.

Er seufzt leidend. „Ich habe ein Wurmohr.“ spricht er besorgt und zieht die Augenbrauen zusammen, um seinem Satz mehr Nachdruck zu verleihen. „Oh.“ antworte ich überrascht, presse meine Lippen aufeinander und mustere aufmerksam sein linkes Ohr. Es sieht ganz normal aus. „Das tut mir Leid.“ setze ich nach, nur um dann zu fragen, wie man so etwas bemerkt und wie sich ein Wurmohr äußert. „È inziato ieri mentre stavo sotto la doccia. Il problema è che ti rimane in testa tutta la giornata. [Es hat gestern angefangen, während ich unter der Dusche war. Das Problem ist, dass er dir den ganzen Tag im Kopf bleibt.]“ Ich nicke verständnisvoll. Äußerst unangenehm, wenn nicht sogar schmerzhaft, muss so ein Wurmohr sein. „Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen? Mit einem Parasiten ist absolut nicht zu scherzen.“ will ich ihm helfen. „Ma che! Non è un parassita. Semplicemente mi pesa perch’è una canzone orribile. [[Aber was! Das ist doch kein Parasit. Es stört mich einfach nur, weil es ein schreckliches Lied ist.]“ versucht er mich aufzuklären, doch sein Versuch schlägt fehl. Ich verstehe gar nichts mehr. „Was hat denn jetzt ein Lied mit dieser Krankheit zu tun?“ will ich vollkommen verwirrt von ihm wissen.

Na, ich hab doch gesagt, dass ich Wurmohr habe. Ohrwurm? Wurmohr? Come si dice? [Wie sagt man?]“ gibt er gereizt zurück, weil er sich nicht verstanden fühlt. „Ach, einen Ohrwurm hast du!“ fällt der Groschen nun auch bei mir. Ich kichere mehrere Minuten lang und kann mich gar nicht mehr beruhigen, weil der Begriff Wurmohr so herrlich ist. „Entschuldige, aber welches Lied ist dir denn im Ohr steckengeblieben?“ hake ich neugierig und grinsend bei ihm nach. „Musica leggerissima.“ antwortet er genervt. „Proprio questa canzone… [Genau dieser Song….] Seit Tagen hörst du in rauf und runter und jetzt hast du mich angesteckt. Che palle! [nicht wörtlich übersetzt: Was für ein Quatsch ;-)]“ Er fängt an, den Refrain des Liedes anzustimmen.

Metti un po’ di musica leggera, perché ho voglia di niente

Anzi leggerissima

Parole senza mistero, allegre, ma non troppo…

Ich stimme sofort mit ein. Vielleicht habe ich das Lied in letzter Zeit wirklich zu oft gehört? Aber es ist genau die Medizin, die ich momentan brauche. Ein Wurmohr nehme ich dabei billigend in Kauf.

Wenn Sie sich auch anstecken wollen, hören Sie sich gerne das Lied von Colapesce und Dimartino an. Aber Achtung! Gegen Wurmohr gibt es noch keine Impfung. Und selbst wenn es eine geben würde: In diesem außergewöhnlichen Fall wäre ich ein absoluter Impfgegner. 😉

Sonntagsgespräche im „In-Viertel“ Frankfurts

[Mann um die 60 schleicht im lila-grünen Fallschirmseiden-Trainingsanzug aus den 70ern an uns vorbei. Generell scheint nicht nur sein Trainingsanzug aus den 70ern zu sein, sondern auch die Adiletten und der grau melierte VoKuHiLa. Seinen Look rundet er mit einem Schnauzer ab. Er wirkt etwas nüchtern, was ihm anscheinend nicht bekommt. Sein Hund macht auf die Straße. Er steigt darüber hinweg und schlappt unbeirrt weiter.]

[Eine Gruppe Jugendlicher in Gangsterklamotten informiert lautstark den davon laufenden Ali darüber, dass sie mit seiner Mutter kopulieren. Die ganze Gruppe riecht sehr süßlich nach selbst angebauten Pflanzen, die unter Wärmelampen gehalten werden müssen.]

[Vor dem Balkandreieck, bestehend aus Börekeria, Balkan-Supermarkt und Balkan-Bar hat ein Besucher einen anderen im Schwitzkasten. Sie streiten sich lautstark. Ein dritter und vierter Besucher stellen ihren Kaffee in kleinen papierenen Pinkelbechern zur Seite und versuchen die beiden Raufbolde auseinanderzuzerren.]

[Familie Farniente schlürft müde mit dem Kinderwagen vorbei. Es nieselt. Der Römer trägt trotzdem eine dunkle Sonnenbrille. Seine empfindlichen Augen, Sie verstehen! Dazu kombiniert er eine beige Stoffhose und die leichte, dunkelblaue Übergangs-Daune. Ich habe irgendetwas übergeworfen, was schon wieder Flecken aufweist, weil das Kind mich mit Bananenmatsch-Händen angepatscht hat.]

Ich: Ich weiß schon, dass unser Viertel als hip bezeichnet wird. Und das manche sagen, dass es DAS neue In-Viertel ist. Aber irgendwie ist‘s schon manchmal gewöhnungsbedürftig hier. Wahrscheinlich müssten wir mal umziehen…

Der Römer: Ja, nach Albanien zum Beispiel!

[Der Römer guckt mich begeistert von seiner Idee an, so als wäre genau dieser Vorschlag die Lösung aller Probleme.]

[Signorino Farniente mustert den Römer schockiert, fragt sich, wie er bei all den Möglichkeiten ausgerechnet auf Albanien kommt. Denkt an den aus den Fugen geratenen Biorhythmus des Römers aufgrund der Zeitumstellung. Lächelt sanft.]

Ich: Ich dachte jetzt eher an Bockenheim* oder so.

Der Römer: Ach so.

*ein meist von Studenten bewohnter Frankfurter Stadtteil.

Gewagte Theorien aufgrund matschiger Kekse

Pasticcini occhio di bue oder einfach Spitzbuben, die in einer Keksdose liegen

Signorino hatte heute einen schrecklichen Weinanfall. Es begann am Frühstückstisch. Brav aß er sein Marmeladenbrot. Dann verlangte er wie immer nach Keksen.

Woher sein Keksverlangen kam? Das ist schnell erklärt: Der Römer und ich frühstücken morgens generell nur Kekse und trinken dazu Espresso und grünen Tee. Zugegeben, letztere Eigenschaft habe ich in unserer Ehe etabliert. „Ein bisschen mehr Flüssigkeit als 30 Milliliter starken Kaffees schadet sicher nicht am Morgen.“ erklärte ich ihm damals in unserer noch jungen Ehe und stellte ihm eine Tasse voll dampfenden, grünen Tee auf den Tisch. Der Tee wurde beim ersten Mal noch komisch beäugt, beim zweiten Mal aber schon als Gewohnheit akzeptiert, die sich bis heute hält.

Sie sehen, ich verliere mich heute etwas in meinen Erzählungen und gebe Ihnen eine ausladende, aber nichts mit der Sache zu tun habende Antwort auf eine nicht gestellte Frage. So bin ich gerne einmal. Nicht zum Punkt kommen wollen, Antworten auf nicht gestellte Fragen geben. Sehen Sie, ich tu’s schon wieder.

