“Come mai fa così freddo? [Warum ist es so eiskalt?]”, fragt der Mann mit einer erstaunlichen Ahnungslosigkeit. Er fragt es in etwa so, als ob er den Monat Mai der letzten sieben Jahre in Deutschland einfach übersprungen hat. Mit großen, verständnislosen Augen und auffallend ausgeprägter Gänsehaut steht er fröstelnd in seinem Polohemd vor mir und reibt sich theatralisch die Arme. “Na ja… das liegt vermutlich an den Eisheiligen!”, antworte ich und werfe einen warmen Woll-Cardigan über mein T-Shirt. “I santi dei gelati! [Die Heiligen der Eiscremes!] San Cioccolato, Santa Fragola e oppure San Pictacchio di Bronte! [Der heilige Schokoladeneis, die heilige Erdbeereis und natürlich der heilige Pistazieneis aus Bronte.] Nur das Wetter spielt nicht mit.”, lacht der Römer und denkt, dass ICH ihn auf die Schippe nehme.

“Nein, die heißen wirklich so. Eisheilige! Aber eher im Sinne von ghiaccio, Eis – nicht im Sinne von gelato, Speiseeis.”, schmunzle ich und ziehe mir sicherheitshalber die Leichtdaune über den Wollcardigan. “E’ come si chiamano, ’sti santi? [Und wie heißen sie nun, diese Heiligen?]”, will der Römer nun belustigt von mir wissen. Kurz bin ich versucht, mich seinem vorherigen Beispiel anzuschließen und den “Heiligen Zitrone-Basilikum”, sowie die „Heilige Sanddorn-Pfirsich” aufzuzählen, aber schließlich besinne ich mich auf meine auferlegte Rolle als germano-italbanische Integrationshelferin: “Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die kalte Sophie!” Zugegeben, ganz aus dem Gedächtnis konnte ich sie nicht wiedergeben und musste eine Suchmaschine nach den genauen Namen der Eisheiligen fragen “Quindi, a causa di loro fa freddo a maggio? [Also ist es wegen ihnen so kalt im Mai?]”, stochert der Gatte weiter bei mir nach. “Das ist so eine Frage wie <<War das Huhn zuerst da oder doch das Ei?>>. Ob sie nun der Grund sind oder es im Mai schon immer in unseren Breitengraden kalt war, kann ich dir nicht genau beantworten. Aber so oder so – die Lederjacke kannst du zurück hängen. Es hat 9 Grad.”, kläre ich meinen römischen Gatten auf. “No, no, non ti preoccupare.[Nein, nein, keine Sorge.] Ich habe bereits einen Blick aus dem Fenster gewagt und alle laufen mit kurzen Hosen und im T-Shirt herum.”, beschwichtigt mich der Römer. Ich lächle mild, schüttle den Kopf, nehme ihm die Lederjacke ab, suche aus der Garderobe einen dünnen Schal und seine Leichtdaunenjacke heraus und drücke sie ihm sanftmütig in die Hand. Zur Sicherheit bitte ich ihn, mir in Richtung Balkon zu folgen.
Von innen gucken wir nach draußen. Ein Feigenbaum steht draußen. Daneben ein Rosmarin und ein Thymian. “Fällt dir etwas auf?”, frage ich ganz direkt. Der Römer denkt nach. „Gli uccelli… [Die Vögel…] die machen immer von der Balkonbrüstung auf unseren Balkon. Das sieht echt nicht gut aus. Sollten wir mal putzen.“, setzt er an. „Neeeein! Nicht das.“, motze ich etwas pikiert zurück. „Denk mal an dich und deine Lederjacke.“ Nach einer kurzen Weile fällt der Groschen bei ihm. All die winterharten Pflanzen stehen fröstelnd auf dem Balkon, aber die südländischen Gewächse, wie z. B. die gelben Tomaten, starren mit uns vom Inneren der Wohnung nach draußen. Sie haben Glück und stehen im warmen Schlafzimmer. “Siehst du! Deswegen konntest du vom Fenster aus viele, winterharte Deutsche in kurzen Hosen und T-Shirts beobachten. Du aber bist ein südländisches Gewächs und ziehst dir bitte eine ordentliche Jacke an. Einer Tomate reicht im Mai eben keine Lederjacke. Sie braucht eine Leichtdaune – und einen Schal!”, erkläre ich dem Römer.

Endlich zieht das südländische Gewächs seine warmen Sachen an. “E se inizio di sudare? [Und wenn ich anfange zu schwitzen?]”, fragt er sicherheitshalber nochmal nach. “Dann ziehst du etwas aus. Das nennt man “Zwiebellook”.”, helfe ich ihm weiter. “Eine Zwiebel ist aber in der Regel winterhart.”, versucht der Römer nochmal einzuhaken. “Ja, aber nur, weil sie genug Schichten anhat. Sonst wäre das auch nicht der Fall.”
