Es ist Samstagnachmittag. Ein kleiner Haufen Kind liegt auf dem Sofa. Er ist in den ersten zehn Minuten seiner Zeichentrickserie eingeschlafen.
Vollkommen erschöpft fielen ihm die Augen zu. Ich kann ihn verstehen, denn es war wirklich aufregend im Zoo. Jetzt, mit 2,5 Jahren interessiert er sich für Gi-affe, Pinnuin und Zeb-a. Zugegeben, einen Kollateralschaden musste eine arme, zufällig vorbei flanierende Ziege verbuchen, was mir wiederum sehr Leid tat.
Als es passiert war, starrten die Ziege und ich uns entsetzt, um Fassung ringend, an. Hätte die Ziege sprechen können, sie hätte mit aufgeregt-zittriger Stimme “Das hat er nicht wirklich getan?!” gefiepst. Aber ja, mein Ableger hat das wirklich getan und der armen, zutraulichen Ziege kräftig in die kalt-feuchte Nase gekniffen. Und ja, das hätten wir beide nicht erwartet und es tat mir furchtbar Leid für die Ziege. Entschuldigend wollte ich sie am Bauch tätscheln, doch sie trabte beleidigt davon. Vermutlich brachte sie sich in Sicherheit vor dem neugierig kneifenden Menschenkind. Wer weiß auf welche Ideen Signorino noch gekommen wäre, wäre die Ziege stehen geblieben?
Zuvor, sonst hätte ich den Sohn gar nicht auf die Ziege losgelassen, tätschelte er eifrig andere Ziegen und machte „Wau!Wau!“. „Nein, nein.“, erklärten wir Eltern geduldig. „Das ist kein Hund. Das ist eine Ziege.“ Der Nachwuchs blieb beim „Wau!Wau!“, um schlussendlich das Tier mit “Ciao Ciao, Ziege!“ zu verabschieden. Irgendetwas blieb also doch hängen. Doch im Albanien-Urlaub vertiefen wir das Ziegen-Wissen noch etwas. Unser Lernziel wäre, dass der Nachwuchs weiß, dass es sehr untypisch für Ziegen ist, “Wau!Wau!” zu machen, sofern sie nicht von Hunden sozialisiert worden sind. Und selbst dann wäre es vermutlich eine erstaunliche Leistung seitens der Ziege.
Sehr gut haben uns übrigens die Seehunde gefallen, die der Römer und ich einstimmig für „foche”, oder auf Deutsch, „Robben“ hielten. Eifrig begann ich daheim den Unterschied zwischen Seehunden und Robben zu recherchieren und hörte bereits beim ersten Satz wieder auf „Alle Seehunde sind Robben, aber nicht alle Robben sind Seehunde.“ Puh! Das wirkte wie der Anfang einer Sachaufgabe. Ich beschloss, dass diese Wissenslücke ruhig ungestopft bleiben könne und tat es mit einem “Man muss auch nicht alles wissen!” ab. Für Signorino gab es nur eine Definition für dieses unter Wasser verkehrende Tier: Fiiiiesch (mit langem I). Auch nach mehrmaligem Erklären bzw. zweisprachig auf ihn einreden (Foche! Robbe! Sono foche, amore mio! Das ist eine Robbe, mein Schatz! Vedi?! Foche!), blieb er dabei: Es war ein Fiiiesch!
Wir guckten noch bei den Okapis vorbei, bei einem Nilpferd, das Signorino als Stein bezeichnete und man ihm recht geben musste, denn das Tier lag mit dem Rücke zu uns vorm Wasserloch und bei aller Liebe: Es sah aus wie ein nasser Stein mit winzigen Stein-Ohren, die sich ab und an bewegten.
Die Erdmännchen verpassten wir diesmal, aber dafür guckten wir noch bei Gi-affe (das Kind kann kein R aussprechen) und Zeb-a (das R-Problem, wie gesagt) vorbei. Danach stärkten wir uns in der prallen Sonne mit den gesunden Klassikern der regionalen Küche: Chicken Nuggets und Pommes. So großzügig der Gatte auch beim Verteilen der Portionen war, so sparsam war er beim Ketchup. Einen Fingerhut voll Ketchup pumpte er aus einem großen Spender auf jede Portion Pommes und balancierte damit zu unserem Tisch. Daran erkennt man sie wohl, die kulturellen Unterschiede. Meine Pommes tragen normalerweise eine ordentliche Portion Ketchup auf dem Pommeshaupt. So viel, dass die direkt darunter verschütteten Pommes gar nicht mehr vor der Ketchup-Lawine zu retten sind und falls doch, nur mit einem Piekser gegessen werden können. Die römische Ketchup-Ration ist ein fingernagelgroßer Klecks, der einen irritiert fragen lässt, ob das Ketchup im Spender leer war. „Ma che! Era pieno! [Ach was! Es war voll!]“, sprach der Gatte und kaute auf einer nackten Pommes herum. Kurz überlegte ich, ob ich nochmal zur Ketchupquelle gehen sollte, aber ich arrangierte mich mit der verschwindend geringen Menge. Sparsam teilte ich sie mir ein, so dass ich fast ein Drittel der Pommes mit leicht benetzter Ketchup-Schicht essen konnte.
