Gute Aussichten

Wissen Sie, welches Bild sich mir bietet, wenn ich aus dem Fenster blicke, während ich auf dem Sofa liege wie eine französische Muse, die nur darauf wartet von einem aufstrebenden Künstler gemalt zu werden?

Ahornbäume und viel Himmel. Ist das nicht bezaubernd? Davor starrten wir auf Betonklötze und parkende Autos. Und nun das!

Wenn Sie genau hinsehen, erspähen Sie auf dem Fensterbrett auch die Wasserwaage und die zusammengeknüllten Vorhänge, die nur darauf warten, an der Wand zu wirken. Doch einen Augenblick müssen sie sich noch gedulden, schließlich brauchen auch wir eine kleine Pause.

Haben Sie einen feinen Samstag! Und wenn Sie in den Baumarkt fahren: Lassen Sie mir bitte etwas Wandfarbe übrig. Schließlich muss die „alte“ Wohnung renoviert werden und da der Römer ab Montag wieder Vollzeit ackert und ich mehr Zeit zu haben scheine, bin ich wohl an der Reihe, die Wohnung zu tünchen.

Kein Warmduscher!

Ha! Gestern erzählte ich Ihnen noch etwas schamerfüllt, dass ich ein eingefleischter Warmduscher bin. Doch ist die Not erst noch so groß, dann werden selbst verwöhnte Großstadtkatzen zu wilden Luchsen. Gut, das war jetzt etwas bildlich gesprochen und biologisch eher wenig bis gar nicht korrekt formuliert, denn eine Katze wird nicht einfach zu einem Luchs, selbst wenn sie sich das noch so sehr wünschen möge. Aber Sie verstehen mein Beispiel schon!

Als ich dem Römer heute sagte, dass ich in den Ring, respektiv die Dusche, steige, wollte er mich abhalten, indem er Geschichten aus seiner Jugend auspackte. Nein, sagte er, das würde er mir nicht raten. Als Jugendlicher habe er sich einmal in den Bergen Albaniens im eiskalten Gebirgsbach gewaschen, mit dem Ergebnis, dass seine Gaumenmandeln und Lymphknoten vier Tage lang angeschwollen waren. “Warmduscher!”, sprach ich und schnappte mir entschlossen ein Handtuch. Dann murmelte ich etwas von Russ*innen, die sich in die sibirische Taiga flüchteten und dort, fernab der Zivilisation und dem dazugehörigen Warmwasser, lebten. “Du bist in Oberbayern groß geworden und nicht in der sibirischen Taiga. Warmwasser gab es in Bayern vermutlich en masse. Dein Körper ist das kalte Wasser doch gar nicht gewohnt.”, frotzelte der Römer. Pff! Wenn der wüsste, wie kalt und hart so mancher, oberbayerische Winter war, dann würde er aber ganz schnell, ganz bescheiden werden.

Mutig zog ich in den Kampf. Noch motivierter dem Römer zu beweisen, dass ich hart wie eine alte Brotkruste bin. Erst wusch ich meine Haare. Das ging ganz gut, da Haare, außer an der Wurzel, über keinerlei Kälte- oder Wärmeempfinden verfügen. Dann kam der Körper an die Reihe. In 0,487 Millisekunden pflegte ich meinen Körper, so gut er eben in dieser kurzen Zeitspanne zu pflegen war. Es war kalt, eiskalt und für eine Sekunde entwich mir ein kurzer, spitzer Schrei. Doch dann erinnerte ich mich wieder an mein Mantra: Ich bin kein Warmduscher!

