Freitagsrapport | KW50

Freitagsrapport | KW50

Auffallend anders

Sie als Leser*innen sind auf zack. Das bemerke ich immer wieder. Man kann Ihnen nichts vormachen. Auch nicht, dass der Freitagsrapport heute und auch letzte Woche nicht an einem Freitag, sondern an einem anderen Wochenendtag erschien. Ich glaube, allein diese Tatsache erklärt mein momentanes Arbeitspensum schon recht präzise. Ansonsten sehen Sie es vermutlich auch daran, dass ich momentan kaum Artikel lesen, liken oder kommentieren kann. Immerhin – der Freitagsrapport erscheint (bis jetzt) noch in der korrekten Kalenderwoche. 😉 Dennoch, wie ich Sie kennenlernen durfte, sind sie überaus tolerante und weltoffene Leser*innen, die sich von dieser Lappalie nicht beirren lassen. Deswegen bleibt mir nur zu sagen: Hier ist er – der Freitagsrapport der KW50.

Noi a Milano [Wir in Mailand…]

Wie es ist, einen weiblichen Teenager daheim zu haben, durfte ich dieses Wochenende erfahren. Hallelujah! Elda, die römische Nichte, die in Mailand studiert, war zu Besuch. Faktisch gehört sie mit ihren 24 Jahren vermutlich nicht mehr zu der Gruppe der Teenager. Doch Ihr Verhalten ließ ab und an anderes vermuten.

Sie wollte uns für ein Wochenende in Frankfurt besuchen, was wir sehr schön fanden. Die Theorie dazu war: Sie kam Freitagabend und flog Sonntagfrüh. Die Praxis war… nun ja. Schauen Sie selbst:

Am Freitagabend hatte ihr Flug zwei Stunden Verspätung. Was ich nicht wusste: Das war ein großes Glück, sonst hätte sie diesen verpasst. Woran das lag, lernte ich im Verlauf des Samstagvormittags. Wir frühstückten, ich fragte, was sie gerne essen möchte und sie gab nur „Espresso, bitte.“ an. Ob sie denn gar nichts essen wolle, wollte ich als besorgte Mutter und engagierte Tante wissen. „Nein, nein. Guarda… noi a Milano non facciamo colazione. [Schau…. wir in Mailand frühstücken nicht.].“ Ach ja, ich vergaß, dass sie seit etwa zwei Jahren in Mailand wohnte und sich gerne als geborene Mailänderin sieht. „So gar nicht?“, wollte ich wissen. „Guarda, zia…. [Schau, Tante….]“, fing sie wieder etwas belehrend an, „Ich schaffe es meistens nicht so früh aus den Federn. Und sobald ich wach bin, brauche ich 45 Minuten im Bad, um ausgehtauglich zu sein. Dann bleibt meist nur Zeit für einen Espresso und ich muss schon zur Trambahn rennen.“ Ich nickte. 45 Minuten im Bad habe ich das letzte Mal 2019 gebraucht. Ich schminkte mich überseetauglich, auf dass das Makeup einen langen Nachtflug (und in meinem Fall auch eine Notwasserung im Atlantik) überstehen könnte. Dann presste ich mich in meine Flugbegleiterinnnen-Uniform, wobei in den 45 Minuten noch das Bügeln und Falten von vier Arbeitsblusen inkludiert war. Aber gut, in Mailand wird das wohl anders sein.

Samstagvormittag ging sie, nach besagten 45 Minuten im Bad, mit ihrem Onkel, dem Römer, etwas durch die Stadt, um instagramtaugliche* Bilder für ihren Account zu schießen. Als ich an ihrem Zimmer alias dem Kinderzimmer vorbeischwänzelte (zu diesem Zeitpunkt war sie schon mehr als eine Stunde außer Haus), bemerkte ich, dass Licht brannte. Seufzend schaltete ich die Lampe aus.

Dazu muss ich Sie auf einen kleinen Exkurs mitnehmen: Es kostete mich 3 (!) Jahre, dem Römer beizubringen, dass das Licht ausgeschaltet werden kann soll, sobald man den Raum verlässt. Ein Glück haben wir Elektrizität, so dass uns dies die Chance gibt, einfach und mühelos den Lichtschalter zu betätigen. Die Zeit der Petroleumlampen sei vorüber, betonte ich dann meist am Ende meines Monologes, und legte demonstrativ den Lichtschalter ein paar Mal um, damit man sieht wie unkompliziert die Bedienung ist.

Wenig später, Signorino und ich waren komplett angezogen und ausgehbereit, rief ich den Römer an und fragte, ob wir uns alle zusammen im Stadtzentrum treffen wollen. Aber ja, das wollten sie. Wir fuhren mit der S-Bahn zur Hauptwache und trafen den etwas genervt wirkenden Onkel und seine auf dem Handy tippende Instagram*-Nichte. Sie blickte kurz auf und begrüßte uns. Dann tippte sie weiter. Als sie fertig getippt hatte, schlenderten wir die Einkaufsmeile „Zeil“ entlang, wobei schlendern das falsche Wort an einem Samstag kurz vor Weihnachten ist.

Wir Damen plauderten etwas, während der Römer sich aufopfernd um seinen Sohn kümmerte. „Und was machst du meistens so am Wochenende?“, fragte mich Elda. Ich verstand die Frage nicht. Vermutlich lag das daran, dass es das Wochenende im klassischen Sinne nicht mehr für mich gab. „Ich kümmere mich um Signorino.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Sie fixierte mich etwas irritiert, so als ob ich die Frage nicht richtig verstanden hätte. „Ja, ja, aber hast du irgendwelche Hobbies?“, wollte sie wissen. Ich lachte in mich hinein. Welche Hobbies hat man schon mit einem aktiven 2-jährigen? Und wie sollte ich Signorino verkaufen, dass Mama jetzt ihrem Hobby nachgeht? „Signorino, Mama geht jetzt mal zwei Stunden malen. Wenn was ist, klopf einfach an.“ Die Vorstellung ließ mich innerlich zerbersten vor lachen. „Ähm… ich habe nicht so wirklich Zeit dafür. Und du?“, spielte ich ihr den Ball zurück. „Allora, noi a Milano [Also, wir in Mailand…] lieben es, uns am Wochenende auf einen Aperitif zu treffen. Ich kenne mittlerweile alle guten Bars (würde man das bei Instagram als #Leberzirrhose verbuchen?) und brauche üüüberhaupt keinen Stadtplan mehr. Dann war ich letztens in der Pinakothek im Viertel Brera. Fantastisch! Freunde einer Freundin studieren Kunst und wir verbrachten 5 Stunden in diesem Museum. Klar, wenn dir Kunststudenten die Werke erklären, entdeckst du plötzlich Details, die dir als Laie überhaupt nicht auffallen. Außerdem lieben wir Mailänder es, am Wochenende wegzufahren. Ein Wochenende in Rom, vielleicht auch in Paris. Mit den Lowcost Airlines können wir Mailänder uns das einfach super leisten.“, erklärte sie mir die Welt. „Diese Mailänder müssen ein echt aufregendes Leben haben.“, resümierte ich gedanklich für mich. Doch meine Gedanken wurden jäh von einer Frage Eldas unterbrochen: „Und? Wo fahrt ihr am Wochenende hin, wenn ihr einen Weekend-Trip organisiert?“. Der Römer guckte mich an. Ein aufflammendes Lachen zuckte über sein Gesicht. Ich wusste in diesem Moment, dass sich der gleiche Film in unserem Kopf abspielte: Ein Wochenendtrip mit Signorino? Mittwochs unzählige Taschen voller Kinderkram packen (mit Packliste), donnerstags Proviant in rauen Mengen und unterschiedlichen Konsistenzen (Quetschie, Riegel, Brezeln,… der falsche Proviant lässt Krokodilstränen freien Lauf) einkaufen, freitags gestresst und abgehetzt an der Sicherheitskontrolle mit Kind stehen. Die Windel ist zum Zerbersten gefüllt. Das Kind ist nölig. Übermüdet in der Unterkunft ankommen. Samstags irgendwie den Tag bestreiten. Kulturprogramm? Klar, wenn man will, dass das Kind wie irre durch die Uffizien rennt und Sachen umwirft. Ganz zu schweigen von der Kunst, die man eh nicht mitbekommt. Samstagabend wieder alles einpacken. Sonntag gestresst zum Flughafen hetzen. Flug mit aktivem Kleinkind, dass nicht ruhig sitzen will. Stinkewindel im Flieger wechseln (eine Erfahrung für sich – auf 10000 Metern Höhe). Einreise. Kind heult in der S-Bahn, weil müde. Endlich alle daheim – wir bräuchten dann mal eine Woche Urlaub. Der Römer sagte nur: „Momentan ist keiner geplant…“ und wollte das Thema wechseln. Doch Elda ließ sich nicht abschütteln. „Paris.“, antwortete der Römer schließlich knapp auf eine mögliche Destination. Einer 24jährigen, kinderlosen Studentin zu erklären, dass ein Wochenendtrip unmöglich ist, würde den Rahmen und vermutlich auch ihre Vorstellungskraft sprengen. „Ah, schön! Wir in Mailand finden Paris ganz wunderbar. Natürlich ist die Stadt nicht so reich an Kultur wie beispielsweise Rom oder Mailand, aber faszinierend ist die Stadt allemal.“, erläuterte uns unsere welterfahrene Nichte Elda. „Was macht ihr dann an einem Wochenendtrip typischerweise?“, hakte sie nach. „Schlafen.“, antwortete der Römer. Elda war verwirrt. „Ähm…aber schaut ihr euch dann nicht die Stadt an, geht in Museen, vielleicht sogar ins Kino?“, wollte sie von uns wissen. „Nein.“, antwortete der Römer. „Wir sind Eltern. Wir wollen nur schlafen.“ So ganz schien uns Elda diese Story nicht abzunehmen, aber sie hakte auch nicht mehr nach. Dem Onkel widerspricht man nicht. Den Abend verbrachten wir mit Pizza und einem Film, bei dem sich Signorino lautstark langweilte, auf dem Sofa. Gegen 22 Uhr brachten wir das müde Kind ins Bett.