Aber nun zurück zu ihrer nicht gestellten Frage, woher das Keksverlangen unseres Sohnes kommt: Es begann vor einigen Monaten als uns Signorino beim morgendlichen Keksessen beobachtete. Dabei war viel mehr die Neugier das Motiv seiner Beobachtung, als das konkrete Verlangen nach einem Keks, wusste er doch bis dato nicht wie ein Keks schmecken würde. Der Römer interpretierte die Signorino’sche Neugier allerdings so, dass er dem „poverino“ [armen Kerl] zumindest ein Stück Keks zum probieren geben wollte. „Nein, wir sind ein zuckerfreier Haushalt.“ stellte ich mich scharf dagegen. Einen Teufel würde ich tun und dem Kind mit Butterkeksen die noch frischen Milchzähne ruinieren. Das müsse auch der Römer einsehen. Und er hatte Einsicht. Leider war dieser Zustand nur von äußerst kurzer Dauer. In dem Moment, in dem ich das Badezimmer aufsuchte, witterte der Römer seine Chance und drückte dem Kind einen halben Butterkeks in die Hand. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ein Butterkeks für Signorino ein weitaus überzeugenderes Frühstück darstellte als ein schleimiger Haferbrei. Das Kind war gänzlich angetan von dieser nie dagewesenen Option, die ihm nun vom Römer offenbart wurde. Blöderweise war seine Begeisterung gleich so groß, dass er jegliche Frühstücksoptionen vehement verschmähte und so lange durchhielt bis wir einknickten. Nach Wochen des Insistierens gelang es mir immerhin, ein Marmeladenbrot in seinen morgendlichen Frühstücksplan zu integrieren. Er aß es brav auf, nur um danach wieder nach Keksen zu geiern. Ein Kompromiss zwischen mir, als besorgte Mutter und dem stoischen Willen des Kindes war folglich schnell gefunden: Ein Marmeladenbrot gegen drei kleine Kekse. Den vormals gern gegessenen Haferbrei verweigert er bis heute vehement.

Meiner inneren Agathe*, die Biomutter aus dem Nordend Frankfurts, die nachts von einem Lastenfahrrad träumt und in Second Hand Biohanf Klamotten herumläuft, gefiel die neue Vorliebe ihres Sprösslings gar nicht. Zuckerfrei sollte das Kind erzogen werden! So und nicht anders. Früchte und süße Kirschtomaten sollten die einzige Süße seines noch jungen Lebens darstellen.

Doch der Ableger hatte mindestens so einen Dickschädel wie der dazugehörige Vater. Agathe musste sich damit abfinden. Sie akzeptierte es zähneknirschend. Doch eine Sache ließ sie sich nicht nehmen: Die Kekse werden in der Babyabteilung des Biomarkts gekauft. Mindestens aus Dinkelmehl sollten sie bestehen und mit der natürlichen Süße aus Früchten müssten sie gesüßt sein. Sonst würde meine innere Agathe den Aufstand üben.

Das Kind akzeptierte die Bio-Dinkel-Fructose-Kekse, denn das einzige was ihn interessierte, war, dass es Kekse sind. Und zwar viele. Ob nun der Keks mit kindgerechten Motiven bedruckt war oder ob es ein schnödes Rechteck mit unzähligen Zähnen sein würde, war ihm recht egal.

Aber zurück zum Anfang der Geschichte: Das Kind hatte heute eine schreckliche Heulattacke. Schuld waren einerseits die Kekse in seinem Mund, andererseits die vor ihm platzierte Trinkflasche auf seinem Tischchen. Er befand sich in einer Zwickmühle, wollte er doch mit vollgestopftem Mund gleichzeitig trinken. Das stellte sich jedoch als unmögliches Unterfangen heraus, weil seine Mundhöhle von unzähligen, matschigen Keksen verstopft war. Nun hatte er in dieser Situation genau zwei Möglichkeiten: 1. Herunterschlucken und dann trinken oder 2. Ausspucken und dann trinken. Leider überzeugten ihn weder die eine, noch die andere Möglichkeit. Er riss den Mund auf und seine Augen füllten sich mit Tränen. Erst hatten wir Angst, dass etwas in der Luftröhre stecken geblieben ist, aber er atmete ganz normal weiter. Dann begriffen wir, dass Signorino alles gleichzeitig, ohne Kompromisse, wollte. So weinte und schrie das Kind mit vollem Mund. Wir Eltern riefen dem armen Kerl Anweisungen zu, die einem einzigen Sprachwirrwarr glichen: Signorino, schluck runter! Mandali giù! Signorino! Spuck die Kekse aus! Sputali! So schön die bilinguale Erziehung ist, in diesem Moment stellte sie ein unüberwindbares Hindernis da. Er weinte immer weiter und wusste nicht, wie er sich aus dieser Situation befreien sollte. Am Ende griff der Römer beherzt ein: Er holte dem Kind das Essen aus dem Mund.

Signorino guckte verdutzt. Dann nahm er die Flasche in die Hand und trank. Lässig hielt er die Flasche mit der linken Hand fest, während er mit Rechts im Keksbrei rumpatschte.

Der Römer grinste mich an. Gleich würde er einen seiner spitzbübischen Kommentare abfeuern. Das witterte ich bereits.

Jaaaa?!“ half ich ihm auf die Sprünge und funkelte ihn kampflustig an. „Niente. [Nichts.]“ sagte dieser einen Hauch zu gelassen. Ich kannte den Römer zu lange, als dass ich seinem Niente Glauben schenken würde. Ich war mir tausend prozentig sicher, dass ein fertig ausformulierter Kommentar längst auf seiner Zunge lag. „Komm schon! Bringen wir es hinter uns.“ grinste ich ihn spöttisch an. „Vabbè, diciamo è proprio il tuo figlio. Così tu affronti il maggior parte dei tuoi problemi. Ma non solo tu: Tutti i tedeschi si comportano così. [Na ja, man kann sagen, dass es genau dein Sohn ist. So (wie er) begegnest du dem Großteil deiner Probleme. Aber nicht nur du: Alle Deutschen verhalten sich so.]“ erklärte er mir scharfsinnig. „Aha.“ antwortete ich, gespannt ob noch ein Nachsatz kommen würde. Und der kam auch: „Wenn ihr wisst, wie eine Situation abzulaufen hat, dann seid ihr Deutschen schnell, präzise, direkt und unheimlich fortschrittlich. Aber sobald es keinen festen Fahrplan gibt, reagiert ihr wie Signorino: Ihr weint und wisst nicht ein und nicht aus.“ Ich verdrehte die Augen aufgrund seiner weisen Worte. „Du kramst heute aber tief in der Klischeekiste.“ erwiderte ich amüsiert. „Vielleicht nicht alle 83 Millionen Einwohner Deutschlands, aber die, die ich kennengelernt habe, sind schon oft so.“ setzte er nach. Ich dachte kurz über seine Behauptung nach und lobte ihn sogleich: „Ein Glück gibt es solch engagierten Bürger wie dich, die in einer solchen Situation den Mut haben, uns kopflosen Hühner aus der Misere zu ziehen.“ Der Römer erhob sich vom Tisch, stapelte die Teller aufeinander und gab mir mit einem klaren „Infatti.“ [Genau.] Recht.

