Frankfurter Impressionen #4

Ein schnell aufgenommener Schnappschuss. Der Römer hatte schon sein Päckchen „canna“ (zucchero di canna = Rohrzucker) in seinen Cappuccino geleert. Und doch ist dieses Bild so viel mehr:

Angefangen hat es mit einem glücklichen Zufall. Die Sekretärin informierte den Römer heute früh darüber, dass die ersten zwei Patienten abgesagt hatten. Somit brauche er nicht vor 11:30 Uhr in die Praxis kommen. Signorino war zu diesem Zeitpunkt schon fertig angezogen und ignorierte gekonnt sein Frühstück. „Bringst du ihn jetzt trotzdem in die Kita?„, fragte ich hoffnungsvoll. Schließlich befand ich mich noch im Nachtgewand und ein „Nein“ des Römers hätte zu erheblichem Stress meinerseits geführt. „Aber klar doch! Und danach gehen wir einen Kaffee trinken.“, schlug der Römer vor. „Nur wir beide?„, wollte ich ungläubig wissen, denn das kommt in etwa so häufig vor, als würde Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Der Römer lachte. Ja, nur wir beide.

30 Minuten später war er wieder daheim, hatte das gut gelaunte Kind abgeliefert und war etwas traurig, dass Signorino ihn zum Schluss nicht umarmt hat. Der kleine Kerl war einfach zu beschäftigt.

Wir fuhren in die Innenstadt und der Römer zeigte mir sein neues Stammcafé. „Questo è amico mio. [Das ist mein Freund.]„, sprach er und zeigte auf einen Herren mit schneeweißen Haaren und schneeweißer Uniform. Seine haselnussbraune Haut bildete einen schönen Kontrast zu all den weißen Akzenten. „Buongiorno Signori! [Guten Morgen, die Herrschaften!]“, begrüßte er uns mit einem spitzbübischen Lächeln. Man merkte schnell: Hier wohnte ein junger, schelmischer Geist in einem nicht mehr ganz taufrischen Körper. Ohne Zweifel, er ist die Seele des MONZA Caffè & Bar in der Fressgasse. Charmant, höflich, nie aufdringlich, dabei immer einen wohl dosierten Schalk im Nacken.

Wir verbrachten hier eine knappe Stunde mit Blick auf die Fressgasse. Die Zeit verflog wie der Wind. Das Angenehmste daran war, dass wir nach Monaten (oder Jahren?) für einen Moment einfach nur ein Pärchen waren und nicht Mama und Papa. Das war bitter nötig, denn seit geraumer Zeit leben wir nebeneinander her. Ohne Großeltern oder anderweitige Betreuungspersonen mit einem Kind, dass vor 22 Uhr nicht ins Bett geht, bleibt keine Zeit als Pärchen. Man funktioniert neben der Arbeit, dem Studium, Haushalt, Kind und Umzug einfach nur.

Aber diese eine Stunde für uns wog viele „Nur Mama und Papa“-Monate auf.

Oh, und das Monza ist wirklich empfehlenswert. Es gibt zwei Dependancen:

MONZA Caffè & Bar*

Große Bockenheimer Straße 43 | Innenstadt | Frankfurt am Main

oder

Schweizer Straße 73 | Sachsenhausen | Frankfurt am Main

*Werbung, aus reiner Überzeugung, unbezahlt und unbeauftragt

19 Kommentare zu „Frankfurter Impressionen #4

  1. Den Beitrag hast Du doch für mich geschrieben, oder? Das Café steht jedenfalls auf meiner Liste für meinen nächsten Besuch in Frankfurt. Die Idee des Römers war perfekt: ab und zu brauchen auch Eltern etwas Zeit als Paar…

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    1. Ich habe mir das Hintergrundwissen zu eigen gemacht, dass heute dein offizieller Sonntag ist. 😄😉
      Weißt du, was das beste am Monza ist? Die Filiale in der Fressgasse liegt nur wenige Schritte von dieser herrlichen, französischen Patisserie entfernt. Die mit den beeindruckenden Törtchen (l’Art Sucré). 🤤 Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. 😍

      Gefällt 4 Personen

    1. Lieber Hans-Georg, vorab herzlich Willkommen! Schön, dass du hierher gefunden hast. 🌷 Rohrzucker zum Kaffeegetränk sollte meiner Meinung nach gesetzlich vorgeschrieben werden. Mit dem schnöden, weißen Raffinadezucker ist‘s einfach nicht das gleiche. Viele Grüße aus Frankfurt, Eva

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