Wer lang fragt, geht lang irr

Meine Überschrift ist einer dieser Sätze, die ich häufig von meinem Vater hörte. Doch erst jetzt merke ich langsam, dass dieser Satz verbales Platin ist. Eine dieser Weisheiten, die man sich auf das Handgelenk tätowieren lassen sollte , wenn Sie so wollen.

Ich berichtete Ihnen im vergangenen Freitagsrapport, dass ich einen Titel für eine wissenschaftliche Arbeit meines Studiums finden musste. Dabei ist zu erwähnen, dass ich diese Arbeit niemals schreiben muss, jedoch muss ich meine grobe, wissenschaftliche Forschungstaktik beschreiben und eine Einleitung dazu verfassen. Nun fragte ich meinen guten Freund, den Anderen, der zwar Marketing studiert, damit aber nicht ganz Fachfremd zu meinem Bereich Journalismus ist. Tief in meinem Gedächtnis vergraben, meinte ich mich zu erinnern, dass er einmal eine Fallanalyse über eine politische Rede schrieb. So trug ich ihm also mein Konzept vor, erklärte, erörterte und erläuterte eventuelle Fallstricke, meine Taktik und die Einleitung, die ich bereits niedergerschrieben hatte.

Er schüttelte den Kopf. Das konnte ich zwar nicht am Telefon sehen, aber an seinem langgezogenen „Hmmmm!“ konnte ich es deutlich hören. Dann verbrachte er 20 Minuten damit, meine Arbeit so umzumodellieren, dass es nicht mehr meine Arbeit, sondern ein komplett anderes Thema war. Ich fing also damit an, meine Einleitung umzuschreiben, Dinge anzupassen und Taktiken neu zu entwerfen, bis der Groschen auch bei mir fiel: „Moment mal! Das ist doch überhaupt nicht mehr meine Arbeit?“ Einzig und alleine der Protagonist, Dr. Markus Söder, blieb unverändert. Alles andere wurde ausgetauscht und umgedichtet, weil „das so wissenschaftlich überhaupt nicht durchführbar ist“, wie der Andere mir versicherte. „Nein, danke.“, dachte ich bei mir, klickte im Schreibprogramm auf „Alte Versionen anzeigen“ und lud die Version von Donnerstag, 09:33 Uhr. Somit hatte ich durch diesen gut gemeinten Ratschlag einen ganzen Studientag in den Sand gesetzt und wusste jetzt, dass ich nicht mehr lange frage, sondern einfach mache.

Mein Vater hat schon recht: „Wer lang fragt, geht lang irr.“ Ein Glück bin ich nur einen Studientag irr gegangen.

Zoff, wie es auf dieser Hausfassade steht, gab es nicht, aber eine Lektion fürs Leben.

Nachtrag: Mittlerweile hat das Kind mein Laptop Ladekabel kaputt gemacht. Da kein Elektrofachgeschäft eines vorrätig hat und die Lieferung sich bis Freitag zieht, sind mir diese Woche die Hände gebunden, was das Studium angeht. Ich könnte 🤮!

8 Kommentare zu „Wer lang fragt, geht lang irr

    1. Danke dir, Lore. Die Lektion hoffe ich gelernt zu haben.
      Bei deiner Geschichte bleibt mir nur, den Kopf zu schütteln. Mitarbeiter klein machen und dann deren Idee als die eigene verkaufen. Das gehr gar nicht! 🤬

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    1. Das war während des Studiums zur Business-Managerin – Abschlussarbeit. Es ging um die Umwandlung eines maroden Hotelbetriebes in ein Wohlfühlhotel. Heute besser bekannt als Wellnesshotel … Der Supervisor war übrigens auch Unternehmensberater …😉 Wurscht. Wie gesagt- nie vom eigenen Impuls abbringen lassen. Wobei halt wissenschaftliche Arbeiten formell leider anders ticken. Null Leidenschaft viel Systemtheorie. Liebe Grüße

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      1. Win-Win für ihn. Er wird hoffentlich seine Quittung in anderer Form bekommen haben. Karma regelt das schon. 😊 Du hast absolut recht und dein Beispiel zeigt es umso mehr. 💪🏻 Liebe Grüße, Eva

        Gefällt 1 Person

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