An letzten Freitag erinnere ich dich besser nicht, Amore.“ flötete ich im Nebensatz. „Sempre questa storia. [Immer diese Geschichte.] Das ging doch nochmal gut.“ antwortete er. „Ja, weil dich ein kopfloses, deutsches Huhn vor dem Supergau bewahrt hat.“ gab ich zurück. Der Römer verstummte. Vermutlich weil das aufgescheuchte, deutsche Hühnchen voll ins Schwarze getroffen hatte.

*neben Frau Keifflinger mein anderes Alter Ego

Nichts unter Kontrolle

Ich liebe viele Eigenschaften des Römers. Zum Beispiel seine Spontanität, seine Willenskraft, seine Kochkünste, seine Dickköpfigkeit, seinen Humor und auch seine grenzenlose Leichtigkeit durchs Leben zu schreiten. Doch es gibt eine einzige Eigenschaft, die ich nach all den Jahren, egal wie sehr ich es auch versuche, nicht leiden kann: sein Mangel an Planungskompetenz. Glücklicherweise nehmen wir nur noch selten die römische Organisationstüchtigkeit in Anspruch. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns im Laufe der Jahre ein beständiges, aber ebenso anfälliges Ökosystem erschaffen haben, das ganz ohne diese (Nicht-)Kompetenz des Römers auskommt. Letzte Woche jedoch geriet unser fragiles Ökosystem gewaltig ins Wanken. Der Römer sollte etwas planen. Wie der abenteuerliche Verlauf dieses Projekts und das fulminante Ende aussah, daran möchte ich Sie heute teilhaben lassen:

Am Freitag vor zwei Wochen kehrte der Römer empört von der Arbeit heim. Sogleich berichtete er wild gestikulierend, dass seine geschätzte Kollegin C. für die ganze Praxis eine pasta fredda, oder das, was sie dafür hielt, zubereitet hatte. Angewidert verzog er sein Gesicht, als er in seiner ausschweifenden Erzählung das Wort pasta scotta [verkochte Pasta] in den Mund nahm. Laut seinen Aussagen probierte er zwei Bissen davon, ließ die Gabel langsam sinken und schüttelte vernichtend den Kopf. Auf meine Rückfrage, warum er nicht nur einmal davon gekostet hatte, sondern gleich zweimal, erwiderte er, dass er es gar nicht fassen konnte, dass ein Mensch in der Lage sei, eine Pasta so zu verkochen (und nicht zu salzen), dass er sogleich ein zweites Mal davon probieren musste, um zu realisieren welche Beleidigung der römischen Geschmacksknospen ihm mit diesem Gericht vorgesetzt wurde. Kollegin C., seit Anfang an freundschaftlich verbunden mit dem Römer, war ob des römischen Urteils sehr geknickt. „So schlecht?“ fragte sie und er nickte mit ernüchternder Miene. Allein sein unendlicher, römischer Charme und das Versprechen, nächste Woche eine richtige pasta fredda zuzubereiten, bauten Kollegin C. wieder auf.

Seit diesem Tag lag mir der Römer tagtäglich in den Ohren damit, dass er am darauffolgenden Freitag eine perfekte pasta fredda abliefern wolle. Die erlesenen Zutaten würde er am Mittwoch kaufen, um die Frische von Basilikum, Tomaten und Mozzarella gewährleisten zu können. Dieser Satz war sein gesamter Plan. Bei mir klingelten alle Alarmglocken.

Nun werden Sie sich fragen, wie eine Planung für ein so einfach anmutendes Projekt in mir Angst auslösen kann. Eine berichtigte Frage. Es hängt, wie eingangs erwähnt, mit unserem sensiblen Ökosystem zusammen. Plant man nicht jeden Schritt haarklein im Voraus, endet alles in einem riesengroßen Desaster. Und genau so kam es auch!

Am Donnerstag gegen 18 Uhr, fragte ich den Römer, ob er nun mit der Zubereitung der Pasta beginnen wolle. Er guckte mich überrascht an. „Adesso? [Jetzt?]“ fragte er und setzte nach, dass die Pasta bis morgen doch vollkommen matschig sei. Doch er habe eine viel bessere Idee. Er würde eben eine Pizza holen gehen. Denn heute wäre sein ehemaliger Chef in der Pizzeria, da würde es sich anbieten ein paar Worte zu wechseln, während dieser die Pizza zubereiten würde. Ich war sehr erstaunt über seinen Einfall, verschwendete aber in meiner grenzenlosen Gutgläubigkeit keinen Gedanken daran, in welches Chaos uns seine Entscheidung später stürzen würde. Dann machte er sich auf den Weg.

Die Zeit verging, er kam mit zwei Pizzas zurück. Wir schrieben bereits 20:30 Uhr. Gleich würde das Kind ins Bett gehen. Dazu muss ich Ihnen sagen, dass sich die Küche neben dem Schlafzimmer befindet, getrennt von einer seidenpapierdünnen Wand. Sie können sich folglich vorstellen, dass jeglicher Lärm auf das Minimum zu reduzieren ist, was wiederum heißt: Kein Zubereiten von Speisen nach 21 Uhr.

Des Weiteren sah die Küche um 20:30 Uhr aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das lag mitunter daran, dass das Kind den ganzen Tag nur auf dem Arm weilen wollte. Wenn man es doch kurz abzusetzen versuchte, so endete der alleinige Versuch in einem hysterischen Schreianfall, der durch dicke Krokodilstränen gekrönt wurde. Sollte der Römer an diesem Abend noch etwas zubereiten wollen, so würde er mindestens einen Topf, einen Kochlöffel, ein Schneidebrett und ein Messer brauchen. Diese aufgezählten Küchen-Utensilien wiederum müssten vorher abgewaschen werden, was folglich Lärm erzeugte. Doch Lärm, Sie ahnen es, galt es zu vermeiden. Ich sprach das Problem direkt an und ermutigte den Römer, doch wenigstens den groben Abwasch zu erledigen, damit er keinen Lärm mehr machen müsste, wenn das Kind gleich schliefe. Er lächelte und nickte. Gleich würde er das machen. Nur nicht jetzt. Sonst würde doch die Pizza ganz kalt werden. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit: Wir befanden uns bereits in einem circolo vizioso – einem Teufelskreis.

Pünktlich um 21 Uhr rieb sich Signorino seine Äuglein und ich fragte den Herrn des Hauses, wie er sich das nun mit der Zubereitung der pasta fredda vorstelle. „Tranquilla! Tutto sotto controllo. [Sei beruhigt! Alles unter Kontrolle.]“ sagte der römische Hausherr und lächelte abermals entspannt. Ich erklärte ihm daraufhin, dass ich nicht „tranquilla“ [ruhig] sei, wenn entweder der Nachtschlaf des Kindes gefährdet sei oder aber morgens alle Familienmitglieder um 05:50 Uhr wach werden würden, weil der Römer genau dann mit der Zubereitung seines Gerichts anfangen möchte. „No, no, io troverò il tempo giusto per fare la pasta fredda. [Nein, nein, ich werde den richtigen Zeitpunkt finden, die Pasta Fredda zuzubereiten.]“ Dann brachte er das Kind ins Bett. Zurück blieben wir: Die dreckige Küche, die nun nicht mehr aus Lärmgründen betreten werden durfte und ich – die verstimmte Gattin des Römers.