Vielleicht ein Zeichen der Moderne, wie es hier steht?

Am nächsten Morgen, der Abflug Eldas sollte planmäßig um 10:50 Uhr starten, unterrichtete sie den Römer zwei Stunden vor besagtem Abflug, dass sie vermutlich einen PCR- oder Antigen-Test brauche um in Italien einreisen zu dürfen. Dem Römer, der damit kalkulierte, dass es vollkommen reichen würde, 60 Minuten vor Abflug am Flughafen zu sein, fiel alles aus dem Gesicht. „Wie? Einen Test? Jetzt? Es ist 08:45 Uhr. Du fliegst in zwei Stunden ab.“, hinterfragte er aufgebracht ihre Angaben. „So ganz genau verstehe ich die Webseite nicht. Ich glaube, ich kann auch einfach in Quarantäne oder so? Dann sag‘ ich halt bei meinem Praktikum Bescheid, dass ich in Quarantäne musste.“, versuchte sie sich herauszuwinden. „Du kannst doch nicht dein Praktikum in Gefahr bringen? Was ist denn das für eine Arbeitsmoral? Zeig mir mal die Webseite!“, forderte sie der Römer auf. „Du kannst nur in Quarantäne, wenn du nicht geimpft oder genesen bist. Aber einen Test brauchst du trotzdem. Elda, der Flug ist in zwei Stunden!!!“, herrschte er sie an. „Ja… schaffen wir schon.“, murmelte sie. Der Römer zog sich in flott an, stülpte eine Mütze über seine verwuschelten Haare und drängte zum Aufbruch. „Aber ich war noch gar nicht fertig im Bad. Nur die linke Seite meiner Haare ist gelockt. Wie sieht das denn aus? So kann ich nicht fliegen!“, wollte Elda insistieren. „Sag mal?!“, motzte der Römer. Er wechselte ins Albanische und sein Blick verfinsterte sich. Elda zog sich missmutig die stylischen Winterstiefeln in weinrot an, warf sich ihren Mantel über und klemmte sich die türkisfarbene Marken-Luxustasche unter den Arm. „Ciao zia! [Tschüss, Tante!]“, sprach sie und umarmte mich zum Abschied. „Ci vediamo… [Wir sehen uns] Vielleicht für ein Wochenende in Mailand?“ Ich nickte. Ja, vielleicht. 😉 Der Römer drängte zum Aufbruch. Ein Taxi wollte er nicht nehmen, denn er gab an, dass die S-Bahn genauso schnell wäre. Ich aktivierte meine flugbegleitenden Freunde. Der Andere stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Er informierte mich über die Teststation am Fernbahnhof in Frankfurt, sagte, ich solle unbedingt einen Termin vorab buchen, recherchierte nach Alternativflügen am selben Tag und zu Orten, die in der Nähe von Mailand liegen würden. Zu dritt (Der Andere, der Römer und ich) schafften wir es, dass Elda rechtzeitig einen Antigentest in der Hand hatte und pünktlich durch die Sicherheitskontrolle schritt. Am Ende schrieb sie ihrem Onkel vom Gate aus: „Grazie, zio. [Danke, Onkel] Normalerweise verpasse ich immer 80% meiner gebuchten Flüge, aber heute hat es nochmal geklappt. P.S.: Ich habe nochmals nachgelesen. Ich hätte gar keinen Test gebraucht, da meine Abwesenheit weniger als 48 Stunden betrug. Aber sicher ist sicher.“ Der Römer rief mich aufgebracht an. Die Nerven lagen blank – schließlich war er ungeduscht, ungestylt und ohne Espresso aus dem Haus. Ich hörte mir geduldig seinen Emotionsausbruch an. Als er daheim war, ließ ich einen Espresso aus der Maschine, die ofenfrischen Croissants lagen bereits auf dem Tisch und Signorino schmiss nur die Hälfte seines Schokokuchens auf den Boden. Die Welt hing wieder voller Geigen. So schön der Besuch war, ich bin froh, wieder in trauter Dreisamkeit daheim zu sein. Wir in Frankfurt sind eben für so viel Action nicht gemacht. Mag sein, dass das in Mailand anders ist. 😉

Il 7 [Der Siebte]

Es ist nicht einfach, zweisprachig aufzuwachsen. Und so kam es, dass Signorino nun denkt, dass die kleinen Schokolädchen aus dem Adventskalender „sette“ [sieben] heißen. Woran das lag? Am siebten Dezember ging der Römer am Adventskalender vorbei und seufzte wollig „Ah, è il sette. [Ah, es ist der siebte.]“ um dann das Türchen Nummer sieben zu öffnen und ein Minischokoladen-Ei herauszuziehen. Signorino, der hinter ihm stand, wollte nun auch ein „sette“ und wiederholte aufgeregt das Wort. Erst als er einen kleinen Schokostern bekam, verstummte er zufrieden. Seitdem müssen wir jeden Tag gemeinsam „sette“ öffnen. Auch der Hinweis, dass der Kalender Adventskalender heißt, schien ihn nicht davon abzubringen, ihn weiterhin „sette“ zu nennen.

