Der Römer auf Mission

“Wow, schau dir mal das Gewitter an! Das kenne ich so nur aus dem Süden.”, sprach der Römer und verschwand wieder in der Küche. Signorino und ich bauten gerade ein Baumhaus aus Legosteine im Wohnzimmer.

Ich hob den gar nicht mehr sooo kleinen Kerl hoch und wir gingen zum Fenster. Wow! Da kam ganz schön viel Regen runter.

Und dann sah ich es! Mitten auf der Straße. Ein “Ach du Sch…!!” rutschte mir bei diesem Anblick heraus, nur um dann Sekunden später panisch nach dem Gatten zu rufen!

“Amore!”, rief ich in die Küche und wartete auf eine römische Reaktion. Doch es geschah nichts. “AMORE!!!!!”, brüllte ich nun deutlich lauter. Doch nichts! Keine Reaktion seitens des Ehemanns.

Ich setzte das Kind ab, sprintete in die Küche, riss dem ahnungslosen Mann die Kopfhörer vom Kopf und stotterte aufgeregt: “Das Planschbecken! Das Planschbecken steht mitten auf der Straße! MITTEN auf der Einbahnstraße!!!”

In aller Seelenruhe schlenderte der Mann zum Fenster. “Ma nooo! Non e’ il nostro! [Aber nein! Das ist nicht unseres!] Unseres hat Blumen auf der Seitenwand!”

Ich guckte nochmal ganz genau hin: Doch, das war eindeutig unseres. Erst vor ein paar Stunden planschte Signorino vergnügt darin. Die Schildkröte, die auf der Seitenwand abgebildet war, winkte mir von der leicht gefluteten Straße zu. Händeringend versuchte ich den Mann davon zu überzeugen, dass das an der Balkonwand aufgestellte Planschbecken vom Innenhof-Balkon durch den Autotunnel auf die Straße geweht worden ist. “Ma no! [Aber nein!] Wie soll das denn gehen?!”, widersprach der Gatte schon wieder. “Das wird von den Nachbarn über uns sein.”

In dem Moment raste ein schwarzer Smart auf unser Planschbecken zu. “Aaaah! Ein Smart! Der fährt es um! Nun tu doch was!!”, brüllte ich aufgeregt und sah zu wie der junge Fahrer erst ungläubig abbremste, um dann das Planschbecken mit seinem Auto sanft von der Straße zu stupsen. Die Beifahrerin machte große Augen und zeigte verwundert auf unser Becken.

Ich schnappte mir derweil meine Schuhe. Komme, was wolle, ich muss unser Planschbecken retten. “Dai! Vado io. Tranquilla! [Komm schon, ich gehe. Beruhig dich!]”, beruhigte der Mann mehr sich als mich. In aller Ruhe zog er sich die Schuhe an, nahm sich einen Schirm, überprüfte im Spiegel seine Frisur, drapierte zwei Strähnen kunstvoll am Hinterkopf, strich zwei weitere aus dem Gesicht und schlürfte nach draußen. Derweil rollte ein Renault an, der nur knapp an unserem Becken vorbeifuhr. “Mama?”, fragt derweil der Nachwuchs, “Können wir rausgehen? Hügelspielplatz?”. Ich streichelte ihm über den Kopf. “Nachher, Liebling!”, antwortete ich. Es regnete schließlich immer noch Bindfäden.

Derweil sah ich den Römer auf der Straße auftauchen. Ganz entspannt schlenderte er zum Becken, fischte es von der Straße und trug es hoch. Nach wenigen Minuten erschien er wieder an der Tür: “Bist du dir sicher, dass es unseres ist? Da waren doch Blumen drauf!”

“Nein, eine Schildkröte ist auf unser Minischwimmbad gedruckt.”, gab ich zurück und verwies auf die fröhlich winkende Amphibie. Meiner Sache sicher, nahm ich ihm das Becken ab und brachte es in die Badewanne zum Trocknen. Nochmal wollte ich es nicht auf den Balkon stellen. Wer weiß, wo es dann landen würde?

Als der Regen aufhörte und das Becken trocken war, verfrachtete ich meine Pflanzen in das Becken. So konnte es nicht wieder fliehen.

Mensch, was für eine Aufregung!

Schwimmbecken alias Mini-Piscina über Bord – es wurde direkt auf die Fahrbahn geweht.
Der zaghafte Retter mit roten Schirm naht! Ob er die Situation lösen kann?
Er fixiert sein Objekt und pirscht sich langsam (!) ran.
Und zack! Zugegriffen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!
So, der Übeltäter haut uns nicht mehr so schnell ab. Tomaten- und Physalispflänzchen erschweren dem Becken seinen Drang nach Freiheit.

13 Kommentare

  1. Hahahaaaa))) Das ist ja mal wieder Slapstick pur – danke, dass du uns daran teilhaben lässt und gut, dass du den Überblick behalten hast!
    Dein Amore hat ja wirklich die Ruhe weg. Dank deiner Schilderungen sehe ich ihn förmlich Haare zupfend vor dem Spiegel stehen. Jedoch nur schemenhaft, denn ich kenne ihn ja nicht.
    Was hat denn der Signorino dazu gesagt. War er nicht wild darauf, mit hinaus zu flitzen, um sein Mini-Piscina zu retten? 🙂
    Liebe Grüße Bea

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    • Wie sagt man so schön: Zu jedem Unruhepol braucht man einen Ruhepol. 😄
      Der Römer hat eben ganz andere Prioritäten: Ein Planschbecken, das womöglich gar nicht unseres ist? Egal! Aber die Nachbarn, die ihn mit nicht perfekt gestylten Haaren auf der Straße sehen? Nicht auszudenken. 😄
      Signorino fand zum Glück sein Legospiel interessanter. 😄
      Aber er hieß das Becken mit großer Freude wieder willkommen.
      Hab ein feines Wochenende, liebe Bea und ganz liebe Grüße an dich, Eva

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      • In dem Fall würde auch (Un)RuhePool passen)))
        Schön, dass ihr alle drei so gut harmoniert. 🤗
        Ich spreche da auch aus Eigennutz, denn sonst würden nicht solch herrliche Geschichten entstehen. 🤍
        Habt ihr auch ein schönes Wochenende – wir lesen uns! Viele Grüße Bea

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