Nach fünf Minuten, das Kind im Arm, kam der Römer noch einmal zurück. „Amore, scusa. Ho pensato: Magari mi potresti prepare un po‘ gli ingredienti, tranne la pasta. [Schatz, entschuldige. Ich habe mir überlegt: Vielleicht könntest du mir alle Zutaten außer der Pasta zubereiten.] “ fing er an. „JETZT?!“ gab ich entsetzt zurück. „Warum denn jetzt? Du sagtest doch vorhin, du hast alles unter Kontrolle.“ Der Römer guckte mich irritiert an und antwortete beleidigt: „Hab‘ ich doch auch.“ Ich atmete lange aus. Dann wusch ich ganz leise den Topf, das Schneidebrett, den Kochlöffel, das Messer und eine Frischhaltebox in der Badewanne ab, um das Kind beim Einschlafprozess nicht zu stören. Anschließend schlich ich mich auf Zehenspitzen in die Küche, sammelte geräuschlos ein Sieb, zwei Packungen Mozzarella, den Basilikum, 2 Knoblauchzehen, eine große Packung Kirschtomaten und Olivenöl ein und glitt mucksmäuschenstill zurück ins Bad. Alle zu waschenden Zutaten reinigte ich mit dem Duschkopf. Leise ging ich in das Wohnzimmer und machte mich bei geschlossener Tür sofort daran, alle Zutaten zu schnippeln und vorzubereiten. Nach dreißig Minuten kam der Römer zurück, das Kind schlief bereits, und guckte mich zufrieden an. „Und? Alles erledigt?“ wollte er wissen. Ich schwieg und kochte innerlich so sehr, dass ich eine Packung Nudeln ohne Probleme mit meiner Wut im Bauch al dente kochen hätte können.

Der Römer bemerkte nichts von meiner Wut, streckte sich müde und legte sich auf die Couch. „Domani mi occupo della pasta. [Morgen kümmere ich mich um die Nudeln.]“ sprach er und gähnte herzhaft. Ich versuchte noch meiner Wut Einhalt zu gebieten, doch es war schon zu spät. Wie ein ausbrechender Vulkan schoss der pure Zorn aus mir heraus und formte dabei Worte, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Mir blieb nur noch im Gedächtnis, dass ich sehr besorgt um Signorinos und meinen Vormittagsschlaf war, wenn der römische Heinz Beck* morgens um 6 Uhr beginnen würde zu kochen. „No, no, non ti preoccupare. Sarò molto attento di non svegliarvi. [Nein, nein, mach‘ dir keine Sorgen. Ich werde sehr vorsichtig sein, um euch nicht zu wecken.]“ versuchter er mich zu beschwichtigen. Ich glaubte ihm kein Wort, beschloss aber, dass eine Eruption meines Wutvulkan für heute reichen musste.

Am nächsten Morgen, 6:00 Uhr. Signorino und ich hörten geschäftiges Treiben in der Küche, gefolgt von leisem Fluchen und römischen Gähngeräuschen. Die Knopfaugen des Kindes guckten mich im Halbdunkeln forschend an und er kräuselte seine Stirn. Anscheinend kommt er ganz nach mir, denn das, was er mit seiner Mimik ausdrückte, entsprach genau meinen gegenwärtigen Gedanken. Geschickt drehte sich Signorino auf den Bauch, um dann Richtung Kopfteil des Bettes zu krabbeln. Er richtete sich blitzschnell auf und schlug mit der Hand gegen das hölzerne Gestell. Bam! Bam! Bam!

„Genau mein Kind! Zeig ihm, dass das nächtliche Ruhestörung ist.“ murmelte ich schlaftrunken. Dann fing der kleine Farniente an zu singen und entpuppte sich schließlich doch noch als ein direkter Nachfahre des Römers. Aus jeder Situation das Beste herausholen – auch wenn es nur ein morgendliches Ständchen ist, um den Tag zu begrüßen. Ich legte ihn kurzerhand ins Kinderbett und stapfte in die Küche. „Sag mal!!!“ fing ich wütend an und ich spürte bereits, wie mein Wutseismograph gefährlich ausschlug. „Amore mio, ti posso offrire un caffé? [Mein Schatz, darf ich dir einen Espresso anbieten?]“ säuselte der gut gelaunte Römer. „Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist 6 Uhr!“ gab ich scharf zurück ohne auf seine Frage einzugehen. „Si, si, lo so. È troppo presto. [Ja, ja, ich weiß. Es ist viel zu früh.] Aber ich muss doch noch die Pasta für Kollegin C. kochen.“ versuchte er mich zu beschwichtigen. Ich zeigte ihm den Vogel, verschwand wieder ins Schlafzimmer und versuchte Signorino nochmal zum Schlafen zu bewegen. So ging das ungefähr eine Stunde lang, in der der Römer die pasta fredda fertig zubereitete, sich in aller Ruhe Kaffee kochte, duschte und dabei sang. Daraufhin föhnte er sich und zog sich seine Schuhe, die Jacke und den Rucksack an, um schließlich mit einem lauten Rums die Tür ins Schloss fallen zu lassen. Um 08:00 Uhr schlief das Kind schließlich wieder ein. Erst wollte meine innere Frau Keifflinger eine bitterböse Nachricht an den Römer verfassen, doch ich erinnerte mich an den Grundsatz, dass man dem Römer nur Zeit geben müsse, damit er schließlich doch noch Einsicht zeigen würde. Dann schlief ich erschöpft ein.

Als Signorino und ich aufwachten, blinkte bereits eine Nachricht des Römers auf meinem Display: Er beteuerte darin, dass es sehr naiv von ihm war ohne Zeitplan ein solches Vorhaben in die Tat umsetzen zu wollen. Dann schob er nach, dass ihm auch das Chaos in der Küche Leid tue. Der Nachricht folgte eine zweite, in der er uns einen schönen Tag wünschte und uns ganz romantisch mitteilte, dass er uns sehr lieben und vermissen würde.

Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln und schon wird eine pasta fredda daraus

Ohne darauf zu antworten, schnappte ich mir Signorino und trottete in die Küche. Der Römer hatte nicht untertrieben. Die Küche sah noch schlimmer aus als gestern. Genervt bereitete ich uns das Frühstück zu und beschloss, mich nachher um die Küche zu kümmern. Gekonnt ignorierte ich ebenso die Butter, die er auf dem Esstisch stehen hat lassen und die bereits wachsweich geworden war.

Um kurz vor 11 Uhr kam eine neue Nachricht des Römers auf meinem Handy an. Ob ich denn gar nichts dazu zu sagen hätte, wollte er von mir wissen. Oh doch, und wie! Ich tippte eine flapsige Nachricht, schickte sie und löschte sie gleich wieder. Mein zweiter Versuch war etwas freundlicher. Nachdem ich ihm einen guten Morgen gewünscht hatte, bemerkte ich nur, dass die Butter vielleicht das nächste Mal zeitnah den Weg in den Kühlschrank finden sollte.

Er schickt mir einen versöhnlichen Smiley.