*Werbung, unbezahlt und unbeauftragt

In diesem Sinne: Haben Sie ein entspanntes Restwochenende, ganz viel Schokolade aus „sette“ und bis zum nächsten Mal!

Freitagsrapport | KW49

Topus, Topoi und König Markus

Ich bin ein entscheidendes Stück weiter mit meiner wissenschaftlichen Arbeit. Ich analysiere momentan die Argumentationstopoi politischer Reden nach dem Sprachwissenschaftler Josef Klein (Klein 2019., S. 338). Tja, sehen Sie mal, an was ich mich alles versuche, nur um nicht das Thema wechseln – und damit verbunden, nochmals eine komplette Einleitung schreibe zu müssen. Not und Faulheit macht den angehenden Journalisten auch mal zum Linguisten. Und wenn Sie sich jetzt fragen, was komplexe Topoi sind, dann ist das eine gute und berechtigte Frage. Ob ich allerdings in der Lage bin, Ihnen Topoi so schmackhaft zu machen, dass Sie sich fortan bei jeder politischen Rede denken „Hach, das waren jetzt aber viele Konsequenzen-Topoi in König Markus‘ Regierungserklärung.„, mag ich zu bezweifeln. Aber ich versuche es dennoch:

Kurz gesagt sind diese Argumentationstopoi rhetorische Muster, die Sie in jeder politischen Rede finden. Da eine politische Rede, je nach Typus, auf Konsens der Bevölkerung treffen sollte, versuchen uns Politiker*innen mit rhetorischen Strategien von ihrer Idee zu überzeugen. Es gibt diverse Topoi, wobei ich an dieser Stelle den Konsequenzentopus und Daten- und Valutationstopus anführen möchte.

Ein Konsequenzentopus würde beispielsweise so aussehen: „Wenn sich nicht mehr Menschen impfen lassen, braucht Deutschland eine Impfpflicht.“ Diese „wenn…dann“-Sätze sind typische Konsequenzentopoi. Ein Datentopus wäre z.B. gegeben, wenn Politiker*innen aktuelle Robert-Koch-Institutszahlen von Erkrankten mit in die Rede einbauen. Da nicht jeder Mensch gleich ist, reagieren manche eben mehr auf den Konsequenzentopus, andere mehr auf den Datentopus und wieder andere auf ganz andere Topoi. Natürlich gibt es auch Bevölkerungsgruppen, die gar nicht auf Topoi reagieren. Sie gelten dann entweder als Topoi-genesen oder dauerhaft immun gegen Topoi. Ob dies dann Fluch oder Segen ist, entscheiden ganz alleine Sie und Ihre Weltanschauung.

König Markus vielleicht? 😉

Apropos Weltanschauung

Die liebe Jeanette hat einen ganz wunderbaren Artikel über Brücken geschrieben. Uneingeschränkt kann ich Ihnen diesen empfehlen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Dieses Wochenende steht wieder eine Reise für mich an. Mit der Bahn ins Alpenvorland, dort beherbergen mich netterweise Ova und ihre Familie, damit ich am nächsten Tag ein Mietauto übernehmen, einen engen Familienangehörigen einsammeln und mit ihm nach Frankfurt düsen kann. Dort feiern wir Signorinos zweiten Geburtstag. Durch meine Transferleistung habe ich keine Zeit, für das Kita-Geburtstagsfest zu backen. Ein Glück spielen mir die Corona-Restriktionen in die Hände: Man darf nur noch abgepacktes oder vom Bäcker gebackenes mitbringen. Hosanna! Und während der junge Mann in der Kita ist (ich nenne es liebevoll Arbeit, weil irgendwie ist es das ja auch), backe ich den Geburtstagskuchen für nachmittags. Natürlich könnte man diesen auch kaufen, aber ein selbstgebackener Kuchen ist mir ein dringendes Mutti-Bedürfnis. Am Dienstag bringt Turtle, die sich für die Autofahrt extra Kontaktlinsen anfertigen hat lassen, unseren Gast wieder nach Hause ins Voralpenland und verweilt noch ein paar Tage. Danach brauche ich etwas Erholung, um dann meine albanische Nichte in Frankfurt begrüßen zu dürfen. Sie kommt aus Mailand angereist und will ihren Cousin (1. Grades!) kennenlernen. Und danach habe ich zwei Wochen frei (die ich vermutlich auch brauche).

Mein Baby ist weicher als deins

Ob das wirklich so war, kann ich zwar nicht beweisen, aber Signorino war ein extrem weiches Baby. Woran das lag? An dem genialen Tipp der Hebamme, doch ein paar Tropfen Mandelöl ins Badewasser zu geben. Was soll ich sagen? Es war kein Eincremen nach dem Baden notwendig. Warum ich Ihnen das überhaupt erzähle? Weil ich mir diesen Trick zu Nutze gemacht habe im Winter. Seit diesem Jahr leide ich unter extrem trockener Winterhaut. Mangels Bodylotion versuchte ich es mit dem Hebammentrick und siehe da – kein Kratzen, kein Jucken, kein Schuppen. Ich habe babyweiche Haut. Auch wer lieber duscht, kann sich mit diesem Trick behelfen: Einfach nach dem Duschen, aber vorm Abtrocknen ein paar Tropfen Mandelöl verreiben und siehe da – trockene Haut hat keine Chance. Und keine Sorge: Das Handtuch trieft nicht vor Öl – Sie benutzen nur ein paar Tropfen, die schnell einziehen.

Mandelöl, bevor Sie lange suchen ( so wie ich), finden Sie in der Baby-Abteilung Ihres Drogeriemarktes bei den Cremes und Badesachen.

In diesem Sinne: Kopf hoch – auch wenn der Hals dreckig ist! Starten Sie gut ins Wochenende und denken Sie immer an die Worte von Nina Ruge: „Alles wird gut.“

Literaturquelle: Klein, J. (2019): Redegattungen/Textsorten der politischen Rhetorik und ihre Charakteristika. Ein Überblick. In: Burkhardt, A. (Hrsg.): Handbuch Politische Rhetorik. De Gruyter, Berlin/Boston, S. 338.

Freitagsrapport | KW 48

Kalt(-wasser)

Wir sind krank. Bis jetzt ist es nicht so schlimm wie die letzten Male – nur Schnupfen, Kopf, ein bisschen Hals. Außerdem sind die Heizung und das Warmwasser gestern Abend ausgefallen. Anscheinend muss das so sein und geht Hand in Hand mit unserem Krankenstand. Wenn Sie sich an die letzten Male erinnern.

Zu unserer großen Überraschung verkündete der Römer bereits am heutigen Morgen um 08:00 Uhr, dass die Heizung wieder gehen würde. Natürlich kontrollierte ich nochmals nach. Nicht, dass der Gatte am Ende Fieber hatte und bereits halluzinierte. Doch es war wahr. Nur ein kleiner Ausfall der Zentralheizung, was mir die Fahrt zum Baumarkt ersparte. Schließlich hätte mich die Aussicht auf eine eiskalte Wohnung zu dieser Fahrt gezwungen. Draußen hat es zwischen 0 und 4 Grad. Angenehm ist das wahrlich nicht. Immerhin Mann und Kind hätten sich in Arbeit und Kita aufwärmen können, aber da ich diese Woche bereits gearbeitet habe, hätte ich mich nur ins nahegelegenen Café begeben können. Und das macht erst um 10 Uhr auf. Glück im Unglück!

Aber wenn der Winter so weiter geht, werde ich den Blog von “Zwischen Tiber und Taunus” in “Zwischen Jammern und krank sein” umbenennen müssen, denn etwas anderes, so scheint mir, bekommt man momentan nicht von uns mit.