Beim Abtrocknen wickelte ich mich in drei Schichten Handtücher und einen Bademantel ein. Ich sah aus wie eine vollschlanke Matrone. Der Römer lachte, als er mich in meinem Aufzug, noch etwas bibbernd vor Kälte, ins Wohnzimmer tapsen sah. „Hai finito? [Bist du fertig?]“, wollte er wissen und grinste schelmisch. Ich nickte, hob das Kinn ein bisschen mehr und stolzierte an ihm vorbei, um mir einen warmen Tee zu machen. Als ich in der Küche strandete, sah ich einen halb vollen Eimer kochenden Wassers und einen Topf, der gerade damit beschäftigt war, kaltes Wasser auf dem Herd zum Kochen zu bringen. „Was ist das denn?“, schrie ich ins Wohnzimmer. „Mein Duschwasser!„, dröhnte es zurück aus dem Wohnzimmer. Wenige Augenblicke später stand der Römer hinter mir. „Und das soll WIE funktionieren?„, wollte ich von ihm wissen. „Man mischt das heiße Wasser mit dem kalten und so übergießt man sich piano piano [nach und nach].“, erklärte mir der römische Bademeister. „Na dann…„, kommentierte ich sein Vorhaben. Indessen kochte das Wasser und er schüttete den zweiten Topf in den blauen Eimer. „Io me ne vado. [Ich geh‘ dann mal.]“, ließ der Römer mich wissen und schleppte den Eimer in unsere Nasszelle. Was seine und meine Dusche gemeinsam hatten, war der eine kurze Schrei, der durch die Wohnung hallte. Er schüttete sich aus Versehen einen Teil des heißen Wassers über den großen Zeh, berichtete er mir später. Danach gab es keine größeren Unfälle mehr. Fröhliche Platsch- und Spritzlaute, sowie ein beschwingt gesummtes Lied konnte man aus dem Badezimmer vernehmen. 20 Minuten später kam der zufriedene Römer aus der Dusche. Im Gegensatz zu mir, zitterte er nicht.

Es war 12:41 Uhr und irgendwie hatten wir beide den Waschvorgang überlebt. Auch, wenn ich offiziell bewiesen hatte, kein Warmduscher zu sein.

Seit 15:25 Uhr gibt es wieder heißes Wasser, so viel man tragen und verbrauchen kann. Beim nächsten Mal warte ich vielleicht noch etwas länger ab, ob das Warmwasser nicht doch noch zurückkehrt. Oder noch bessser: Ich friere für den nächsten Heißwasserstreik eines ein, damit wir es beim nächsten Mal nur noch auftauen müssen. 😉

Gekritzel an der S-Bahn Station Konstablerwache “Mambo Mambo Mambo”. Und ja, das war es auch unter der Dusche. Bei den Temperaturen kam es einem Mambo sehr nahe.

Ein kurzes Hallo aus der neuen Wohnung

Wir stehen morgens auf und fallen nach Mitternacht ins Bett. Eine traumlose, unruhige Nacht später wachen wir wieder auf und alles beginnt von vorne.

Doch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist: Seit gestern Abend haben wir kein Warmwasser mehr.

Heute früh versuchte ich kalt zu duschen. Wirklich! Ich versuchte es mit ganzem Einsatz, aber ich kam nur bis zum Knie. Mehr schaffte ich nicht. Also wusch ich mich mit einem Waschlappen und benutzte Trockenshampoo. Wenn das Wasser morgen immer noch nicht warm wird, dann fahren wir in die alte Wohnung und duschen im Dunkeln, denn die Lampe ist bereits abgeschraubt im Bad.

Heute waren wir im Möbelhaus mit Signorino. Das war gut – bis er im 2. Möbelhaus wie irre durch die Gänge gelaufen ist. Wenn nur ein Elter gucken kann und der andere dem Nachwuchs hinterher jagt, ist die Exkursion etwas witzlos. Stühle fanden wir dennoch. Wir konnten getrennt voneinander Probe sitzen. Einer saß, schrie dem anderen bei der Signorino-Übergabe die für gut befundenen Stühle zu und der andere testete, während Elter Nummer 1 mit dem Kind in die Badabteilung rannte und mehrmals verbot, Schranktüren aufzureißen und Klobürsten zu klauen.