Nach dem Frühstück krempelte ich die Ärmel hoch und kümmerte mich um das Chaos in der Küche. Kopfschüttelnd wusch ich ab. „Dieser Mann, echt!“ murmelte ich. Dann blickte ich in die Augen seines Sohnes, der mich verschmitzt angrinste. „Was würden wir nur ohne Papa machen? Das Leben wäre furchtbar langweilig.“ erklärte ich Signorino. Er lachte mich mit seinen Zahnlücken an und rief „Papaaaa, paaaaapaaaa!“ Er kann zwar nicht planen, ist chaotisch und sein Zeitmanagement ist nicht existent, aber ich könnte mir keinen besseren Papa für Signorino und keinen besseren Ehemann vorstellen.

In diesem Sinne allen Papas zum italienischen Vatertag alles Gute. Bleiben Sie so wunderbar wie Sie sind.

Und an den Römer: Buona festa del papà, Amöhrchen! [Dieser Artikel entstand am Freitag, den 19.03.2021, dem italienischen Vatertag.]

*bayerischer Sternekoch des römischen Restaurants La Pergola

Ein abhanden gekommenes Gefühl: Nachhausekommen

Reisen ist doch etwas herrliches. Aber wer träumt nicht nach einer gewissen Zeit davon, heimzukehren? Erinnern Sie sich überhaupt noch an das salzig-süße Gefühl des Nachhausekommens? Einerseits trauern Sie der vergangenen Reise hinterher, andererseits können Sie es kaum erwarten, in die Geborgenheit Ihres trauten Heims zurückzukehren?

Mein bester Freund, der Eine, sagte einmal sehr treffend auf einer unserer Reisen: „Ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin.“ Dieser Satz spukte mir heute im Kopf herum. Sogleich fiel mir ein Video ein, das ich vor einem Jahrzehnt unzählige Male angeguckt habe. Es war die Zeit der Flashmobs. Und dieser hier war mein liebster.

Auf dass wir bald wieder sagen können: „Willkommen zurück“ und „Ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin.“

Übersicht über kostenlose Corona Schnelltests, gegliedert nach Frankfurter Stadtvierteln

Edit: Mittlerweile gibt es eine ganz tolle Homepage. Sie finden ausführliche Informationen unter: https://www.corona-test-hessen.de/

Erinnern Sie sich noch, als ich mich in meinem Artikel über meine Erfahrungen in Frankfurt über die schwer zu findenden Corona Teststationen beschwert habe und Turtle schlussendlich einen selbst bezahlten Test gemacht hat? Mittlerweile gibt es eine Liste von Schnellteststationen in Frankfurt, die aber nur nach Postleitzahl sortiert ist. Um einen wirklichen Überblick zu bekommen, ist die Liste dennoch recht unübersichtlich. Also setzte sich die gute Frau Farniente gestern Abend hin und tippte, klickte und recherchierte. Hier ist das Ergebnis. Eine kompakte Liste mit allen Infos, die Sie brauchen, wenn Sie einen kostenlosen Schnelltest in Ihrem Frankfurter Stadtviertel machen wollen.

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie bezüglich der kostenlosen Corona Schnelltests, dass Sie Ihre Krankenkassenkarte & ein gültiges Ausweisdokument vorzeigen müssen!

  1. Innenstadt
  2. Bahnhofsviertel
  3. Gallusviertel
  4. Gutleutviertel
  5. Bockenheim
  6. Nordend
  7. Bornheim
  8. Ostend
  9. Sachsenhausen-Nord
  10. Sachsenhausen-Süd
  11. Niederrad

Kostenlose Corona Schnelltests in Frankfurts Innenstadt

Medical Testzentrum – Allerheiligenstraße 13

Haltestelle: Konstablerwache

Öffnungszeiten: 8:00-20:00 Uhr

Anmeldung: Ja – online buchbar über die Homepage

ASB Testcenter City – An der Hauptwache 1

Haltestelle: Hauptwache

Öffnungszeiten: 9:00 – 20:00 Uhr

Anmeldung: Ja – online buchbar über die Homepage eTermin.net

Hinweis: Den Eingang erreichen Sie über den Kleinen Hirschgraben

Ceto Medical UG – Weißadlergasse 5

Haltestelle: Hauptwache

Öffnungszeiten: Täglich 09:00 – 20:00 Uhr

Anmeldung: Nein. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage.

Hinweis: Bei telefonischer Vorabanmeldung fallen 10,- Euro Bearbeitungsgebühr an.

Kostenlose Corona Schnelltests im Bahnhofsviertel Frankfurts

Orthopädie am Fürstenhof – Kaiserstraße 35

Haltestelle: Frankfurt Hauptbahnhof oder Taunusanlage | Willy-Brandt-Platz

Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 8:00 – 18:00 Uhr, Freitag 08:00-17:00 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-2578150 oder über die Homepage

5K Apotheke – Kaiserstraße 40

Haltestelle: Frankfurt Hauptbahnhof | Taunusanlage | Willy-Brandt-Platz

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 – 19:00 Uhr, Samstag 11-15 Uhr

Anmeldung: Ja, online über die Homepage unter Auswahl der gewünschten Filiale

Apotheke am Hauptbahnhof – B-Ebene

Haltestelle: Frankfurt Hauptbahnhof

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 07:00 – 20:00 Uhr, Samstag 09:00 – 19:00 Uhr, Sonn-/Feiertag 10:00 – 19:00 Uhr

Anmeldung: Ja, online über Terminland

Hinweis: Sie finden die Apotheke in der Einkaufspassage, B-Ebene, die Treppe bei Gleis 16/17 hinunter.

Mosel Apotheke – Münchener Straße 41

Haltestelle: Frankfurt Hauptbahnhof | Willy-Brandt-Platz

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:00 – 20:00 Uhr, Samstag: 10:00 – 20:00 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-232206, weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage

Kostenlose Corona Schnelltests im Gallusviertel

KVH Testcenter an der Messe, Straße der Nationen

Haltestelle: Frankfurt Messe

Öffnungszeiten: k.A.

Anmeldung: Sie erhalten nur einen Termin durch vorherige Anmeldung durch Ihren Hausarzt, das Gesundheitsamt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel. 116 117).

Hinweis: Drive-In (Sie können lt. der Pressemitteilung das Testzentrum auch ohne Auto nutzen). Das C-KOC befindet sich auf dem Messegelände – Messe Frankfurt Tor West/ Portalhaus Süd. Die Zufahrt erfolgt über die Straße der Nationen. Der Beschilderung bis zum Parkplatz mit den Containern folgen.

Kostenlose Corona Schnelltests im Gutleutviertel

Blücher-Apotheke – Gutleutstraße 102

Haltestelle: Frankfurt Hauptbahnhof

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 – 18:30 Uhr, Samstag 09:00 – 13:30 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-231702, weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage

Kostenlose Corona Schnelltests in Bockenheim

da Vinci Apotheke – Leonardo-da-Vinci-Allee 4-8

Haltestelle: Leonardo-da-Vinci-Allee | Frankfurt West

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 – 19:00 Uhr, Samstag: 08:30 – 15:00 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-771735

Sprachen: Deutsch, Englisch, Koreanisch

Kostenlose Corona Schnelltests im Nordend

5K-Goethe-Apotheke – Oeder Weg 51

Haltestelle: Grüneburgweg | Musterschule

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:00 – 18:30 Uhr, Samstag 08:00 – 13:00 Uhr

Anmeldung: Über die Homepage

Kostenlose Corona Schnelltests in Bornheim

Corona Schnelltestcenter – Berger Straße 162

Haltestelle: Höhenstraße | Bornheim-Mitte

Öffnungszeiten: Montag – Samstag 11:30 – 16:30 Uhr

Anmeldung: Nicht erforderlich

Arnsburger Apotheke – Arnsburger Straße 78

Haltestelle: Bornheim Mitte

Öffnungszeiten (Testzeiten): Montag – Freitag 10:15 – 12:00 Uhr und 15:30 – 16:30 Uhr

Anmeldung: Nein. Es werden keine Terminvereinbarungen angenommen. Weitere Infos finden Sie auf der Homepage.