Sie sehen, die Heizung zeigt Stufe 5 ein. Was Sie nicht wissen: Die Heizung ist eiskalt.

Studium

Bis Ende November wollte ich eine komplett fertige, wissenschaftliche Arbeit abgeben. Da die Themenfindung sich anspruchsvoller als gedacht herausstellt und ich immer dann im „Flow“ bin, wenn das Kind wieder von der Kita abgeholt werden möchte, gestaltet sich die Fertigstellung schwierig. Meine ehemalige Deadline war für Ende November gesetzt. Ein Blick auf den Kalender hat es Ihnen sicher verraten: Ich konnte sie nicht einhalten. Meine neue Deadline lautet auf den 23.12.2021. Ich hoffe, das klappt. Momentan bewege ich mich in Zeitlupe vor, nehme zwei Schritte nach vorne und drei zurück. Es ist zum Mäusemelken!

Arbeit

Mein Arbeitgeber, also der zweite, denn beim ersten bin ich bis Dezember 2022 in Elternzeit, fragte an, ob ich mehr arbeiten möchte. Nach kurzer Überlegung und Absprache mit dem Römer, entschied ich mich für „Ja, ich will.“. Man verhandelt nur noch das Monetäre. Das zieht sich etwas, denn ich bin preiswert und somit meinen Preis wert. 😉 Wenn alles unter Dach und Fach ist, arbeite ich doppelt so viel wie vorher. Das muss ich nur noch meinem ersten Arbeitgeber mitteilen, aber ich vermute, er hat nichts dagegen, denn während der Elternzeit kann er mir aufgrund der schlechten, wirtschaftlichen Lage keine Beschäftigung anbieten.

Quasselstrippe

Das Kind redet. Keine Sätze, aber Worte. Er benennt Sachen korrekt und kann in Büchern den fehlenden Text ergänzen. Außerdem liebt er es, neue Wörter zu wiederholen und lacht sich dabei scheckig. „Dreckig“ ist momentan eines seiner liebsten Worte. „Nass“ ist er auch, wenn er wieder mit Wasser spielt. Außerdem liebt er „sa-sa-su“, also sali su, was „steig hinauf“ bedeutet. Ab und an antwortet er mir mit „Si, si.“ und erinnert mich dabei stark an seinen Vater. Auch wenn die Primärsprache des Kindes Deutsch ist, so ist es umso lustiger wie er Italienisch spricht. Da wir italienische Literatur haben, die oft von Papa, als auch von Mama (mit starkem, deutschen Akzent) vorgelesen werden muss, werden auch Wörter wie tigre [Tiger], ciao ciao [Tschüss!], mami [ital. mani; dt. Hände] und plato [= ital. prato; dt. Wiese] gerne und oft gesagt. Signorino ist ein witziger, aufgeweckter Kerl, der uns viel Freude macht und manchmal in den Wahnsinn treibt. Gestern waren wir das erste Mal bei der Zahnärztin mit ihm, und sehr zu meinem Erstaunen dachte ich mir, dass wir schon viel früher herkommen hätten sollen. Alle meine Bedenken wurden aus dem Weg geräumt und meine Fragen detailliert beantwortet. Eine absolut empfehlenswerte Zahnarztpraxis mit einem tollen Team. Sollten Sie also eine Kinderzahnärztin in Frankfurt suchen, gebe ich Ihnen gerne die Adresse weiter. 😉

Italienische Bücher: Tigre ist im Italienischen übrigens weiblich und heißt „La tigre – die Tiger“.

In diesem Sinne: Starten Sie gut ins Wochenende, futtern oder backen Sie Plätzchen und denken Sie immer daran: Letztendlich haben wir’s echt gut. Wir sind nur an unseren Wohlstand und die Sozialleistungen gewohnt, da wir es nicht anders kennen. Aber was wir als selbstverständlich betrachten, ist der Traum eines anderen.

Freitagsrapport | KW 46

Endlich wieder!

Ich weiß nicht, ob er Ihnen abgegangen ist, aber egal, ob Ihre Antwort „Ja“ oder „Nein“ gelautet hat, hier ist er wieder: Der Farniente’sche Freitagsrapport!

Glückwünsche zur Geburt von Dr. Markus Söder

Momentan sitze ich an einem Uni-Modell, dass sich mit dem wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Die absolute Notwendigkeit erkenne ich dabei, aber besonders viel Spaß macht es mir nicht. Es ist mühsam zu lernen wie man richtig zitiert, wie man richtig recherchiert und besonders, welches fiktive Thema ich für eine Bachelorarbeit in meinem Bereich Journalismus wählen würde. Einzig eine Fallanalyse der politischen Krisenkommunikation des bayerischen Ministerpräsidenten kam mir in den Sinn. Dabei ist meine persönliche Motivation, dass ich seine Wortwahl fürchterlich finde. Da ich meine Forschungsmethodik angeben soll, machte ich mich daran, all seine Pressekonferenzen zur Corona Pandemie und Regierungserklärungen zur Pandemielage auszuzählen. 38 Stück (Stand: 13.11.2021) sind es seit der ersten Pressekonferenz 2020. 38 Mal König Markus und seine Schergen, die sagen, dass es ernst, sehr ernst, ist. Aber wissen Sie, welches Zitat mir am besten aus seiner ersten Pressekonferenz am 16.03.2020 gefallen hat? „Generell gilt, kann man nochmal sagen, Freizeit: Nichts mehr! Das ist der Bereich, der nicht unmittelbar notwendig ist.“ (Söder 2020, 42:39) Natürlich dürfen Sie nicht vergessen, dass dieser Satz aus dem Kontext geschnitten wurde. Die Frage eines Journalisten war, wie kleine Geschäfte wissen können, ob sie nun schließen müssen oder nicht. Darauf erklärte er, dass Geschäfte des täglichen Bedarfs offen bleiben, aber Geschäfte, die der Freizeit dienen, schließen müssen. Wenn Sie so wollen – und hier lehne ich mich weit aus dem Fenster – könnte man den Söder’schen Satz in eine schöne Glückwunschkarte zur Geburt an frisch gebackene Eltern verschenken. 😉

Vielleicht ein Motiv für die Babykarte? Wohl eher nicht – aber ein Symbolbild, was die werdenden Eltern erwartet.

Papa und Kind Wochenende

Ein Wochenende war es nicht ganz. Vielmehr waren es etwas mehr als 24 Stunden, die ich im Münchner Umland verbrachte. Schön war das – und angenehm, so ganz ohne Kind und Mann. Stellen Sie sich vor: Ich saß einfach so im Zug. Ganz ruhig. Und hörte Musik, während ich die neu gewonnene Freizeit nutzte, um mich für die Uni zu engagieren. Keiner schrie, keiner brüllte, keiner lief wie irre durch die Gänge oder musste bespaßt werden. Ich konnte mich sogar über die Frau hinter mir aufregen, die im Ruheabteil 10 Minuten telefonierte. Mit Signorino hätte ich davon nie etwas mitbekommen. Aber wir wären vermutlich auch nicht im Ruheabteil gelandet. 😉 Daheim lief es gut, teilte mir der Römer mit. Wir telefonierten zwei Mal. Ein wenig gingen sie mir ab, die beiden Farnientes. Aber um ehrlich zu sein, genoss ich viel mehr die Ruhe, die sich mir nach Monaten bot. Als ich um 23:55 Uhr am Samstagabend in Frankfurt ankam, waren die beiden Männer im Bett. Am nächsten Morgen gestand mir der Römer, dass es schrecklich war. Alle 10 Minuten schrie das Kind, war traurig, wollte nicht so viel spielen, usw.. Ich fand, es war eine gute Übung, denn schließlich ist eine gewisse Selbstverständlichkeit eingekehrt, dass Mama alles macht. Mama ist omnipräsent, hat keinerlei Sozialkontakte mehr, plant ihre Arbeit so, dass Papa ungestört Vollzeit arbeiten kann, ohne dass er Kompromisse machen muss, usw.. Aber dazu gehören immer zwei: Eine, die es mit sich machen lässt und oft keine Kraft mehr für Diskussionen hat und einer, der die Situation als Gottgegeben ansieht. Doch piano, piano ziehen hier andere Seiten auf.

