Es mag vielleicht an meiner römisch-katholischen Erziehung liegen. Vielleicht aber auch am Bundesland Bayern, das einem kontinuierlich einschärfte, dass der Sonntag heilig ist und man – um Gottes Willen – niemanden geschäftlich anruft.
Denn am 7. Tag sollst du ruhen.
Seltsamerweise ist in Hessen dieses Gesetz gänzlich außer Kraft gesetzt. Hier werden Bewerbungsgespräche, wie es scheint, grundsätzlich nur am Sonntag geführt(sic!). Rückrufe unter der Woche von einem potentiellen Arbeitgeber? Wo denken Sie hin! Das wäre zu banal. Zum guten Ton gehört es hier, den potentiellen Arbeitnehmer an einem Sonntag anzurufen.
Zugegeben: Für mich hörte die Sonntagsregel spätestens mit meinem Schichtdienst auf (und mit Schichtdienst meine ich nicht Signorino, sondern das Flugbegleiterleben). Dennoch rebelliert meine innere Hausfrau etwas, wenn es jemand wagt sonntags geschäftlich anzurufen. Frau Keifflinger, so nennt sich meine innere, bayerische Hausfrau, ist dann äußerst grantig. „Barbaren! Ois Barbaren!“ schimpft sie zeternd und zieht ihre geblümte Kittelschürze zurecht.
Der Römer in diesem Haushalt ist etwas nüchterner. Er guckt nur auf sein Handy, sieht den Anrufer und murmelt ein erstauntes „La domenica?!“ [Sonntags?!] Dann geht er gut gelaunt ans Telefon und redet mit dem Gegenüber so, als wäre es montags oder dienstags.
Man sieht, in Hessen herrschen andere Gesetze. Frau Keifflinger wird sich schon noch integrieren.
Ihnen einen schönen Sonntag ohne Anrufe von potenziellen und realen Arbeitgebern.
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