Praxis Bornheim Infektambulanz – Im Prüfling 17-19

Haltestelle: Bornheim Mitte

Öffnungszeiten: Bei Verdacht auf eine akute Infektion, ohne Termin zw. 08:00 – 11:00 Uhr. Ansonsten nur nach Onlinetermin.

Anmeldung: Ja, über die Homepage, außer bei Verdacht auf eine akute Infektion.

Hinweis: Gehen Sie durch die Unterführung zwischen unserem Gebäude (Im Prüfling 17-19) und der Bornheim-Apotheke, nehmen Sie die nächste Glastür direkt am Anfang des Hinterhofes, folgen Sie den Beschilderungen geradeaus in den Garten, von dort zum Testzentrum.

Kostenlose Corona Schnelltests im Ostend

Ceto Medical UG – Hanauer Landstraße 124

Haltestelle: Ostbahnhof

Öffnungszeiten: Täglich 09:00 – 20:00 Uhr

Anmeldung: Nein. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage.

Hinweis: Bei telefonischer Vorabanmeldung fallen 10,- Euro Bearbeitungsgebühr an.

Kostenlose Corona Schnelltests in Sachsenhausen-Nord

Dr. Med. Rummel – Schweizerstraße 47

Haltestelle: Schweizerstraße

Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch 09:00-18:00 Uhr; Dienstag 14:00 – 18:00 Uhr, Donnerstag 15:00 – 18:00 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-60628806, Nachricht auf dem AB lesen, Sie werden zurückgerufen (=eigene Erfahrung), weitere Infos auf der Homepage

KVH-Testzentrum Uniklinik Frankfurt – Sandhofstraße/Ecke Sandhöfer Allee Gebäude Nr. 65

Haltestelle: Vogelweidstraße | Stresemannallee

Öffnungszeiten: 9:00 – 12:00 Uhr (lt. eigenen Erfahrungen)

Anmeldung: Sie erhalten nur einen Termin durch vorherige Anmeldung durch Ihren Hausarzt, das Gesundheitsamt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel. 116 117).

Hinweis: Anfahrt über Theodor-Stern-Kai (am Universitätsklinikum vorbei), abbiegen in die Deutschordenstraße. Links abbiegen in die Sandhofstraße. Am Blutspendedienst vorbeifahren bis zum Testcenter-Pavillon, Haus Nr. 65 (linke Seite). Parken direkt im Umfeld.

Kostenlose Corona Schnelltests in Sachsenhausen-Süd

Apotheke am Hainerweg – Hainer Weg 144

Haltestelle: Lokalbahnhof

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 Uhr – 18:30 Uhr, Samstag 08:30 – 13:00 Uhr

Anmeldung: Telefonisch unter 069-685612. Weitere Kontaktmöglichkeiten auf der Homepage.

Kissel Apotheke – Mörfelder Landstraße 235

Haltestelle: Stresemannallee

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:30 – 18:30 Uhr, Samstag 08:30 – 13:00 Uhr

Anmeldung: Ja, online über die Homepage.

Kostenlose Corona Schnelltests in Niederrad

5K Apotheke im Lidl Niederrad – Goldsteinstraße 157

Haltestelle: Frankfurt Niederrad

Öffnungszeiten: Montag – Samstag 08:00 – 20:00 Uhr

Anmeldung: Ja, über die Homepage unter Auswahl der Filiale.

Stand: 17.03.2021

Bitte beachten Sie, dass ich nicht für die Inhalte der angegebenen Homepages hafte. Die Liste dient der einfacheren Navigation und dem einfacheren Auffinden der Corona Schnelltest Stationen. Das Gesetz schreibt mir vor, alle Institutionen unter „Werbung, unbezahlt“ anzugeben.

Quelle: https://soziales.hessen.de/gesundheit/corona-in-hessen/poc-antigen-tests/uns-gemeldete-teststellen-in-hessen#PLZ%2060…, http://www.covid-testzentrum.de/frankfurt, http://www.asb-frankfurt.de/unsere-angebote/corona-testcenter, https://www.ortho-frankfurt.com/, http://www.5k-frankfurt.de/, http://www.apotheke-frankfurt-hbf.de/, http://www.moselapotheke.com/home#home, http://www.bluecherapo.de/, https://www.5k-goethe.de/, http://www.davinci-apotheke-frankfurt.de/, https://corona-schnelltestcenter.de/, https://www.corona-test-flitzer.com/, https://www.arnsburg-apotheke.de/, https://www.kvhessen.de/fileadmin/user_upload/kvhessen/Mitglieder/Publikationen/RUNDSCHREIBEN_COVID-Koordinierungscenter_AEBD_Hessen.pdf, https://www.praxis-bornheim.de/de/infektambulanz-und-corona-testzentrum.html, https://www.apofrankfurt.de/kissel-apotheke/, http://www.apo-hainerweg.com,

Die unangenehmsten zwei Minuten des Jahres

Die unangenehmsten zwei Minuten des Jahres habe ich seit Jahren Mitte März. Denn dann kommt der Schornsteinfeger.

Was aber nun ein Schornsteinfeger mit meinem Schamgefühl zu tun hat, werden Sie sich berechtigterweise fragen. Das möchte ich Ihnen gerne erklären.

Der Schornsteinfeger, von dem ich nicht mehr als eine Stimme und eine Silhouette im Halbdunkeln kenne, kündigt sich meist fünf Tage vor seinem Besuch an. Ein kleiner Zettel im Format A5 wird an die Haustür gepinnt. Dort gibt er bekannt, dass die Mieter gebeten werden, sich am kommenden Montag daheim aufzuhalten, um ihm die Tür zu öffnen. Anscheinend schreibt es das Schornsteinfegergesetz meines Stadtteils vor, dass er immer an einem Montag kommt und stets damit droht, jederzeit zwischen 8:00 Uhr und 15:00 Uhr klingeln zu können. Sollte aus irgendwelchen, unerfindlichen Gründen (wie z.B. eine regelmäßig ausgeführte Erwerbstätigkeit) der Mieter an diesem zweiten Montag im März nicht daheim anzutreffen sein, so wird der Mieter gebeten, seinen Wohnungstürschlüssel a) dem Hausmeister Herrn Balkanovic zu hinterlassen oder b) einem von ihm vorher bestimmten Nachbarn. Wenn auch das nicht klappen sollte, so solle man den Schornsteinfeger über die eigene Abwesenheit telefonisch (und rechtzeitig – dieser Punkt ist händisch gelb markiert) unterrichten. Der Kaminkehrer würde dann an einem anderen Tag, unter Zahlung einer Anfahrtspauschale, seinen Termin nachholen.

Aber was ist der Grund für den Besuch des Schornsteinfegers, werden Sie in meiner detaillierten, aber wenig aufschlussreichen Ausführung monieren. Die Antwort möchte ich Ihnen gerne geben.