In diesem Sinne: Haben Sie’s fein und genießen Sie das Wochenende!

Freitagsrapport | KW34

Eine Pause

… möchte ich ungerne ausrufen, weil Sie vermutlich wissen wie das ist: Just in dem Moment, wo man mit ergreifender Musik und dramatischen Lichteffekten die Blog-Pause ankündigt, ist die Freizeit wieder im Übermaß verfügbar.

Damit Sie wissen, mit was ich mich momentan befasse: Umzug – Arbeit – Familie – Studium. Genau in dieser Reihenfolge.

Selbst zum Weltretten habe ich momentan keine Zeit.

Starten Sie gut ins Wochenende und, falls es bei Ihnen (dauer-)regnet, dann denken Sie immer an den Spruch einer Münchner Radiomoderatorin: „Das ist nur flüssiger Sonnenschein.“

Freitagsrapport | KW32

Trennung auf Zeit

Zugegeben, besonders begeistert war ich nicht von der Idee, dass sich der römische Gatte ein entspanntes Wochenende in Tirana macht. Das mag daran liegen, dass ich seine letzte Abwesenheit in bitterer Erinnerung habe. So war ich im Februar 2020 mit einem wenige Wochen alten Signorino daheim. An einem Freitag Nachmittag teilte mir die Hebamme mit, dass Signorino nur 40 Gramm in sieben Tagen zugenommen hatte und das mehr als alarmierend wäre. Deswegen muss ich mir absolute Sorgen machen! Alle Register müssten gezogen werden. Unbedingt musste ich jetzt anfangen Muttermilch abzupumpen. Am besten heute noch. Ihr ist bewusst, dass Freitagnachmittag ist, aber ich muss eine elektrische Milchpumpe auftreiben, koste es was es wolle. Wenn ich nett in der Apotheke fragen würde, würde man mich sicher das Rezept vom Frauenarzt nachreichen lassen. Daraufhin waren wir im nieselregnerischen Frankfurt und klapperten 4(!) Apotheken ab. Die Hälfte verlieh keine Milchpumpe, die andere bestand darauf, dass ich ein Rezept brauche, ansonsten würde an mich keine Milchpumpe verliehen werden. Wir gingen nach Hause und ich fühlte mich hundeelend. Irgendeine Milchpumpe bestellte ich im Internet, die am darauffolgenden Tag geliefert werden würde. Ich muss den Müttern unter Ihnen nicht sagen, dass ein 35 Euro Modell eine reine Tortur ist. Am Abend erreichte uns der Anruf der römischen Familie: Der römische Vater habe einen Herzinfarkt erlitten und werde gerade operiert. Der Römer hatte keine andere Wahl als am nächsten Morgen nach Tirana zu fliegen. Ich war mit Signorino alleine, der zudem gut und gerne vier bis 6 Stunden am Stück durchschrie. Die römische Abwesenheit verbrachte ich damit, mir Vorwürfe zu machen, warum ich nicht in der Lage bin, mein Kind zu stillen, warum es stundenlang durchschrie und warum ich keine Möglichkeit fand, dass er mit dem Schreien aufhört. Mein Milchfluss versiegte vollends und ich war gezwungen, ihm Pulvermilch zu füttern. Bei jeder Flasche (und das sind bei frisch geschlüpften Babys einige) heulte ich mir die Augen aus. Kurzum: Es war schrecklich und ich hatte als Neu-Mutter überhaupt kein Standing, der Hebamme etwas entgegen zu setzen. Vermutlich begründete sich in dieser Szenerie meine Angst, wieder mit Signorino ganz alleine daheim zu sein, während der Römer weit weg in Tirana ist.

Was soll ich sagen? Gestillt wird Signorino schon lange nicht mehr und aus dem Säuglingsalter ist er auch raus. Das Wochenende ist unglaublich entspannt gewesen und ich habe tatsächlich viel Zeit für mich gehabt. Abends guckte ich schnulzige Serien (Emily in Paris ;-)), aß Gummibärchen und Eis und ließ es mir richtig gut gehen. Die Wohnung war ohne den Römer deutlich aufgeräumter (und ich dachte, Signorino wäre für das Chaos verantwortlich) und ich musste nicht noch eben schnell etwas organisieren, das dem Römer siedendheiß und ganz urplötzlich einfiel. Natürlich freute ich mich sehr, als der Gatte wieder zurückkehrte, aber diese räumliche Trennung tat mir wirklich gut. Signorino fragte ab und an nach Papa, aber im Großen und Ganzen war auch er sehr entspannt, was daran liegen mag, dass es am vergangenen Freitagabend Pizza und Schokopudding als Wohlfühlmenü gab. Wenn der Gatte schon nicht daheim ist, dann dürfen es sich die Daheimgebliebenen auch richtig nett gestalten. Und mein Trauma, alleine mit Signorino zu sein, habe ich damit auch überwunden. Ab und an ein Wochenende ohne Papa? Bitte gerne. 😉

Das Fundstück der Woche

Dieser Artikel ist keine leichte Kost, aber eine, die mit viel Herzblut und Mitgefühl geschrieben wurde. In diesem absolut lesenswerten Werk schreibt Tom über die Toten von Srebrenica. Mit seiner feinsinnigen Beobachtungsgabe und seinem ausgeprägten, journalistischen Talent fängt er die Szenerie in Srebrenica so ein, als würde man sich dort mit ihm im Jahr 2008 befinden und neben ihm hertrotten. Er nimmt uns mit in die grausame Vergangenheit Bosniens, beschreibt die bittere Lage in den 90er Jahren und gibt den Opfern dieses humanitären Verbrechens besonders eines zurück: Ihre Würde. Jedes Wort, jeder Satz, ist so ausgefeilt und ehrlich, dass es genau dort trifft, wo es noch lange nachhallt: Mitten im Herzen!

Am Ende schreibt er: „Ich habe mich lange davor gedrückt diesen Beitrag zu schreiben. Heute habe ich es getan.“

Danke, Tom, dass du diesen Artikel geschrieben hast. Diese und weiter Artikel finden Sie auf seinem absolut empfehlenswerten Blog www.coffeenewstom.de

Darf ich das Bild „Mona Lisa“ in meinem Blog abbilden?

Gute Frage, oder? Vermutlich haben Sie sich diese Frage noch nie gestellt, weil Sie entweder nicht bloggen oder aber nicht über Kunst (und im Speziellen nicht über die Werke Leonardo Da Vincis) schreiben. Dennoch, im Rahmen meines neuen Moduls der Universität, beschäftige ich mich mit dem Thema Urheberrecht am Bild (im wissenschaftlichen Kontext). Ich gehe davon aus, dass mittlerweile jede textschaffende Person, wie z.B. Blogger, etwas zum Thema Urheberrecht und Recht am eigenen Bild gehört hat. Die meisten Blog-Nachbar*innen halten es wie ich und bedienen sich Bilder, deren Urheber*in sie selbst sind. Andere bedienen sich gemeinfreier, also lizenzfreier, Bilder. Somit sind Sie auf der sicheren Seite. Doch was tun, wenn es unbedingt die Mona Lisa sein muss, die Ihren Artikel schmücken soll? Rollen wir den Fall von vorne auf:

Grundsätzlich sind alle Bilder, Fotografien und Screenshots urheberrechtlich geschützt. Da das Bild von Da Vinci eine weibliche Person abbildet, fällt es damit unter das Urheberrecht. Hinzu kommt, dass der Urheber zwar Herr Da Vinci ist, nicht aber er selbst gezeigt wird, sondern eben Frau Mona Lisa. Somit greift hier das Recht am eigenen Bild der Dame. Es bedarf damit einer Einwilligung ihrerseits, die detaillierte Informationen zu den verwendeten Daten, dem Zweck der Datenverwendung, die Speicherdauer und ob eine Weitergabe an Dritte geplant ist, enthält.