Vermutlich fiel deswegen das Mittagsschläfchen bei den beiden männlichen Farnientes sehr lange aus. Indessen nutzte ich die Zeit und meldete den Sohn in hiesigen Kitas. Ich war vor unserem Umzug fest davon überzeugt, dass ich ihn in der jetzigen Kita lassen möchte, doch da ahnte ich noch nicht, dass ich jeden Tag zwei Stunden im Auto sitze, um das Kind von einem Ende der Stadt ins andere Ende zu kutschieren.

Immerhin ein Lichtblick: Morgen kommt unsere Waschmaschine an. Das heißt, ich muss doch nicht auf das Ballkleid zurückgreifen, weil ich sonst nichts mehr zum Anziehen habe. Hoffen wir, dass das alles so klappt.

Manche stellen Kaffee, Wasser oder Softdrinks in den Getränkehalter. Wir transportieren so das Olivenöl.

Freitagsrapport | KW 26

Der Freitagsrapport an einem Samstag? 2019 wäre so etwas noch undenkbar gewesen. Aber 2021 ist eben alles möglich!

Der Römer – Man of the match Prüfungsvorbereitung

Ja, das ist er wirklich. Er hielt mir den Rücken frei, wo er nur konnte, damit ich Zeit zum Lernen hatte. Am Samstag ging er wieder zum Herrenbrunch mit anschließendem Spielplatzbesuch. Am Sonntag gingen die Herren an den Main, am Montag und Dienstag lieferte er Signorino in der Kita ab. Am Freitag hetzte er sich ab, um rechtzeitig heimzukommen, schnappte sich den Ableger und sie gingen in die Pizzeria seines Freundes während ich über dem Studienskript hing. Dann brachte mir der Römer (und der Mini) noch eine herrlich duftende Pizza mit. Nein, beschweren darf ich mich wirklich nicht. Er ist wirklich mein man of the test preparation.

Man römischer Stein in der Brandung.

Das Geheimnis hinter der temporären Stilllegung des Blogs

Ich hoffe, es liegt nicht an einem Stalker.„, schrieb Tom und glücklicherweise ging seine Hoffnung in Erfüllung (toi, toi, toi). Mein Bruder vermutete, dass der Blog zahlungspflichtig wird, jetzt wo die ganze Familie abhängig von meinen Geschichten ist. Nein, auch das wird nicht vorkommen. 😉

Vielmehr lag es daran, dass wir uns für eine Wohnung, die uns unter der Hand von Turtles Freunden vermittelt wurde, bewarben. Kurz nachgedacht, kam ich auf die Idee, dass die Wohnungsbaugesellschaft sicher unsere Namen googeln würde. Wenn man meinen Namen googelt, dann sind die ersten zwei Treffer sehr langweilige Jobportale, in denen man meine berufliche Vita nachlesen kann. Der dritte und vierte Treffer sind Profile auf sozialen Netzwerken, die mir nicht gehören. Und der fünfte Treffer ist bereits mein Blog, der dank Impressumspflicht unter meinem Klarnamen gefunden werden kann. An sich stört mich das nicht – ganz im Gegenteil. Der Blog gehört zu mir, wie ich zu ihm. Nur erschien mir der Gedanke etwas unangenehm, dass eine Wohnungsbaugesellschaft sogleich all meine ehelichen und familiären Kabbeleien mitbekommen würde, bevor sie sich überhaupt meine Schufa ordentlich angeschaut hätte. Zugegeben, die Geschichten über den römischen Gatten sind deutlich kurzweiliger zu lesen als eine schnöde Schufa. Dennoch entschied ich mich dazu, den Blog temporär auf Eis zu legen, um nicht doch eine „brutta figura“ zu machen. Womit wir gleich zum nächsten Punkt kommen:

