
[Die Auflösung von Tag 14 finden Sie, wie immer, ganz unten]
Fakt 15
Der Römer hat keinen Führerschein. Also, doch, irgendwie schon. Doch lassen Sie mich von vorne anfangen:
Der Römer machte mit 18 Jahren seinen Führerschein. Da ihm das alles zu lange dauerte in Italien (Fahrpraxis? Theorie? Nein danke!), flog er nach Albanien und nach ein paar, wenigen Fahrstunden, einer kleinen Theorieprüfung und ein bisschen bakshish hatte er seine Fahrerlaubnis in der Hand. Danach, auch dem Umstand geschuldet, dass er in Rom kein Auto brauchte, fuhr er nie wieder.
Nun ist es so, dass albanische Führerscheine in Italien problemlos anerkannt werden.
Die Jahre vergingen. Er wurde irgendwann 30 Jahre alt ohne jemals wieder hinter dem Steuer eines Fahrzeugs gesessen zu sein. Doch die fixe Idee ein Auto zu besitzen kam ihm in den Sinn. Mit 30 Jahren wäre nun die richtige Zeit. Außerdem schien ihm die Strecke von Trastevere (sein damaliger Wohnort) nach Testaccio (zur Arbeit), dem benachbarten Stadtteil, per pedes deutlich zu weit. Er kaufte sich ein hübsches, italienisches Auto und dachte, die Fahrpraxis käme von allein. Da er dennoch einen leichten Zweifel an seiner Fahrkunst hatte, kaufte er vorsichtshalber ein Auto mit Automatikgetriebe. Das bisschen Lenken wird keine Schwierigkeit darstellen, dachte er. Zwei Mal versuchte er sein Glück und steuerte das Auto durch die holprigen Straßen Roms. Nass geschwitzt kam er im anderen Stadtteil an und hatte den ganzen Tag Angst vor der Rückfahrt. Er steuerte das Vehikel abends wieder zurück, aber fragen Sie nicht wie. Nach diesen Versuchen stand das Auto noch 6 Monate vor seiner Tür und setzte Rost an. Dann verkaufte er es.
Hier in Deutschland ist die Rechtslage so, dass ein albanischer Führerschein nur die ersten sechs Monate gültig ist. Danach muss er die Führerscheinprüfungen (theoretisch und praktisch) erneut in Deutschland ablegen. Nachdem wir drei Mal auf einem Supermarkt Parkplatz außerhalb Frankfurts geübt haben und er meinen damaligen Kleinstwagen über den Parkplatz hüpfen ließ, dazu aber dem Auto die Schuld gab, ist er nun passionierter Beifahrer. Und wie es sich für einen Beifahrer ohne Fahrpraxis gehört: Er weiß nicht wovon er redet, gibt aber gerne und oft Tipps.
Den Führerschein möchte er nicht machen. Er wartet lieber bis Deutschland seine Fahrerlaubnis irgendwann anerkennt. Wenn es soweit ist, kaufe ich ihm einen elektrisch betriebenen Krankenfahrstuhl bis 25 km/h. In mein Auto setzt sich der Kerl auf alle Fälle nicht ans Steuer!
Was meinen Sie? Ist die Geschichte wahr, dass sich jemand ohne Fahrpraxis ein Auto in Rom kauft? Oder ist die Geschichte meiner blühenden Fantasie entsprungen?
Reise 15
Weihnachten vor Jahren wurde ich aus der Bereitschaft angerufen. „Frau Farniente, Sie Glückspilz, es geht für Sie nach Nagoya, Japan. In 1,5 Stunden geht’s los. Viel Spaß!“ kündigte mir die nette Einsatzleiterin meines Arbeitgebers an. „Mensch, ich Glückspilz.“ dachte ich zynisch und zog meine Uniform an.
Heute geht es für uns nach, na? Nagoya! Genau!
Flugzeit ab Frankfurt: 11 Stunden 25 min
Taxikosten ab Nagoya Flughafen ins Stadtzentrum: ca. 14500 Yen (114 Euro circa)
Sehr schön war das Hotel Hilton Nagoya*. Die Zimmer sind für japanische Verhältnisse geräumig, die Klobrille beheizt, außerdem spielt sie Geräusche (Ich hätte tagelang auf dieser Toilette sitzen können). Sehr schön war die liebevolle Hoteldekoration zu Weihnachten. Eine riesige, winterliche Zuglandschaft wurde aufgebaut und auch hier hätte ich stundenlang Zeit verbringen können.
Da ich aber den inneren Drang hatte, auch etwas von Nagoya zu sehen, wagte ich mich aus dem Hotel. Dort werden Fahrräder kostenlos verliehen und wir düsten durch die Stadt. Unser Ziel war klar: Das Nagoya Castel* sollte es sein.