Vorläufiger Status zu unserer Frage: Es bedarf einer Einwilligung von Herrn Da Vinci und Frau Mona Lisa.

Aber Moment, es gibt noch eine andere Möglichkeit: Das Bildzitat.

Kurz gesagt ist das Bildzitat eine gesetzliche Erlaubnis zur Einbindung von Bildern, ohne den Urheber explizit um Erlaubnis zu Fragen. Das geschieht jedoch unter strengen Auflagen. Das Bildzitat wird in wissenschaftlichen Arbeiten (= Wissenschaftliches Großzitat, § 51 Satz 2 Nr. 1 UrhG) verwendet, jedoch dürfen es auch Blogger verwenden (=großes Kleinzitat; § 51 Satz 2 Nr. 2 UrhG). Es gilt, dass ein innerer Bezug zwischen Text und Bild bestehen muss.

Kontrollfragen dazu könnten sein:

1. Ist genau dieses Bild notwendig?

2. Wenn das Bild nicht da wäre, bliebe die These/die Kernaussage meines Artikels dennoch bestehen?

3. Ist auf dem Bild eine Marke (Logo) abgebildet und wenn ja, ist die Abbildung der Marke nur „ein unwesentliches Beiwerk“?

Doch zurück zu unserem Beispiel: Die Abbildung der Mona Lisa auf meinem Blog. Würde ich einen Artikel über das geheimnisvolle Lächeln einer Frau schreiben und zur Illustration das Bild der Mona Lisa nehmen, müsste ich Herrn Da Vinci und Frau Mona Lisa um Einverständnis bitten. Es bestünde bei dieser Absicht kein Grund, genau dieses Bild für meinen Artikel zu benutzen. Würde ich aber über die Geheimnisse der Mona Lisa schreiben, dann wäre ein innerer Bezug gegeben und ich hätte allen Grund, dieses Bild einzufügen. Denn Monets Seerosenbilder würden mich hier nicht weiterbringen.

Ein Ass im Ärmel habe ich aber noch in dieser komplizierten Frage und dieses lautet: Wie soll ich jemanden um Erlaubnis fragen, der seit 500 Jahren tot ist?

Und hier kommen wir zur Beantwortung unserer Frage: Das Urheberrecht erlischt 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers (§ 64 UrhG). Fristbeginn ist der Ablauf des Kalenderjahres, in dem der Urheber gestorben ist. Leonardo Da Vinci ist am 02. Mai 1519 gestorben, somit beginnt die Frist zum Jahr 1520. Seit dem Jahr 1590 haben wir somit Narrenfreiheit.

Wie Sie wissen, bin ich keine Juristin (und habe es auch nicht vor, eine zu werden), somit übernehme ich für meine Einführung in das Urheberrecht keinerlei Haftung und Gewähr. An einigen Stellen habe ich die Gesetzeslage und die dazugehörigen Informationen gekürzt, vereinfacht oder ganz weggelassen. Gerne können Sie sich auf der Seite der Universität Bremen* oder auch bei der Anwaltskanzlei Dr. Schwenke* weitergehend informieren.

Noch eine Sache möchte ich als Nachwort dazu schreiben, da ich immer wieder auf befreundeten Blogs sehe wie Artikel ohne vorherige Rückfrage des Autors rebloggt werden: Es gehört nicht nur zum guten Ton, sondern zu den Grundmanifesten des Urheberrechts, nur dann Artikel seiner Mitblogger zu rebloggen, wenn das Einverständnis des Urhebers vorliegt. Machen Sie sich immer bewusst, dass die Artikel geistiges Eigentum sind und auch wenn die Beiträge (oft) keine wissenschaftliche Arbeit darstellen, so kann man sicher verstehen, dass der Urheber das Recht hat zu wissen, wo und in welcher Form sein geistiges Eigentum auftaucht. Ich persönlich bin ein großer Freund des Verlinkens. So weise ich auf einen interessanten Artikel hin und die interessierten Besucher werden direkt auf den Ursprungsblog geleitet – ohne, dass dabei Urheberrechtsverletzungen stattfanden. Als privater Nutzer kann eine Verlinkung (normalerweise) keine Urheberrechtsverletzung darstellen. Weitere Infos dazu finden Sie auf dieser Internetseite.

*Werbung, unbeauftragt und unbezahlt

In diesem Sinne: Starten Sie gut ins Wochenende, verbringen Sie Ihre Zeit an Monets Seerosenteich und genießen Sie das Leben. Sie haben (vermutlich) nur das eine. 😉

Der Freitagsrapport | KW31

Schockierend

Haben Sie jemals von der Tuskegee-Studie gehört? Ich muss zugeben, ich las diese Woche das erste Mal davon. Am Abend fragte ich den Römer, den ich als durchaus gebildet und informiert bezeichnen würde, ob er jemals davon gehört hatte und als er verneinte, erklärte ich ihm, um was es dabei genau ging. Auch er war äußerst schockiert, dass diese vor Rassismus triefende Studie an einer bestimmten PoC-Bevölkerungsgruppe von höchster, amerikanischer Stelle bis 1972 durchgeführt wurde.

Wen es interessiert wie ein Teil der armen, afroamerikanischen Landarbeiter „im Dienste der Wissenschaft“ hinters Licht geführt wurde und schlussendlich – im guten Glauben an eine Heilung – starb, der findet die Geschichte beispielsweise in diesem Artikel des Spiegels*. In diesem Bericht der Süddeutschen Zeitung* aus dem Jahr 2010 werden die weitreichenden Folgen, die auch im Hier und Jetzt spürbar sind, beschrieben.

*Werbung, unbezahlt und unbeauftragt

ZweiPunktNull

Diese Woche erreichte mich eine Email der Universität, die besagte, dass meine Note für die erste Klausur eingetragen wurde. Vermutlich ahnen Sie, dass ich bis zum Erhalt dieser Email jeden Tag ungeduldig in das Notensystem meiner Universität blickte, um mich zu vergewissern, dass der Bearbeitungsstatus immer noch „in Bearbeitung“ anzeigte. Nach der Email, loggte ich mich aufgeregt in das universitätsinterne System ein und klickte auf die Notenübersicht. Ich war mir zwar sicher, dass ich bestanden hatte. Vermutlich aber nur mit Ach und Krach. „Oh.“, sagte ich als ich das Ergebnis erblickte. „Wie ist das denn passiert?„, fragte ich den Römer zweifelnd und zeigte auf die Note. „2.0 non è male, vero? [2,0 ist nicht schlecht, oder?]“, wollte der Römer von mir wissen, da er mit dem deutschen Notensystem immer noch nichts anfangen kann. „Das ist gut. Fantastisch. Wow! Und das habe ich in vier Wochen trotz Kind und Kegel geschafft? 85,55% von 100%. Cool!„, antwortete ich dem Römer, der sich mit mir freute. Ja, ohne den Römer und seine tatkräftige Vater-Sohn-Brunch-Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Und das Ergebnis ist genau die Motivation, die ich brauche, um nächste Woche im neuen Modul richtig durchzustarten.