Die Wohnung

Stellen Sie sich vor, Sie finden die perfekte Wohnung, die all das vereint, was Sie sich auf Ihrer imaginären Wunschliste aufgeschrieben haben. Dazu liegt sie auch noch einige (hundert) Euro(s) unter Ihrem Maximalbudget. Und jetzt stellen Sie sich vor, dass diese Wohnung in einem Stadtviertel liegt, das für sich spricht, was in diesem Fall nicht besonders positiv ist. So wachte ich nachts um 04:30 Uhr schweißgebadet auf und dachte nach, ob wir dort wirklich hinziehen wollen. Ich ging ins Wohnzimmer und las mir Polizeimeldungen durch. Hm… nichts wildes. Da war unser aktuelles Wohnviertel im direkten Vergleich schon deutlich auffälliger. Dann las ich einen Artikel über die sozialdemografische Struktur: Der kinderreichste Stadtteil mit den meisten Sozialhilfeempfängern. Dann klickte ich noch einen Artikel über Jugendliche in dem Viertel an. Grundsätzlich waren alle sehr zufrieden, auch der, der aus dem ruhigeren Nordend übergesiedelt war. „Hauptsächlich wollen die Bewohner hier ihre Ruhe.“, sagte einer der befragten Jungs. Oh, super. Das deckt sich exakt mit meinen Präferenzen. Ich schickte Sonntagabend unsere Nachweise an die Wohnungsbaugesellschaft.

Montagfrüh antwortete die nette Sachbearbeiterin sogleich und forderte weitere Unterlagen an. Die Erfüllung dieses Wunsches stellte sich als sehr steiniger Weg heraus. Vergleichbar mit einer siebenstündigen Hochgebirgswanderung in Flipflops und Sommerkleidchen, ohne Wasser und Proviant, in der prallen Sonne. Aber, irgendwann kam ich am Gipfel an – mitsamt meiner Unterlagen. Am Dienstag hörte ich nichts von der Sachbearbeitung, was mich etwas nervös machte, denn wir mussten unsere aktuelle Wohnung kündigen, um uns zumindest die dritte, doppelte Mietzahlung zu ersparen. Am Mittwochmorgen legte ich die Wohnung gedanklich ad acta. Nein, drei doppelte Monatsmieten würde ich sicher nicht zahlen. Dann eben eine andere Wohnung. Und überhaupt muss Signorino so jeden Tag durch die ganze Stadt kutschiert werden, um zur Kita gebracht zu werden. Nachmittags würde das gleiche Programm wieder winken.

Zehn Minuten später antwortete die Sachbearbeiterin: Wir schicken Ihnen den Mietvertrag zu.

Ähm?! Ich habe mir doch gerade die Wohnung ausgeredet. Da war ich wohl mal wieder etwas zu voreilig. Wie dem auch sei: Ich rede sie mir jetzt wieder ein, tippte und schickte bereits eine Kündigung für unsere aktuelle Wohnung und dann Ciao Kakao!

Na, dann packen wir eben die Koffer und ziehen um.

Signorino erzählt

Ich war selbst erstaunt, dass unser Sohn eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählt hat, bei der er sich ein alternatives Ende gewünscht hätte. Doch von vorne: Am Mittwochabend erzählte er mir im Bett wie ungünstig das mit seinem heutigen Wunsch nach Eiscreme ablief. Wir lagen nebeneinander und er guckte mich ernst an: „Eis! [Kurze Pause, wird ernst, schimpft] Nein! Nein! [kurze Pause, äußert seine Meinung sehr vehement] Jaaaaa!!“ Und ja, genau so lief es ab. Er verlangte nach „Eis!“. Ich sagte: „Nein, es gibt kein Eis.“ Er bockte. Ich wiederholte ein zweimaliges „Nein!“ und er verwandelte sich in ein tobendes Rumpelstilzchen, das sich erst zehn Minuten später wieder beruhigte. Dann widmete er sich anderen Dingen und bekam eine Banane. Sein Wunsch nach Eis blieb derweil wohl weiterhin bestehen, so dass er mir am Abend erzählte wie ungünstig die Situation für ihn ablief.

In diesem Sinne: Starten Sie gut ins Wochenende, hauen Sie auf den Putz und genießen Sie die freien Stunden.