Ha fatto freddo e neve anche in Finlandia a fine aprile, ma adesso abbiamo sole e 20 gradi. Bisogna vestirsi come esige il tempo…che ci vuoi fare? Buona domenica! 🌞🌈
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Wow, neve ad aprile! 😱 Infatti, bisogna vestirsi bene. Qualche volta non basta la giacca di pelle. Ma mio marito insiste ancora qualche volta… “Xke a Roma fa caldo adesso!” “Eh si, ma noi viviamo a Francoforte, amore mio.”😄 Buona domenica (pieno di sole), cara Luisella!🦋☀️
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Grazie. C’è stato effettivamente un bel sole, abbiamo fatto 32km in bici. Per noi un piccolo record. 😉👋
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Wow! Per dirlo con lo slogan di Red Bull: (Il sole) vi mette le aliii! 😄
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Veroooo! 🙂 🙂 🙂
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Hach, was war das wieder für ein herzerfrischender und unterhaltsamer Beitrag, liebe Eva. Mein großer Dank geht an die Schriftstellerin, hinter der sich auch eine germano-italbanische Integrationshelferin verbirgt. Ich habe mich beim lesen köstlich amüsiert!
((👋😉👍))
Und jetzt kanns dann endlich auch mal warm werden, oder?
🌞
Sonnige Grüße Bea
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Das freut mich wirklich seeehr, liebe Bea. 😃 Ich hoffe, sobald die Kita-Eingewöhnung geschafft ist, wieder mehr lesen, kommentieren und schreiben zu können.
Hab einen feinen, sonnigen, t-shirtigen Sonntag! ☀️🌈
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Danke & dito! 🙋🏻♀️
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Schön, mal wieder von Dir zu lesen und viel Erfolg mit den🍅. „Easy Cheesy“? LGLore
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Danke dir, liebe Lore. Genau, die Easy-Cheesy-Methode habe ich diesmal ausprobiert und es ist genau so easy-cheesy wie du es letztes Jahr beschrieben hast. 🍅😃 Nochmal danke für den Tipp! LG und einen (hoffentlich) sonnigen Sonntag, Eva
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Das freut mich😊 Und ja, wir hatten Glück. Ab Mittag immer Sonnenschein🌞 Herzlichen Gruß Lore
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Das freut jetzt mich, dass ihr herrlichen Sonnenschein hattet! Liebe Grüße in den Süden ☀️
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Ich habe auch mal nachgeschaut und gelesen, dass die Kalte Sophie die Sophia von Rom ist, also praktisch eine gute Bekannte von ihm.😉
Herrlich, dein Text! Bin schon gespannt, wie du deiner südländischen Pflanze die Schafskälte erklärst.
Saluti aus dem verregneten Norditalien! (10 Grad waren es heute Morgen, immerhin.)
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Die Erinnerung an die kalte Sophie scheint beim Römer anscheinend komplett verblichen zu sein. Ich werde ihn nochmal höflich darauf ansprechen. 😄
An die Schafskälte habe ich noch gar nicht gedacht, liebe Anke. Das wird was! Ich hoffe, der Frühling und Sommer stellt sich bei euch bald ein, so dass die Regenjacke Pause hat und ihr euren Balkon nutzen könnt.☀️🦋 Ganz liebe Grüße!
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Und mir hat Motzpickel letzte Woche noch lang und breit erklärt das es die Eisheiligen nicht mehr gibt 😂🤣
🌈😘😎
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Für Motzpickel vielleicht nicht mehr, aber hier sind sie noch ganz präsent, liebe Trude! 😄 Hab einen feinen Sonntag und viel Ruhe 🌈😘
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Ach was – die Dame weiß nur immer alles besser 😱
🌈😘😎
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Ich bin schon gespannt auf deinen Reisebericht. Wenn ich mich recht erinnere, dann war sie auch dabei, oder? 😮
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Ja – ganz genau
🌈😘😎
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Auch hier in Wien frieren wir – oder besser: wir bekommen nasse Füße, denn es regnet andauernd. Aber so bekommt der Neusiedlersee, der voriges Jahr schon fast ausgetrocknet ist, wieder etwas mehr Wasser. Hoffentlich regnet es morgen nicht weiter. Denn die Bauernregel besagt, wenn es zur Kalten Sophie regnet, wird es die nächsten 40 Tage regnen. Dann ginge der See wohl über (und einige Keller in der Umgebung ebenfalls!
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Ich drücke die Daumen, dass es keine 40 Tage regnet und der Neusiedlersee über die Ufer und in die Keller tritt! Ein bisschen Regen, ein bisschen Frost in Ehren – aber der Sommer darf sich ganz gemächlich auf den Weg machen. So oder so: Einen angenehmen Sonntag im Trockenen!
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Ganz unrecht hat der Römer ja nicht. Ich kann mich nicht erinnern jemals am 8. Mai noch unseren Kachelofen beheizt zu haben und ein paar Tage später Temperaturen um die 20 Grad erlebt zu haben. Ich vermute, dass auch diese Temperaturwechsel den Körper anstrengen und dadurch das Kälteempfinden verändert wird.
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Das stimmt allerdings. 🙁 Wobei ich mich an einen Juli vor 10 Jahren erinnern kann, in dem ich, in München wohnend, die dicke Daunenjacke anhatte. Das war vielleicht eine Überraschung!
Hoffen wir, dass sich die Temperaturen einpendeln (und vielleicht nicht bei 40 Grad) und liebe Grüße, Eva
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Schön wieder von dir zu lesen. 🥰
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Dito! Schön wieder von dir zu lesen. 😃💛
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