Dem Sohn war dieser Umstand schlichtweg egal. So gerne er ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten und Eis in rauen Mengen isst, so sehr widert ihn Fruchtsaft und Ketchup an. Ein gesunder Ausgleich, wenn Sie so wollen, oder einfach nur sein römisch-albanisches Erbgut, das keinen Bedarf für Ketchup (und Fruchtsäfte) sieht. So aß er viele, nackte Pommes und probierte die Chicken Nuggets, die er „Bäh!“ fand. Obwohl wir neben dem Eisstand saßen, fragte er dennoch kein einziges Mal “…oder Eis?”, was wir durchaus als Erfolg verbuchten.
Satt und glücklich guckten wir noch zum Bären. Neben dem Gehege stand eine lebensgroß nachgebildete Figur aus Plastik, mit der man sich fotografieren lassen konnte. Fälschlicherweise hielt ich diese freundliche Bärenfigur für einen Waschbären und habe nun, auch nach den irritierenden Blicken des Römers, den Beweis dafür, meine Sehstärke nächste Woche überprüfen zu lassen.

Es war ein sehr schöner Tag mit all dem Frankfurter Getier. Doch das Spannendste war für Signorino die Straßenbahn, die am Zoo vorbeifuhr. Würde das arme Kind nie Straßenbahn fahren dürfen, ich würde es verstehen. Aber wir fahren mindestens drei Mal die Woche Straßenbahn und drei Mal die Woche S-Bahn. Man möchte meinen, irgendwann wäre das Kind gesättigt vor lauter Straßenbahnfahrten. Aber dem war nicht so!
Zum Abschluss fuhren wir noch zwei Stationen mit der Straßenbahn und das war definitiv das Highlight des heutigen Tages für das Kind.
Haben Sie ein tierisch-feines Wochenende mit hoffentlich genug Ketchup zu Ihren Pommes!
Hach, wie erfrischend…. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Danke dir, liebe Bea! 🤩 Bei den Temperaturen brauchen wir alle etwas erfrischendes. 😄
LikeGefällt 1 Person
Ein Besuch im Zoo – oh oh oh oh 😉
🌈😘😎
LikeGefällt 1 Person
😄😘
LikeLike
Die Ketchup-Liebe ist hier in der Gemeinschaft sehr unterschiedlich ausgeprägt 🙂
LikeGefällt 1 Person
Oh, erstaunlich! Für mich als absoluten Ketchup-Fan unglaublich, dass Personen immun gegen Ketchup sind. 😄 Aber es ist wohl wie mit Nutella. Damit könnte man mich jagen! 😉
LikeGefällt 2 Personen
Der Frankfurter Zoo – es war der erste Zoo, den ich Anfang der 60ziger mit meinen Verwandten aus Sossenheim in meinem Leben besuchen durfte – einwenig schmunzeln mußte ich schon, denn auch mir hatten es die Robben/Seehunde besonders angetan.
Der zähnefletschende, auf und ab laufende Tiger ist mir noch in Erinnerung.
Wenngleich ich schon damals einwenig haderte, da ich nicht verstehen konnte, wie man sooo viieele Tiere einsperren konnte.
Der Frankfurter Zoo mit seiner belebten Geschichte ist für mich heute noch immer wieder eine Reise wert. Schönes Restwochenende
lg Meggie
LikeGefällt 1 Person
Danke fürs Teilen dieser wunderbaren Erinnerungen, liebe Meggie. Und du hast natürlich recht: So viele eingesperrte Tiere – das ist wahrlich ein Punkt, seinen Zoobesuch zu überdenken.
Solltest du wieder einmal die Gelegenheit haben den Frankfurter Zoo zu besuchen, ist am Wochenende definitiv ein Online-Ticket zu empfehlen, um der Wartezeit zu entgehen. 😃 Hab ein entspanntes, tierisch-schönes Wochenende! Liebe Grüße, Eva
LikeGefällt 1 Person
Puh, ich fürchtete, die Ziege hätte den Ketchup abbekommen. 😉
Das Fiiisch ist ein leone marino. Sagt der Gatte, Experte für Meerestiere. 😂
LikeGefällt 1 Person
Da hätte die Ziege erst Grund zum entsetzt Gucken gehabt. 😄 Zum Glück blieb sie verschont, liebe Anke!
Aha – ein leone marino also. Herzlichen Dank an deinen Gatten und dich! Wir werden nächstes Mal den korrekten Namen benutzen. 🤩
LikeLike
Ein übergriffiges Kleinkind. Da wartet aber noch viel Erziehungsarbeit auf elicottera 🤨
LikeGefällt 1 Person
Wem sagst du das! 😩
LikeLike
Meine waren bei unseren recht häufigen Besuchen in derlei Einrichtungen sehr an Schigöde, Rilla (oder Illa, sollte ein Gorilla sein) und anderen Tieren, die zwecks leichterer Aussprache dringend umbenannt werden müssen, interessiert. Spätestens bei Axolotl und Blaustirnamazone oder gar bei den ganzen dann wichtig werdenden Dinosauriern wars nämlich schwierig! Und wer jetzt glaubt, frühes Training bringt was: ein Sprößling, ich verrate nicht, wer, verwechselte noch in höheren Ausbildungsstufen die Tarsen der Insektenbeine und sagte Transen…
LikeGefällt 1 Person
Danke für diesen erfrischenden Kommentar (bei diesen Temperaturen 🥵). Ich musste sehr grinsen. Hinzu kommt, dass man als Eltern auch noch die korrekte Bezeichnung nennen sollte, was sich bei einer ausgeprägten Tiger-Löwen-Schwäche meinerseits nicht immer leicht gestaltet. Immerhin konnte Ihr Sprößling noch rechtzeitig aufgeklärt werden, dass Insekten über keine Transen verfügen. 😄
LikeLike