Er prüft schlichtweg die Rauchmelder, die im Flur und Schlafzimmer verbaut sind, auf ihre Funktionalität. Das macht er mit einem piepsenden Schornsteinfeger-Rauchmelder-Prüfstab, der aussieht wie ein sehr großes Wattestäbchen. Da ich aber nur von meiner Warte im Halbdunkeln berichten kann, müsste ich den Römer noch einmal fragen, ob dieser Stab tatsächlich wie ein zu groß geratenes Wattestäbchen aussieht.

Nun werden Sie sich wundern, warum ich immerzu im Halbdunkeln zu sitzen scheine, während der Schornsteinfeger den Rauchmelder prüft. Auch das werde ich Ihnen gerne erläutern.

Es hängt allem voran damit zusammen, dass der Schornsteinfeger zwar grundsätzlich die Option in den Raum stellt, zwischen 8:00 Uhr und 15:00 Uhr erscheinen zu können, aber letztendlich seit jeher um 8:05 Uhr bei uns klingelt. Mir scheint, der Schornsteinfeger ist recht traditionsbewusst, was mich jedes Jahr aufs Neue, wie ein unerwarteter Regenschauer während einer sommerlichen Bergwanderung, überrascht.

So trägt es sich also zu, dass ich (wohl auch recht traditionsbewusst) um 08:05 Uhr am zweiten Märzmontag stets im Bett anzutreffen bin. Das liegt einerseits daran, dass mein Biorhythmus der New Yorker Zeit folgt. Diese schlechte Eigenschaft hoffte ich mit Signorinos Geburt verlieren zu können, was auch teilweise gelang. Ich lebe jetzt nicht mehr nach der New Yorker Zeit, was bedeuten würde nicht vor 13 Uhr aufzustehen. Aber nach der deutschen Zeit lebe ich wiederum auch nicht. Das Kind lebt nach der Zeitzone auf den Azoren und ich fand diesen Kompromiss sehr kulant von ihm.

Wie dem auch sei, der Schornsteinfeger stand auch heute um 08:05 Uhr vor der Tür, was wiederum bedeutete, dass es 6:05 Uhr auf den Azoren und 4:05 Uhr in New York war. In jedem Fall war ich nicht wach, obgleich ich mir gestern einen Wecker gestellt habe. Der Römer sprang auf, zog sich einen Kapuzenpullover und eine Trainingshose über und ließ den guten Mann zur Tür hinein. Der piepste mit seinem zu groß geratenen Wattestäbchen erst im Flur. Danach fragte er nach dem Verbleib des zweiten Rauchmelders. Der Römer antwortete ihm, dass sich dieser im Schlafzimmer zu seiner Linken befinde, aber das Kind schlafe. „Kein Problem. Wir machen kein Licht an.“ antwortete der empathische Kaminkehrer. Die Tür wurde geöffnet, ich versteckte mich schamerfüllt unter der Decke (wer meine Schlafanzug Auswahl kennt, weiß auch warum) vor der Kaminkehrer Silhouette und versuchte den arg überraschten Signorino unter der Decke mit „sssshhh“-Lauten zu beruhigen.

Aber wie das so ist: Die Gewohnheit schleift das eigene Schamgefühl langsam, aber beständig ab. Heute habe ich mich nur bis 12 Uhr geschämt, dass mich der Kaminkehrer jedes Jahr aufs Neue im Schlafgewand erwischt. In früheren Jahren schämte ich mich durchaus zwei volle Tage. Vielleicht mag das verkürzte Schamgefühl auch an der Ausrede des Römers liegen. Ein schlafendes Kind kann ich besser mit meinem Gewissen vereinbaren als mein Dasein als schichtarbeitende Flugbegleiterin, die laut dem Römer gerade eben von ihrem Nachtflug heimgekommen sei. Das „gerade eben“ war dabei meist schon zwei Tagen her.

Nun denn, die unangenehmsten zwei Minuten des Jahres sind wieder überstanden und ich muss mich nur noch vor den zweifelnden Kommentaren meiner Mitmenschen rechtfertigen, die es gar nicht fassen können, dass der Römer und ich meist nicht vor zwei Uhr ins Bett gehen und, wenn möglich, nicht vor zehn Uhr aufstehen. In Deutschland ist der Schlafrhythmus von 22-7 Uhr oder von 23-8 Uhr in Stein gemeißelt, weswegen wir wahrscheinlich schnell in der Kategorie „asozial“ landen würden. Allein die Tatsache, dass wir beide in Schichten arbeiten, rettet uns unseren Allerwertesten. Beim Römer kommt noch hinzu, dass man bei seinem Anblick sofort an die noch gut gefüllten Gassen Roms denkt, die bis weit nach Mitternacht von lebenshungrigen Menschen jeden Alters bevölkert werden. „Ach, ihr im Süden seid meist noch weit nach Mitternacht in den Gassen italienischer Städte anzutreffen! Ich kann mich gut an meinen letzten Urlaub in Süditalien erinnern. Ihr sitzt dann immer auf weißen Plastikstühlchen in engen Gassen und formt mit euren Großeltern Öhrchennudeln (=orecchiette), richtig?“, stellte letztens eine entfernte Bekannte fest. Der Römer fand diese klischeebehaftete Idee ganz bezaubernd und nickte eifrig.

Wenn Sie mich heute Abend suchen: Wir sitzen selbstverständlich in unserer kleinstädtischen Gasse und formen orecchiette. Auf dem Titelbild sehen Sie den Römer, der sich schon einmal ein Plätzchen für das abendliche Nudelformen in den Gassen Roms sichern will. Nicht im Bild: Sein weißer Plastikstuhl.

P.S.: Wie jedes Jahr gilt mein besonderer Dank dem Römer, der dem Schornsteinfeger jedes Jahr aufs Neue aufmacht und auch jedes Paket vor zehn Uhr annimmt.

März Weisheiten

Mit Kindern sieht man die Welt mit völlig anderen Augen. Mit armenischen Augen zum Beispiel, wenn das Kind das Handy in die Finger bekommt und die Bildschirmsprache an seine Laune anpasst.

Eva Farniente, die nun geduldig auf den Römer wartet, nachdem sie zwei Stunden lang versuchte ihr Handy dazu zu bringen, wieder Deutsch zu reden. Առայժմ!

Don’t mess with Biagio!

Während ich heute mit Signorino das Frühstück genoss, fiel mir unser Mailänder Crewbusfahrer Biagio ein. Ein Mann von niedriger Statur, um die 60 Jahre alt, graue, lockige Haare, einen kleinen Bauchansatz und ein stets akkurat gebügeltes Hemd in strahlendem Weiß, das einen schönen Kontrast zu seiner gebräunten Haut bildete. Sein Hemd war so geknöpft, dass man den oberen Teil seines Brustbeins sehen konnte. Weiße Brusthaare blinzelten neugierig aus seinem gestärkten Hemd hervor.

Wann immer wir spätabends als Crew am Flughafen Mailand-Malpensa ausgespuckt worden sind, stand er schon da und begrüßte uns mit Handschlag. „Buona sera Signore e Signori! [Guten Abend meine Damen und Herren!]“ sprach er stets so als wären wir lang ersehnte Staatsgäste. Dann ging er mit flottem Schritt Richtung Crewbus, während wir ihm nacheilten wie müde Entenküken.