Gut, das bin ich nicht ich, sondern der Römer beim damaligen Deutsch lernen. Aber irgendwie fand ich das Bild passend.

Dann flieg‘ halt nach Tirana

Nein, das habe ich natürlich nicht gesagt. Aber dennoch fliegt der Römer heute Abend ins gelobte Land. Alleine, versteht sich. Einerseits, weil er mir lang und breit erklärte, dass er mit uns (gemeint sind Signorino und ich) überhaupt keine qualitativ hochwertigen Gespräche mit seinen Eltern führen könne. Wenn Sie sich an den einen oder anderen Teil der Albanienchroniken erinnern, werden Sie vermutlich die Stirn runzeln, aber Wahrnehmung ist eben variabel und hängt vom Betrachter ab. Außerdem sei ihm die Verweildauer der einzelnen Familienbesuche deutlich zu kurz. Ständig wollen wir weiter. Deswegen sei die einzig sinnvolle Variante, dass er alleine fliegt. Aber unter uns, liebe Leser: Unzufrieden bin ich mit der Situation definitiv nicht. Am Freitagabend mit einem völlig überbuchten Flug mit Kleinkind irgendwann kurz vor Mitternacht im sommerlich heißen Tirana zu landen, von Ibrahim abgeholt zu werden, den Samstag mit lauter Familienbesuche zu überstehen und am Sonntag Mittag wieder heimzufliegen… Ich kann mir schöneres vorstellen. Beispielsweise mit Signorino im angenehm temperierten Frankfurt zu sitzen und auf Spielplätze zu gehen.

Neue Email-Adresse

Nicht wundern, es gibt eine neue Email-Adresse zu diesem Blog. Diese lautet: zwischentiberundtaunus@gmail.com. Ich dachte, ich schreibe es mal darnieder, dass auch Sie Bescheid wissen.

In diesem Sinne: Starten Sie gut ins Wochenende, genießen Sie dieses erste Augustwochenende und halten Sie die Ohren steif!

Der Freitagsrapport | KW 29

Nie darf ich was mit Freunden machen!

Nein, er dürfe abends nie ausgehen und generell, nie würde er seine eh schon wenigen Freunde zu sehen bekommen. Was sich anhört wie ein nöliger Teenager, war in Wirklichkeit der offensichtlich benachteiligte Römer. Dann sprach er sein Hauptargument aus: „Und überhaupt, das letzte Mal war ich im Oktober 2020 beim Essen mit Freunden.“ Ich kannte die Corona-Amnesie bereits von anderen Personengruppen in meinem Umfeld und erinnerte den Gatten höflich daran, dass das kein Wunder sei, schließlich war jegliche Art der Gastronomie in den Wintermonaten bis zum Sommer geschlossen. Er war derjenige, der im März fröstelnd herausposaunte, dass er sich mit niemanden mehr außerhalb der warmen Wohnung treffen wollen würde, denn es wäre alles nur zum Mitnehmen und diese Art des Treffens würde nun mal gegen seine südländische Natur gehen. Doch ein Happy End fand sich noch für den armen Römer: Er nutzte die Innengastronomie und traf sich mit zwei Freunden, während ich das Kind eine halbe Stunde eher ins Bett schickte und mich entspannte. Win win auf allen Seiten.

Mezze gab es beim Römer zwar nicht, sondern er war in einer französischen Käse-Bar (was es nicht alles gibt!?). Immerhin hat er seine Freunde gesehen.

Dieser Weg wird kein leichter sein…

dachte ich mir diese Woche, als ich den Römer dazu nötigte mit mir die beiden Bücherschränke im Wohnzimmer auszusortieren. Relativ einfach konnte ich mich von etlichen Büchern trennen. Das lag unter anderem daran, dass ich dazu überging, mir den Namen und eine Kurzzusammenfassung des Inhalts der Bücher zu notieren und auf einer Liste abzuspeichern. Natürlich durfte der Großteil der Bücher bleiben, aber ein Drittel habe ich stolz (und etwas wehmütig) aussortiert und verkauft. Der Römer hatte den gleichen Auftrag. Der Verkauf von italienischen Büchern stellt sich zwar generell als schwierig heraus, doch bis zum Verkauf kam er gar nicht. Jegliche Bücher waren ihm von Nutzen. Meist fingen seine Sätze mit „Aber wenn ich dann mein Doktorat mache, dann werde ich das sicher brauchen, weil…“ an. Dieses Doktorat, das er gerne machen würde, scheint mir bei der Anzahl der dafür benötigten Bücher dermaßen komplex und interdisziplinär zu sein, dass es vermutlich einige Jahrzehnte benötigt, um erfolgreich umgesetzt zu werden. Das Ende vom Lied war, dass der Römer schnell bei der Hand war, MEINE Bücher auszusortieren, solange seine davon unberührt blieben. Somit ist der vorläufige Verkaufsstand des Bücherregals: 30% meiner Bücher und etwa 1% der Bücher des Römers, wobei das eine Prozent aus vier Deutschgrammatik Büchern, Stufe B2 – C1, besteht. Wenn wir so weitermachen, passt mein Hab und Gut in zwei Umzugskartons. Die Umzugskisten des Römers werden jedoch das gesamte Wohnzimmer ausfüllen. Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass jeder seine eigenen Kisten transportieren muss?

Wie sich mein Leben momentan anfühlt

Umzug, neuer Job, Studium und natürlich Kind und Mann. Alle zerren an einem wie diese Hunde an ihrem Herrchen. Doch beschweren möchte ich mich absolut nicht. So viel wie in diesem Jahr schaffte ich in den letzten fünf Jahren nicht.

Die Empfehlung der Woche

Ich hörte gestern einen Podcast der Zeit-Serie „Verbrechen“. Dort stellen Sabine Rückert und Andreas Sentker jede Woche einen anderen Kriminalfall vor und beleuchten ihn von allen Seiten. Gestern stolperte ich über die Folge „Der Fluch des letzten Willens“. Es geht um eine ältere Dame, deren Mutter vor Jahrzehnten an Demenz erkrankte. Sie fand diesen Zustand der Mutter und die „Aufbewahrung“ im Heim (wir stellen uns ein Pflegeheim in den 80er Jahren vor) so bedrückend und niederschmetternd, dass sie verfügte, sollte sie jemals an Demenz erkranken, man möge ihr bitte Sterbehilfe leisten. Dann erkrankte sie tatsächlich. Und sie wurde getötet – obwohl sie ihre Meinung inzwischen geändert hatte.

Was mich an dieser Podcast Folge so nachdenklich stimmte, ist, dass wir Menschen unser Sein über unseren Intellekt definieren. Die Dame verfügte, dass sie im dementen Zustand nicht mehr leben wolle, da dieser Zustand ihr nicht mehr lebenswert erschien. Gleichwohl war sie aber im stark dementen Zustand nicht unzufrieden mit ihrem Status. Und sie war immer noch ein Mensch mit Gefühlen. Obgleich sie vermutlich nichts mehr mit einer Tageszeitung anfangen konnte, so empfand sie dennoch Freude an einer warme Tasse Kakao. Allein der Anspruch verschob sich. Man muss allerdings dazu sagen, dass sie den Zeitpunkt überschritten hatte, in dem sie sich bewusst war, in welchem Zustand sie sich befand.