In flotten 25 Minuten waren wir dort. Zur Kirschblütenzeit wäre es sicher noch einmal ein anderes Farbenspiel und eine andere Atmosphäre gewesen, aber auch so war dieses Schloss sehr beeindruckend.




Auch die Penis Maske überzeugte mich. 😉

Übrigens, wer am Sakae Bus Terminal, Oasis 21 genannt, vorbeikommt, der kann hier wortwörtlich eislaufen gehen.
Und wo wir schon einmal hier sind, können wir gleich ins Running Sushi Restaurant NIGIRI NO TOKUBE @ OASIS 21 [Adresse: 1 Chome-11-1 Higashisakura, Higashi Ward, Nagoya, Aichi 461-0005, Japan] gehen. Ausgezeichnete Qualität, frischer Fisch, schöne Auswahl – was will man mehr?
Nachdem wir nun endgültig das kulturelle Programm abgehakt hatten, gingen wir zum angenehmen Teil über: Es ging zum 100-Yen-Laden (=1 Euro Laden) Daiso*. Hier finde ich immer etwas: von der beheizbaren Augenmaske über Geburtstagsdekoration bis hin zu schönen Tellern und Tassen. Stundenlang könnte ich hier Zeit verbringen.
Doch irgendwann habe auch ich es aus dem Laden geschafft und bin gleich wieder in den nächsten reinspaziert: Uniqlo. Was sich nach Waschräumen einer Hochschule anhört, ist ein sehr schöner Bekleidungsladen. In Japan ist die Qualität noch einmal um einiges besser als in Deutschland. Meine ultraleichten Daunenjacken habe ich noch heute. Um sich die Steuern erstatten zu lassen, würde ich Ihnen raten, ihren Reisepass immer mitzuführen.
Abends kann ich Ihnen, weit von der Stiefelspitze, ein italienisches Restaurant empfehlen: Die Antica Osteria Bacio. Ausgezeichneter Service, ansprechende Präsentation, italienischer Geschmack, der wirklich die toskanische Kochkunst nach Japan bringt. Es lohnt sich, wenn es nicht immer Sushi oder Ramen sein muss. Geführt wird die Antica Osteria von einem Italiener, der eine Japanerin geheiratet hat.
Auflösung von Tag 14
Bei mir wäre die Antwort klar gewesen: Rom statt einer Weltreise? Aber klar doch! Auch gerne ein Leben lang. 😉
Aber ist jemand noch so verrückt wie ich? Vielleicht jemand mit den gleichen Genen? Sie hatten für das Ja und Nein die tollsten Begründungen gefunden. Die Antwort lautet: Ja! Wir haben die große Rom-Leidenschaft von unserem Vater geerbt, der Rom seiner Aussage nach, vergöttert. Deswegen konnte sich Turtle von dieser Stadt auch nicht lösen. Noch heute träumt sie von ihrem Leben dort – in ihrem superattico (einer Wohnung in der obersten Etage), mit altem Lift und Dachterrasse.
Das stimmt bestimmt. Sich ausgerechnet in Rom ohne Fahrpraxis hinters Steuer zu setzen, ist schon todesmutig, ich glaube, dass er da den Schock fürs Leben bekommen hat. 🤦♂️
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😄😄😄 Eine Stimme für “Ja”. Ist vermerkt! Würde “der Römer” “der Saarländer” heissen, würde man sich an den Kopf fassen bei dieser Aktion. Aber dem Römer traut man es zu. 😄
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