Meist wurde ich vorgeschickt um auf Italienisch zu fragen, ob man in seinem Bus etwas trinken dürfe. Er lächelte und nickte. „Una birra! [Ein Bier!] Eva, was heißt noch mal <<zum Beispiel>>?“ fragte der Copilot mich höflich. „Per esempio.“ half ich ihm aus und er stammelte „Una birra… per exempio.“ Nun lachte Biagio und seine weißen Zähne leuchteten im Dunkeln. „Si, si, signori, tranquilli. Alla fine sono io l’autista. [Ja, ja, meine Herrschaften, seien Sie ganz unbesorgt. Schließlich bin ich der Fahrer.]“ erklärte er uns freundlich und die Herren der Runde öffneten sich freudig ein Kaltgetränk.

Im Sommer vor vielen Jahren hatte ich das Glück, Biagio ganz für mich allein zu haben. Zugegeben, er war etwas genervt am Anfang. Nicht von mir, sondern von der Crewplanung und seinem Chef, die ihm beide nicht weitergegeben hatten, dass ich erst vierzig Minuten später zum Flughafen gebracht werden sollte. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen meines Arbeitgebers durfte ich nicht eher fliegen. So wartete er in der prallen Sonne auf die Deutsche, die sich, wie er dachte, verspätet hatte. Ich begrüßte ihn mit einem freundlichen „Good morning, buongiorno.“ Er murmelte ein genervtes „Si, certo, buongiorno. Io sto aspettando come un idiota che arriva la signora. [Ja, sicher, guten Morgen. Ich warte wie ein Idiot, dass die Signora endlich kommt.] Offensichtlich ging er davon aus, dass ich kein Wort Italienisch verstand. „Oh dio mio![Oh mein Gott!]“ ,setzte ich gleich verständnisvoll, „Hat Ihnen denn die Crewplanung nicht Bescheid gesagt? Ich durfte nicht eher fliegen aufgrund der Minimumruhezeit.“ Überrascht, um nicht zu sagen ertappt, guckte er mich an, nachdem ich ihm auf seiner Muttersprache alles erklärt hatte. So wäre das nicht gemeint gewesen, entschuldigte er sich wortreich. Wir verstanden uns auf Anhieb und ich erzählte ihm ausgiebig von meiner Misere: Nur acht Stunden hätte ich hier im schönen Saronno verbracht, eh ich wieder geduscht, geschminkt und angezogen auf meinen High Heels stehen musste. Dann lamentierten wir ausgiebig über unsere schwer zu ertragenden Schicksale.

Ab diesem Zeitpunkt waren wir enge Vertraute. Er erzählte mir vierzig Minuten lang die tollsten Geschichten von den italienischen Kollegen der Alitalia*². Eine ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, weil er sie so voller Leidenschaft und Emotionen wiedergab, als wären wir gerade mitten im Geschehen:

Er sollte morgens um 4 Uhr eine Alitalia Crew im Zentrum Mailands abholen und zum städtischen Flughafen Linate bringen. Der comandante [Kapitän], ein 50 jähriger, arroganter Kauz, so Biagio, stand genervt in seiner Uniform vorm Hotel. Als Biagio ausstieg und den Damen der Crew sofort mit dem Gepäck half, raunzte ihn just in diesem Augenblick il comandante an. Was er sich erlaube, eine fünfminütige Verspätung zu haben. Biagio entschuldigte sich und erzählte ihm von dem Unfall, der sich zur frühen Stunde auf der Autobahn ereignet hatte. Nur deswegen wäre er fünf Minuten zu spät gekommen. Il comandante wollte diese Ausrede partout nicht gelten lassen und beschwerte sich weiter lautstark über Biagios Zuspätkommen. Selbstredend kochte der zu unrecht beschuldigte Biagio vor Wut, doch er ließ sich nichts anmerken. Er verlud mit starrer Miene die Gepäckstücke der Crew, während die Crewmitglieder in seinen Minibus stiegen. Dann fuhr er los. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie die Viale Abbruzzi. Gleich würden sie wie immer auf die Via Gaio abbiegen um bei der Bar Pinocchio**² für ein kleines, aber feines Frühstück zu halten, dachte il comandante. Doch er sollte sich täuschen. Biagio fuhr die Viale Abbruzzi einfach weiter. Il comandante bemerkte dieses Versehen so gleich und wies Biagio vom Fond des Minibusses daraufhin, dass er vergessen hatte zur Bar Pinocchio abzubiegen. „No, comandante, non mi sono dimenticato. [Nein, Herr Kapitän, ich habe es nicht vergessen.]“ erwiderte Biagio mit seiner ruhigen, sonoren Stimme. „Dann biegen Sie jetzt ab! Wir alle haben noch nicht gefrühstückt!“ versuchte der aufgebrachte comandante Biagio zu befehlen. „Senta, comandante! [Hören Sie, Herr Kapitän!] Ich habe den Auftrag Sie zum Flughafen Mailand-Linate zu bringen. Es mag sein, dass Sie das Sagen in ihrem Flugzeug haben. Però questa è la mia macchina e qui comando io. Detto questo, nessuna colazione al bar Pinocchio. [Aber das ist mein Auto, wo ich bestimme. Damit gibt es gleichwohl kein Frühstück im Café Pinocchio.]“ Der Kapitän wollte sogleich wutentbrannt aufspringen und sich drohend über die Rückenlehne von Biagio lehnen. Doch er wurde von seinem Copiloten zurückgehalten. Biagio lächelte und setzte nach: „Sicuramente Lei trova qualche bar aperto all’aeroporto. [Sie finden sicherlich irgendein offenes Café am Flughafen.]“ Il comandante schäumte vor Wut und knallte aggressiv mit der Autotür, als sie schließlich am Flughafen angekommen waren. „Comandante, è stato un piacere come sempre. Alla prossima! [Herr Kapitän, es war wie immer ein Vergnügen. Bis zum nächsten Mal!]“ verabschiedete sich Biagio gewohnt höflich mit Handschlag beim comandante. Der reichte ihm widerwilig seine schwitzige Hand.

Ich fieberte die ganze Geschichte lang mit und war sehr traurig, dass wir mit Ende der Geschichte bereits am Flughafen angekommen waren. Biagio machte mir die Tür auf, hob mein Gepäckstück aus dem Kofferraum, gab mir die Hand und verabschiedete mich zwinkernd mit: „Signora, è stato un piacere. Alla prossima! [Die Dame, es war mir ein Vergnügen. Bis zum nächsten Mal!]“ Ich schüttelte ihm die Hand und stolzierte Richtung Flughafengebäude. Auf dem Weg dorthin kam mir eine Alitalia Crew entgegen mit einem 50jährigen, adretten, aber leicht überheblich wirkenden comandante. Sie steuerten auf Biagio zu, der bereits lässig an seinem Bus lehnte und telefonierte.

Alla prossima, Biagio!

*die Bar Pinocchio ist eine der wenigen Bars, die auf dem Weg zum Flughafen liegt und bereits um 5 Uhr morgens öffnet. Deswegen machen Crews hier für gewöhnlich eine kleine Frühstückspause, bevor sie auf den Flieger gehen.

*² Sie ahnen es: Werbung, unbezahlt 😉