Diese Folge sei all jenen empfohlen, die sich aus dem Schwarz-Weiß-Denken der Demenz lösen möchten und bereit sind, sich auf einen anderen Blickwinkel einzulassen. [Hier geht’s zum Podcast]

In eigener Sache

Diese Woche veröffentlichte ich einen passwortgeschützten Artikel. „Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?“, schrieb mir Lore einmal dazu. Recht hat sie natürlich! Liebe Leser, haben Sie keine Scheu nach dem Passwort zu fragen. Manche Themen veröffentliche ich lieber unter einem Passwort, da man nie weiß, wer über den eigenen Blog stolpert und ich ungern durch mein heiß geliebtes Hobby einschneidende Nachteile davon tragen möchte. Eine Email an info@zwischentiberundtaunus.com reicht vollkommen aus.

Ein passwortgeschützter Artikel – bildlich dargestellt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende, starten Sie gut in diese letzte Juli-Woche 2021 und bleiben Sie gesund und munter.

Der Freitagsrapport | KW 27 + 28

Alles auf „hold“

Heute ist der erste „freie“ Tag seit zwei Wochen. Wobei frei bedeutet, dass der Tag frei von Vormittags-Terminen ist. Zwei Jahre passiert nichts und dann passiert alles in einem Monat. Und wie das dann oft so ist: Rumort es im Hier und Jetzt, ebbt der virtuelle Austausch ab. Das wiederum finde ich überaus schade, las und lese ich doch Ihre Blogs unglaublich gerne. Aber irgendwann wird hier wieder mehr Ruhe einkehren und ich kann mich meinem liebsten Hobby widmen: dem Bloggen!

Eine Reise, die ist lustig. Eine Reise, die ist schön.

Der Aufenthalt im Münchner Umland (per se) war das auch. Die Autofahrt war hingegen eine vollkommene Katastrophe. Völlig übermüdet sind wir um 17:30 Uhr in Frankfurt losgefahren. Ich wollte die Reise deutlich früher antreten, aber der Römer, der um 16 Uhr von der Arbeit heimkehrte, fand meinen Vorschlag, ihm unterwegs etwas zu essen zu kaufen, skandalös. Nein, so könne er niemals in Ruhe essen als Beifahrer. Ich verdrehte die Augen und beschloss, nichts dazu zu sagen, auch wenn ich ihm am liebsten seinen spuntino [Imbiss] um die Ohren gehauen hätte. Prompt standen wir dann natürlich bis hinter Aschaffenburg im Stau. Der Gatte bestand darauf, dass er vorne mitfahren wolle und vorerst nicht bei Signorino sitzen würde. Sie ahnen es: ein 1,5jähriger fand diesen Vorschlag zum Brüllen. Wortwörtlich.

Kilometer um Kilometer quälten wir uns voran. Hinter Würzburg war meine Blase bis auf den letzten Millimeter gefüllt und ich fuhr raus. Das Kind schlief (endlich) seit fünf Minuten und wachte dann auf, als ich den Motor abstellte. Schnell huschte ich zum Rasthof und durfte feststellen, dass in Bayern FFP2 Maskenpflicht herrscht. Ich tippelte also wieder zurück, nahm mit verkniffenen Blick die gewünschte Maske in Empfang und schwebte vorsichtig wieder zu den Sanitäranlagen in der Raststätte – mit FFP2 Maske. Deutlich erleichtert fuhren wir weiter.

Gegen 23 Uhr waren wir im Münchner Osten und hatten Hunger. Der Römer, der weder fahren darf, noch kann, ist zudem auch noch ein miserabler Landkarten-App-Deuter. Er leitete mich zur Münchner Messe, anstatt mir zu beschreiben, wo der Kirchheimer Fastfood Riese war. Hungrig, müde und gereizt von der Fahrt, wurde ich sehr ausfallend, als ich mir nach drei Hinweisen meinerseits, dass mir dieser Streckenabschnitt seltsam vorkommt, schlussendlich sicher war, dass das nicht Kirchheim, sondern das weitläufige Messegelände München Riem war. Das italienische Navi sprach währenddessen ständig von einer rotonda, einem Kreisverkehr, den es dort vermutlich gab, als dieser Stadtteil noch einen Flughafen sein Eigen nannte. Ich war so sauer, dass ich dem Römer sagte, ich wisse schon selber, wie ich nach Kirchheim kommen würde. Das wusste ich dann auch und parkte vor dem goldenen M. Ich sprang rein, bestellte uns etwas zu essen und huschte vollbepackt wieder raus.

Um 23:30 Uhr waren wir schlussendlich mit einem völlig übermüdeten und schreienden Kleinkind am Zielort. Nie wieder!

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Die Rückfahrt sollte sich nicht nur weitaus länger ziehen (sieben Stunden von München nach Frankfurt), sondern auch noch um einiges anstrengender werden. Anscheinend hatte ich auch nichts aus der Hinfahrt gelernt, denn der Römer war wieder der Navigator und führte uns nach Stuttgart. Bei Pforzheim hatte sich das bis dahin sehr brave Kind eingebrüllt. Der Römer wurde hektisch, wie er es immer wird, wenn das Kind brüllt und ich schrie nach hinten, dass er bitte irgendetwas machen solle, damit Signorino sich beruhigen würde. „Du fahr einfach!“, war seine trotzige Antwort darauf. Ich sah rot und fuhr an der nächsten Raststätte raus. Dort stellte ich das Auto ab und motzte ein „Fahr doch du, wenn es so einfach ist.“ in die hintere Fahrgastzelle. Signorino hatte mittlerweile aufgehört zu schreien. Ich schnappte mir meinen Geldbeutel und stiefelte in die Raststätte. Dort gönnte ich mir alleine einen Kaffee und 15 Minuten Ruhe auf der Außenterrasse. Als ich zurück zum Auto ging, war es leer. Der Gatte war mit Signorino auf dem angrenzenden Spielplatz. „Tutto bene?“ [Alles gut?], fragte der römische Gatte mitfühlend. Ich nickte knapp. Dann hielt er mir ein gepflücktes Gänseblümchen unter die Nase. „Für dich!“, grinste er. „Das ist ja wohl das Mindeste!“, näselte ich. Nach weiteren 20 Minuten auf dem Spielplatz gaben wir Signorino zu verstehen, dass es Zeit wäre für ein Mittagessen. Dreißig Minuten später saßen wir wieder im Auto (respektive Stau). Nur noch einmal brüllte das Kind und das war kurz vor Frankfurt. Man konnte bereits den Messeturm sehen, doch das wusste das Kind nicht. Wir fuhren raus, ich trug das Kind zwanzig Minuten lang über den Rastplatz, es beruhigte sich, wollte nicht mehr in den Kindersitz, schimpfte sehr, ließ es sich dann aber doch gefallen und die beiden Herren im Fond bespaßten sich gegenseitig.

Daheim schrieb ich nach München: „Wir kommen gerne wieder. Aber nicht mehr mit dem Auto!“

Gewitter?

Oh ja. Die ersten Tage im Süden Deutschlands waren geprägt von Regen und Gewittern. Hier ein paar Impressionen.

Im botanischen Garten – München Ost

Die Münchner und München-Kenner werden die Stirn runzeln bei dieser Überschrift. Aber es gibt doch überhaupt keinen botanischen Garten im Münchner Osten? Da haben Sie absolut recht.

Jedoch kann man den Garten meiner Eltern durchaus als botanischen Garten bezeichnen, so viel gibt es zu entdecken. Ein Glück bin ich nur Besucher und nicht der Gärtner, aber auch das soll, laut meiner Mutter, sehr bereichernd sein. Übrigens: Der Eintritt war kostenlos. 😉

Ein weiterer Pluspunkt war, dass Signorino mit Gießkannen, Eimern und Wäschekörben voller Wasser nach Herzenslust planschen konnte, was vermutlich in nur wenigen botanischen Garten weltweit erlaubt wäre.

In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen ein staufreies und angenehmes Wochenende!